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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos
Autoren: Manuela Martini
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Handys riss sie aus ihren Gedanken.
    „Entschuldigung“, murmelte sie und griff zu ihrer Handtasche an der Stuhllehne.
    „ Kein Problem. Ich hab noch in der Küche zu tun.“ Er drehte sich um und ging hinein.
    Spencer war am Apparat. Sie hatte ihn gebeten, zum Flughafen zu fahren und sich um die Passagierlisten zu kümmern.
    „Ich hatte kein Glück, Tamara. Bei Qantas haben sie nichts rausgerückt, aber ich hab Paige, einer Bekannten, die bei Qantas in der Ticketabteilung arbeitet, auf die Mobilbox gesprochen. Sie soll dich anrufen, sobald sie was weiß. Ich hoffe, sie schläft nicht einen Samstagnacht-Rausch aus!“
    „Danke , Spence.“ Sie konnte ein Seufzen nicht unterdrücken.
    „Bist du sicher, dass ich nicht vorbeikommen soll?“
    „Was willst du hier tun? Händchen halten?“
    „ Vielleicht? Melde dich, wenn du Hilfe brauchst.“
    „Danke, Spence , und genieß den restlichen Sonntag!“
    H offentlich meldete sich Paige – aber welche Nachricht sie sich von ihr wünschte, wusste sie nicht. Sie ließ ihr Handy in die Tasche gleiten und sog die nach Eukalyptus duftende Luft ein. Warum war alles nur so kompliziert?
    „Und, gefällt es Ihnen hier?“
    Sie fuhr herum. Todd stand lächelnd hinter ihr und goss Champagner nach. Seine Nähe jagte ihr einen Schauer über den Körper. Zum ersten Mal stand er so nah, zum ersten Mal sah sie so tief in seine Augen, zum ersten Mal nahm sie seine Körperwärme wahr.
    „He, ist alles okay?“ Als er d as Glas an seine Lippen führte, fühlte sie sich hypnotisiert.
    „ Wollte Ihr Redakteur wissen, wie weit Sie mit der Story sind?“, „Nein, es waren meine Eltern. Ihr Fernseher ist kaputt.“
    Er lachte. „Das ist natürlich eine Katastrophe!“
    „Ja.“ Sie nahm noch einen Schluck. Tamara, du hast einen Job zu erledigen. Wenn du damit fertig bist, kannst du was anderes tun. Aber erst dann. Sie trat einen Schritt von zurück. „Erzählen Sie mir etwas über sich, Todd. Was haben Sie die letzten Tage so gemacht?“
    Kein Zögern, kein Zucken, nichts Verräterisches.
    „Ach, ich war ziemlich viel unterwegs.“
    „ An interessanten Orten?“
    „Nein, es war eher langweilig.“
    „Also keine schöne Stadt?“
    „ Welche Stadt finden Sie denn schön?“ Er sah ihr etwas länger in die Augen.
    „Sydney ist schön. Oder Darwin. Kennen Sie Darwin?“ Wie plump, Tamara!
    „ Ist mir zu feucht und zu touristisch.“
    „ Wann waren Sie zum letzten Mal dort?“, versuchte sie es erneut.
    „Sie sind w irklich sehr neugierig, Tamara.“
    „Ich bin interessiert“, sagte sie mit einem zweideutigen Unterton und erwiderte seinen Blick.
    „ Nun, dann sind Sie vielleicht auch an einem Steak interessiert? Ich habe nämlich Hunger.“ Er erwartete keine Antwort, trank sein Glas aus, stellte es auf den Tisch und ging hinein.
    Hätte sie ihn nicht doch ins Präsidium bestellen und dort befragen sollen? Ihr Vorgehen war nicht gerade professionell, und doch schien es ihr die einzige Möglichkeit zu sein, da sie weder hieb- und stichfeste Beweise noch die Unterstützung von Shane oder Tom McGregor hatte.
    Sie setzte sich an den runden Tisch auf der Veranda und beobachtete ihn, wie er die Steaks auf den Gasgrill legte. Warum sollte Tom nicht doch Recht haben? Und hatte Shane nicht schon einen Verdächtigen in der Mangel?
    „Worüber denken Sie nach, Tamara? Sind Journalisten immer so?“ Die Grillzange in der Hand sah er zu ihr herüber.
    Wären die Umstände andere, hätte sie sein Lächeln genossen und ihm endlich ihren wahren Beruf genannt. Doch so sagte sie nur:
    „Ich mache mir über Sie Gedanken.“
    „ Über mich?“, fragte er belustigt.
    „Ich frage mich, wie Sie wohl aufgewachsen sind und wie Ihr Vater war?“
    Er widmete sich wieder den Steaks auf dem Rost.
    „Mein Vater? Wie soll er schon gewesen sein? Wie viele Väter wahrscheinlich. Er hatte seine eigenen Vorstellungen von seinem Sohn. Er redete nicht viel. Eigentlich hab ich ihn nie richtig kennen gelernt. Niemand hat das. Selbst meine Mutter nicht. Sie hat es wahrscheinlich irgendwann aufgegeben, ihn zu verstehen.“
    „Und haben Sie Ihre Mutter richtig kennen gelernt ... und verstanden?“
    Er nahm eine Zange und drehte die Steaks um .
    „ Sie hat sich in ihre eigene Welt zurückgezogen.“
    „W oran ist sie gestorben?“
    Er kehrte ihr den Rücken zu. Hatte er ihre Frage nicht gehört oder wollte er nicht antworten? Sie wusste, dass es ihr eigentlich nicht zustand, eine solche Frage zu
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