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Staatsverschuldung

Staatsverschuldung

Titel: Staatsverschuldung
Autoren: Aloys Hanno u Prinz Beck
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Momentaufnahme der aktuellen Finanzsituation ist. Der Grund dafür ist rasch gefunden: Die zukünftigen Ausgaben und Einnahmen des Staates beruhen auf den aktuellen Gesetzen, und wenn sich diese ändern, dann ändern sich nicht nur die aktuellen, sondern auch die zukünftigen Einnahmen und Ausgaben. Ein Beispiel: Nehmen wir an, jedem Beamten stünde laut der aktuellen Gesetzgebung eine jährliche Pension von 25.000 Euro zu. Bei der Berechnung der impliziten Staatsschuld wird dieser Wert für den Berechnungszeitraum und pro Pensionär auf den heutigen Gegenwert abgezinst. Ändert der Staat aber nun die Gesetzgebung und kürzt die Beamtenpensionen, so reduziert er damit automatisch seine zukünftigen Ausgaben, mit entsprechenden Folgen für die implizite Staatsschuld – diese sinkt dann. Die implizite Staatsschuld ist also stets nur eine Momentaufnahme, die zeigt, wie stark sich der Staat in Zukunft verschulden wird, wenn er die aktuelle Finanzpolitik beibehält.
    Damit zeigt sich ein wichtiger Unterschied zwischen der expliziten und der impliziten Staatsverschuldung: Explizite Verschuldungkann der Staat entweder durch eine Rückzahlung der Schulden an die Gläubiger oder aber durch eine Zahlungsverweigerung (einen Staatsbankrott) beseitigen. Implizite Schulden hingegen kann er über finanzpolitische Reformen reduzieren, welche die zukünftigen Ausgaben des Staates vermindern oder seine zukünftigen Einnahmen erhöhen. Wenn der Staat die Beamtenpensionen, die gesetzliche Rente oder die Leistungen aus der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung kürzt, dann reduzieren diese Maßnahmen die implizite Staatsverschuldung. Man könnte diese Vorgehensweise mit einer gewissen Berechtigung auch als einen versteckten, teilweisen Staatsbankrott bezeichnen, denn schließlich nimmt der Staat hierbei früher getätigte Zahlungsversprechen zurück.
    Die implizite Staatsverschuldung entsteht also dadurch, dass der Staat seinen Bürgern Zahlungsversprechen macht – wie aber nimmt er seine expliziten, offen ausgewiesenen Schulden auf? Diese Frage wollen wir im nächsten Abschnitt klären.
4. Anleihen, Obligationen, Schatzbriefe
    Grundsätzlich nimmt der Staat seine Schulden an den internationalen Kapitalmärkten über so genannte
Staatsanleihen
auf. In Deutschland sind das beispielsweise die
Bundesanleihen,
in Großbritannien die
Gilts,
in den Vereinigten Staaten die
Treasuries.
Eine Staatsanleihe ist ein verbriefter Kredit. Der Kreditgeber überlässt dem Staat Geld und erhält im Gegenzug ein Wertpapier – die Staatsanleihe –, auf dem festgehalten wird, welchen Betrag er dem Staat geliehen hat
(Nennwert),
welchen Zinssatz der Staat für die Überlassung dieses Betrages zahlt
(Nominalzins)
und nach welchem Zeitraum der Staat das geliehene Geld wieder zurückzahlen wird
(Laufzeit).
In Deutschland haben die Anleihen in Abhängigkeit von ihrer Laufzeit verschiedene Namen:
    – Wer in eine
Tagesanleihe
des Bundes investiert, kann sein Geld täglich abrufen, es jedoch auch beliebig lange in dieser Anlageform parken. Der Zinssatz für diese Anleihe wird taglichberechnet und orientiert sich am Durchschnittszins im Interbankenhandel, dem so genannten EONIA-Satz.
    – Eine Laufzeit von einem oder zwei Jahren haben die
Finanzierungsschätze des Bundes.
Sie sind so genannte Diskontpapiere, die keine laufende Zinszahlung bieten. Stattdessen wird der Kaufpreis vorab um den Zinsbetrag reduziert. Man erwirbt Finanzierungsschätze also zum Nennwert abzüglich der Zinsen. Wer beispielsweise einen einjährigen Finanzierungsschatz mit einem Nennwert von 1000 Euro mit 1,6 Prozent Rendite erwirbt, kauft diesen zum Erwerbspreis von 984,26 Euro und erhält nach einem Jahr 1000 Euro zurück. Die Verzinsung entspricht damit der Differenz zwischen dem Nennwert und dem Erwerbspreis.
    –
Bundesobligationen
haben eine Laufzeit von fünf Jahren. Der Zinsbetrag wird jährlich ausgezahlt. Bundesobligationen werden an der Börse gehandelt – damit kann ein Anleger diese auch börsentäglich verkaufen, anstatt auf die Rückzahlung in Höhe des Nennwerts am Ende der Laufzeit zu warten (mehr dazu siehe unten).
    –
Bundesschatzbriefe
haben eine Laufzeit von sechs (Typ A) bzw. sieben (Typ B) Jahren. Dabei steigt die Verzinsung des Schatzbriefes jedes Jahr. Bei Typ B werden die anfallenden Zinsen postwendend in den Schatzbrief reinvestiert, bei Typ A werden sie jährlich ausgeschüttet.
    –
Bundesanleihen
gibt es mit Laufzeiten von zehn und dreißig Jahren,
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