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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung
Autoren: Kat Martin
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habe sie nach Hause gebracht. Sie hat mich
gebeten, hierher zurückzukommen und auf Euch zu warten. Sie wollte, daß ich
Euch warne ... ich soll Euch sagen, daß man die Wahrheit über sie herausgefunden
hat.«
    »Die
Wahrheit? Welche Wahrheit?« Das alles ergab keinen Sinn. Er konnte überhaupt
nicht mehr denken, die Sorge um sie brachte ihn fast um.
    »Ich habe
mich ein wenig umgehört, als ich zurückgekommen bin. Offensichtlich hat man
herausgefunden, wer ihre Mutter war ... daß Jessie in Wirklichkeit gar nicht
die entfernte Cousine Eures Vaters ist. Ich habe da zwar nur eine vage Vermutung,
aber ich würde sagen, Eure abgeblitzte Verlobte steckt hinter der ganzen Sache.
Wer auch immer es war, der sich die Mühe gemacht hat, das herauszufinden, er
hat gute Arbeit geleistet und den Ruf Eurer Frau gründlich ruiniert.«
    Matthew
schloß die Augen. Er versuchte sich zu fassen. Doch alles in seinem Inneren
drehte sich allein um Jessie. Er empfand mit ihr die bittere Enttäuschung, die
ihr seine sogenannten Freunde zugefügt hatten.
    »Das war
immer ihre größte Angst«, sagte er leise und wandte sich zur Straße um. »Ich
muß zu ihr. Ich muß sie aus London
wegbringen. Jetzt ist es nur noch wichtig, daß ich sie beschütze.«
    Er wollte
gerade eine Mietkutsche heranwinken, doch Wolvermont zupfte ihn am Ärmel. »Meine
Kutsche wartet, ich werde Euch nach Hause bringen.«
    Matthew
nickte stumm. Er konnte an nichts anderes denken als an Jessie. An den
grausamen Verlust, den sie fühlen mußte – er wünschte, er hätte bei ihr sein
können, als sie ihn am nötigsten gebraucht hatte.
    Matthew rannte die breiten Stufen vor der
Tür des Stadthauses von Belmore empor, sein Herz klopfte lauter, als seine
Stiefel auf der Treppe dröhnten. Nur eine einzelne Lampe brannte im Salon. Dort
suchte er gar nicht erst nach Jessie. Zwei Stufen nahm er auf einmal, als er
die Treppe schier hinaufzufliegen schien zu ihrem Zimmer. Aber das war leer.
Die Verbindungstür zu seinen Räumen war geöffnet. Schnell lief er hinüber:
nichts! Die Angst, die ihn mit eisigen Klauen gefangenhielt, wurde immer stärker.
    Eine kleine
Lampe brannte auf seinem Schreibtisch, der Docht war heruntergedreht. Das
spärliche Licht warf einen gelben Schein auf das Blatt Papier, das auf dem
Schreibtisch lag.
    Mit
zitternder Hand griff Matthew nach dem Papier, sein Herz war schwer. Er zwang
sich, die Worte zu überfliegen.
    Mein
Liebling, Matthew,
    Wenn Du
dies liest, dann werde ich nicht mehr da sein. Du wirst niemals ahnen können,
wie leid es mir tut, daß ich einen solchen Schaden angerichtet habe. Bitte
glaube mir, daß es niemals meine Absicht war, Dich zu verletzen und Deinen
Vater, der immer so gut zu mir war. Es ist grauenvoll, daß ich seine Zuneigung
und Freundlichkeit mit einem Skandal beantworte. Doch vielleicht kann der
Schaden, den ich angerichtet habe, dadurch wieder gutgemacht werden, daß ich
abreise.
    Mein
liebster Schatz, ich bitte Dich, erreiche eine Annullierung unserer Ehe, so
bald wie möglich. Sage einfach, daß ich Dich durch einen Trick dazu gebracht
habe, den Eheschwur zu leisten, daß ich Dich betrogen habe, so wie sie alle.
    Mach Dir
keine Sorgen um die kleine Sarah. Ich werde sie mitnehmen. Dadurch wird nicht
länger die Möglichkeit bestehen, daß ihre Vergangenheit Dich in Verlegenheit
bringen könnte. Noch einmal sage ich Dir, daß es mir unendlich leid tut. Du
sollst wissen, daß ich Dich immer lieben werde, aus tiefstem Herzen.
    Jessie
    Die Worte verschwammen hinter einem
Tränenschleier, bis Matthew schließlich gar nichts mehr sehen konnte. Er zerknüllte
das Papier in seiner Faust, seine Brust war so zugeschnürt, daß er kaum atmen
konnte. Er wandte sich um, ging zur Tür und die Treppe hinunter. Als er Ozzie
in der Eingangshalle erblickte, der ihm mit verstörtem Gesicht entgegensah,
blieb er stehen.
    »Wo ist
mein Vater?«
    »Im Salon,
Mylord.«
    Er ging
hinüber zum Salon, doch dort war alles dunkel. Erst dann bemerkte er, daß sein
Vater im Dunkeln saß. Mit wenigen langen Schritten war er bei ihm, an dem
Schaukelstuhl neben dem beinahe verglühten Feuer im Kamin.
    »Sie ist
weg«, sagte Matthew ohne weitere Einleitung.
    Der alte
Mann nickte nur. Der schwache Schein des erlöschenden Feuers zuckte über sein
von Kummer gezeichnetes Gesicht. »Was wirst du tun?«
    Der Schmerz
preßte Matthews Brust zusammen. »Was ich tun werde?« Ein bitteres Lachen
entrang sich seiner Brust. »Meine Frau und ein verängstigtes
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