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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung
Autoren: Kat Martin
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Oxford
Street gehen müssen.
    Matthew
trug seine Uniform, die goldenen Epauletten blitzten, die Messingknöpfe waren
poliert, seine schwarzen Stiefel glänzten. Er kämpfte gegen seine Ungeduld an
und lächelte voller Vorfreude. Wenn alles so lief, wie er es geplant hatte,
dann wäre er in zwei Stunden bei Jessie.
    »Jessie«,
flüsterte er leise vor sich hin, nur um den Klang ihres Namens zu hören. Dann
schickte er ein kurzes Dankgebet zum Himmel, dafür, daß Gott ihm erlaubt hatte
weiterzuleben.
    Er hatte es
nicht geglaubt, nicht in diesen dramatischen Augenblicken, als das Schiff
überrannt worden war, er verletzt gewesen war und zusätzlich eine Kugel in die
Schulter bekommen hatte, was ihn kampfunfähig gemacht hatte. Aber die Männer
der Norwich hatten sich noch einmal gesammelt. Sie hatten ihn verteidigt
und die Spanier zurückgeschlagen. Sie hatten die San Justo erobert und
zusammen mit der übrigen Flotte Nelsons die Franzosen in einem erstaunlich
klaren Sieg geschlagen.
    Am Ende
hatten viele der Männer die Schlacht nur überlebt, um später in dem
orkanartigen Sturm, der vom folgenden Tag an über sie hereinbrach, zu sterben.
Sechs grauenvolle Tage lang hatte die Norwich in ihrem angeschlagenen
Zustand den tobenden Elementen getrotzt. Sie hatte die Männer, die sie liebten,
in die Sicherheit getragen.
    Und jetzt
fuhr einer von ihnen nach Hause.
    Matt
versuchte, den Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren. Er tigerte auf dem
Deck auf und ab. Seine Ungeduld war mit jedem Tag größer geworden, je näher er
von Gibraltar aus seinem Ziel London kam. Er sehnte sich verzweifelt danach,
Jessie wiederzusehen, um ihr all das zu sagen, was er inzwischen herausgefunden
hatte. Er wollte ihr sagen, daß er sie liebte.
    In den
Tagen nach der Schlacht hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Die richtige
Frau war, wie Graham es gesagt hatte, ein Gewinn und keine Verpflichtung. Sie
war ein Partner im Leben, jemand, der einem half, die Last zu tragen. Wie die
Mannschaft auf einem Schiff, arbeitete man als Team zusammen, unterstützte
einander in Zeiten der Not. Er stellte sich ein Leben mit Caroline vor und
erkannte, daß eine solche Frau eine Last war und kein Gewinn. Eine verwöhnte,
abhängige Frau und nicht eine, auf die er sich verlassen konnte.
    Matt
starrte den näher kommenden Lichtern entgegen. Er konnte es nicht erwarten,
Jessie endlich wiederzusehen. Er würde alles wiedergutmachen, er würde sie
glücklicher machen, als sie es je im Leben gewesen war. Wie er es ihr
versprochen hatte, kam er diesmal nach Hause, um für immer zu bleiben.

25
    Jessie beugte sich über das riesige
Himmelbett und schüttelte vorsichtig die Kissen hinter dem Kopf des Marquis
auf. »Und du bist auch ganz sicher, daß es dir gutgeht?«
    »Dieses
verflixte Wechselfieber«, brummte er. »Es kommt immer zu den unmöglichsten
Zeiten.« Er murmelte noch etwas, das sich wie ein Fluch anhörte, dann blickte
er zu ihr auf. »Natürlich bin ich in Ordnung. Geh du nur zu der Siegesfeier,
wie es der Admiral in seiner Nachricht gewünscht hat. Hoffentlich wird dein
lang vermißter Ehemann dort eintreffen, noch ehe der Abend zu Ende ist. Matthew
und ich werden uns dann halt erst morgen früh wiedersehen.«
    Sie blickte
zu Lemuel, dem alternden Kammerdiener von Papa Reggie, der kerzengerade an der
Tür stand. »Ich werde mich für Euch um ihn kümmern, Mylady. Ich verspreche
Euch, wenn Ihr zurückkehrt, werdet Ihr feststellen, daß er bestens versorgt
worden ist.«
    Sie
entspannte sich ein wenig bei diesen Worten. »Danke, Lemuel.« Der
Marquis fühlte sich nicht wohl. Deshalb mußte er darauf verzichten, die triumphale
Rückkehr seines Sohnes persönlich mitzuerleben. Doch sein leichtes Fieber war
schon wieder etwas gesunken, und er schien nicht ernsthaft erkrankt zu sein.
    Jessie
lächelte. »Also gut, dann werde ich gehen. Adam und Gwen werden jeden
Augenblick hiersein.« Sie beugte sich zu Papa Reggie und gab ihm einen Kuß auf
die Wange. »Oh, Papa Reggie, ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Bist
du auch sicher, daß ich hübsch genug bin?« Sie blickte an ihrem Kleid mit der
hohen Taille hinunter. Es war aus mitternachtsblauem Samt, besetzt mit Satin
und Straßsteinen.
    Der alte
Herr lachte vergnügt. »Meine Liebe, du bist eine Augenweide. Wenn Matthew sich
noch nicht ganz wieder erholt hat, dann wird er das auf jeden Fall in dem
Moment tun, wenn er dich sieht.«
    Sie
lächelte dankbar, warf ihm eine Kußhand zu und schwebte aus
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