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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht
Autoren: Wolfgang Ecke
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würde er, Balduin Pfiff, dem hageren Hauptbuchhalter helfen.
    Dabei fiel ihm gleich ein, daß sie noch gar nicht über das Honorar gesprochen hatten. Na ja, das ließ sich nachholen... nachholen... nachholen...
    Ei der Daus, wovon war er plötzlich nur so müde?
    Er legte den Zigarrenrest in den Aschenbecher, tätschelte sein gewölbtes Bäuchlein, holte auch den Rest seines satten Körpers auf sein herrliches Sofa und machte dort weiter, wo ihn Brommels Besuch unterbrochen hatte: Nrrrrch... Nrrrrrrch...
    So verging eine Stunde, eine zweite, eine dritte.
    O ja, schlafen konnte der kleine runde Detektiv wie kaum ein zweiter. Und selbst mit seiner Schnarchtechnik hätte er bei einer Schnarch-Olympiade Aussicht auf die Goldmedaille.
    Nrrrrchichichidsch... pfpfpfpf... Nrrrrchichichidsch... pfpfpf... tschiiiiipf...
    Und wenn behauptet wurde, daß Leute, die sich mit einem vollen Bauch zum Schlafen legten, schlecht träumten oder gar von Alpträumen heimgesucht wurden, dann traf das auf Balduin Pfiff nicht zu.
    Im Gegenteil...
    Nrrrrchichichidsch... pfpfpfpf... Nrrrrchichichidsch... pfpfpf... tschiiiiipf...
    Als kurz vor 21 Uhr unten auf der Straße eine Fehlzündung knallte, wachte er auf.
    Er sah auf die Uhr, schüttelte den Kopf und erhob sich. „Daß ich daran nicht gedacht habe“, murmelte er, fuhr in seine Pantoffeln und schlappte im Wiegegang in die Küche. Zehn Minuten später waren drei Brötchen und eine mittelgroße Schüssel mit selbstgemachtem Teufelssalat verputzt.
    Balduin Pfiff wandte sich der zweiten Tür links zu: seiner Dusche, Marke Eigenkonstruktion.
    Aus sechs Düsen gleichzeitig ließ er abwechselnd heißes und kaltes Wasser über sich hereinbrechen. Dabei quietschte, hüpfte, röhrte, brummte und schnatterte er, daß man meinen konnte, eine vierköpfige Familie spritze sich gegenseitig voll.

    Als endlich alle Rundungen trockengerieben waren, schlüpfte er zuerst in seinen rotgepunkteten Pyjama und anschließend — ins Bett!
    Schließlich war es dafür höchste Zeit. Nur ein ausgeschlafener Detektiv war auch ein guter Detektiv!

    Es war genau 22 Uhr 44, und Balduin Pfiff träumte gerade von einem Spanferkel braten mit Kartoffelklößen und Rotkohl...
    Rrrrrrr... Rrrrrrrr... Rrrrrrrr...
    Das Telefon!
    Rrrrrrr... Rrrrrrrr... Rrrrrrrr...
    Es drang bis in Pfiffs Traum.
    Rrrrrrr... Rrrrrrrr... Rrrrrrrr...
    Balduin Pfiff versuchte das schrille Geräusch aus seinem Spanferkeltraum zu verscheuchen. Er wollte es einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Doch je stärker das Klingeln in seinen Traum drang, um so mehr verblaßten Braten, Klöße und Rotkohl.
    Rrrrrrr... Rrrrrrrr... Rrrrrrrr...
    Er richtete sich auf, gähnte und starrte feindlich auf den schwarzen Apparat auf seinem Nachttisch.
    Rrrrrrrrr... Rrrrrrrrrr... Rrrrrrrrr...
    Er riß den Hörer von der Gabel und bellte in die Muschel: „Es ist Nacht, und ich bin nicht zu Hause!!“
    Penggü! knallte der Hörer auf die Gabel zurück. „Ausgerechnet jetzt... Unverschämtheit... Spanfeeeerkel... Heiliges Kanonenröhrchen, was mache ich jetzt mit dem vielen Wasser, das mir im Mund zusammengelaufen ist...“
    Balduin Pfiff schluckte es hinunter.
    Rrrrrrrr... Rrrrrrrr...
    Langsam richtete er sich auf. Und langsam tastete er nach dem Hörer. Und langsam nahm er ab.
    Und er sprach ganz leise und monoton: „Hier ist das Fundbüro!“
    „HerrPfifficherkenneSie, ich binsderBrommel...“ meldete sich Anton Cäsar Brommel atemlos. Das heißt, er meldete sich nicht, er brüllte ins Telefon, daß es dem kleinen verschlafenen Detektiv vor Schreck den Atem verschlug.
    „Bitte, Herr Pfiff, machen Sie keine Witze mit mir. Ich bin in größter Gefahr. Sie müssen sofort kommen! Man hat mir soeben einen Eilbrief zugestellt. Schreckliches wird geschehen!“
    „Der Napfkuchen...“ seufzte Balduin.
    „Was sagen Sie?“ schrie Anton Brommel voller Panik.
    „Nichts. Ich habe mich nur eben entspannt. Bitte tun Sie mir den Gefallen und schreien Sie nicht so!“
    „Ich bin restlos erledigt, Herr Pfiff!“
    „Sie haben also einen Eilbrief bekommen.“ Balduin Pfiff gähnte herzhaft. „Was steht denn so Aufregendes drin?“
    „Entsetzliches. Soll ich vorlesen?“
    „Bitte, ich bin ganz Ohr!“
    „Hier steht: Heute nacht null Uhr drei!“
    Pause.
    Tick-Tick-Tick-Tick-Tick machte der Wecker auf Pfiffs Nachttisch, und Schschschschsch... rauschte es aus der Muschel in dessen Ohr.
    Balduin Pfiff ließ sich samt Hörer auf das Kissen zurückfallen. „Sind Sie noch da?“
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