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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos
Autoren: Manuela Martini
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schnell und setzte ein überlegenes Grinsen auf.
    „Was sollte ich damit zu tun haben?“
    „Die neuen Morde scheinen dem Mord an Patty Benson ja zu ähneln.“
    Er versuchte in ihren Augen zu lesen. Sie hatte ihn verunsichert.
    „Aber wenn Sie nicht in Darwin waren ...“ Sie lächelte, „...dann haben Sie ja nichts zu befürchten.“
    Er sah sie lange an . „Ich hab mich in Ihnen geirrt, Tamara! Sie wollen nur eine Story, wie alle Journalisten!“ In seinem Gesicht begann es zu arbeiten. „Wissen Sie, als ich Sie eingeladen habe, da ... da habe ich gedacht, es wäre schön, Sie näher kennen zu lernen … Sie haben mich interessiert … es gibt nicht viele Frauen, die mich interessieren …“
    „ Todd, ich …“ Sie war es, die log, die sich sein Vertrauen erschlich, die mit falschen Karten spielte …
    „Okay, ich mache Ihnen einen Vorschlag“, sagte er. „Sie wollten doch das Zimmer sehen, oder?“
    „Ja …“
    „ Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Zimmer.“
    „Glauben Sie, ich hab’ Leichen drin versteckt? Oder meinen Vater mumifiziert?“
    „Solange sie es mir nicht gezeigt haben …“, sie rang sich ein Lächeln ab.
    „Also, sehen wir uns das Zimmer an!“
    Sie zögerte, dachte an ihre Tasche und das Aufnahmegerät.
    „Haben Sie plötzlich Angst bekommen, Tamara?“
    Sie wollte ihre Tasche nehmen.
    „Die wird Ihnen nicht geklaut, lassen Sie sie ruhig hier. Oder haben Sie darin eine Waffe versteckt?“
    Sie ließ die Tasche am Stuhl hängen und folgte ihm durch den Flur.

6
    Shane hatte vergessen, nach Costarellis Schlüssel zu fragen. Jetzt stand er vor verschlossener Tür. Warum, Tony, hast du das Schloss reparieren lassen? Mit einer Taschenlampe bewaffnet, ging er um die Ecke, in der Hoffnung, ein offenes Fenster zu entdecken – und hatte Glück. Tony, ein Polizist, der vergaß, abzuschließen, der Fenster offen ließ …
    Beim Einsteigen wurde ihm mal wieder bewusst, dass er nicht mehr so gelenkig war. Er schaltete das Licht an. Durch das Bad ging er direkt ins Schlafzimmer. Das Bett war wie letztes Mal zerwühlt, getragene Kleider lagen herum, DVDs und Videokassetten lagen auf dem Boden.
    Er öffnete die Türen des Kleiderschranks, die genauso vergilbt waren wie die Wände. Ein paar ungebügelte Hemden und vier Poloshirts hingen nebeneinander, dazu eine blaue Windjacke. Der Schrank war viel zu groß für Costarellis Garderobe. Er bückte sich. Neben Sporttaschen und einem zusammengerollten Schlafsack fand er in der linken, unteren Ecke einen alten grauen Schuhkarton. Die Schrift war schon verblasst und die Pappe von der hohen Luftfeuchtigkeit aufgeweicht. Shane setzte sich aufs Bett und hob den Deckel. Sein Blick fiel auf eine weiße, durchsichtige Plastiktüte. Er nahm sie heraus und breitete ihren Inhalt auf dem Bett aus: Ein dünner Stapel Fotos, Zeitungsausschnitte, ein längliches und ein sehr kleines, schwarzes Briefkuvert. Tony, welche Geheimnisse hütest du?, murmelte er und betrachtete zuerst die Fotos. Ein junger Mann in beigefarbener Polizeiuniform, sehr italienisch aussehend mit seinem schwarzen Haar und seinem dunkel gebräunten Gesicht, auf dem die Pockennarben kaum auffielen, hielt eine junge blonde und zierliche Frau im Arm. Beide lächelten glücklich. Im Hintergrund leuchtete türkisfarbenes Meer.
    Shane fiel ein, dass er Tony nie gefragt hatte, ob er mal verheiratet gewesen war. Er schätzte ihn auf diesem Foto kaum auf Ende zwanzig. Auf dem nächsten Foto hielt dieselbe junge Frau ein Baby im Arm. Weitere Fotos zeigten mal das Paar, mal Tony mit dem Baby. Auf einem Bild lachte ein etwa einjähriges pausbäckiges Mädchen mit dunklem Haar in die Kamera.
    Shane legte die Fotos auf den Nachttisch neben den Radiowecker und nahm sich die Zeitungsausschnitte vor. Der Name der Zeitung war abgeschnitten. Doch das Datum konnte er lesen.
    26. Dezember 1976
    Tragödie auf Bathurst Island
    Auf der westlichen der Tiwi-Inseln, auf Bathurst Island, wird seit vorgestern die zweijährige Mary-Jane Costarelli vermisst. Die Tochter des Polizisten Detective Tony Costarelli und seiner Frau Jane spielte im Garten hinter der Polizeistation.
    „Ich war in der Küche, habe den Truhthahn vorbereitet“, berichtet Jane Costarelli. Ihr Mann kam gerade von einer Inspektionstour zurück. „Ich rief Mary-Jane zum Essen herein, doch sie kam nicht.“
    Ein eilig zusammengestellter Suchtrupp kehrte am Abend erfolglos zurück. Nach wie vor fehlt jede Spur des kleinen Mädchens.
    Die Eltern sind
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