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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht
Autoren: Wolfgang Ecke
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dröhnte es aus dem Rosenweg. „Natürlich! Ich warte darauf, daß Sie weiterreden!“
    „Herr Pfpfpfiff... Das ist der ganze Brief. Ist das nicht genug?“ Anton Brommel tuschelte plötzlich heiser: „Drei Minuten nach Mitternacht will man mich umbringen!“
    „Das steht aber nicht in dem Brief!“
    „Was soll denn sonst um drei nach zwölf passieren?“
    „Ich bin kein Hellseher, Herr Brommel.“
    „Ich brauche Ihre Hilfe, Herr Pfiff!“ lamentierte der Anrufer. „Ich fühle mich keine Sekunde mehr sicher!“
    „Ist gut, Herr Brommel. Verhalten Sie sich ruhig, ich mache mich auf den Weg!“
    „Danke... Ich werde auf Sie warten. Bitte klingeln Sie dreimal kurz und einmal lang!“
    Balduin Pfiff legte auf und schob sich aus seiner Kissenpyramide. Spanferkel und Rotkohl waren vergessen. Er machte fünf Kniebeugen, hüpfte zehnmal auf der Stelle,
    schleuderte die Arme wie ein Kung-Fu-Kämpfer von sich und rollte anschließend zwanzigmal seinen Kugelkopf hin und her. Jetzt endlich war er putzpudelmunter.
    Fünf Minuten später stand er fix und fertig angekleidet vor dem Spiegel und zauberte aus seinem zerzausten Haarschopf eine Frisur.
    Er klemmte sich eine Zigarre zwischen die Zähne, stopfte „Kunigunde“ in die Innentasche seines Jacketts, verstaute Lupe, Taschenlampe und Pinzette, nahm seinen Schirm und machte sich auf den Weg.
    Mit normalem Links-zwo-drei-vier hätte der Detektiv bis zum Rosenweg mindestens fünfundzwanzig Minuten benötigt, doch da die Sache eilig war, legte er seinen sogenannten „Eilgang' ein.
    Links-zwo-drei-vier hämmerten seine großen Schuhe über den Asphalt.
    Links-zwo-drei-vier...
    Als er die Ecke Rilz- und Roßstraße passierte, warf er im Vorbeimarschieren einen raschen Blick zum 6. Stock der Roßstraße 24 empor.

    Dunkel! Natürlich! Typisch! Sein Freund Schulze schlief selbstverständlich schon.
    Links-zwo-drei-vier... Links-zwo-drei-vier... Polizeiinspektor müßte man sein. Dann könnte man jetzt auch im weichen gemütlichen Bett liegen und träumen. Balduin Pfiff ließ mit einem forschen Pfiff den Schirm um seine Hand kreisen.
    Schade, daß der Schulze so weit oben im Himmel wohnte. Vielleicht... Heiliges Kanonenröhrchen, vielleicht hätte ihm Balduin Pfiff sonst auch mal einen Stein an die Scheibe geschmettert... Hehehehehhihihihi... Naja, wenn schon keinen Stein, dann doch wenigstens ein Sternchen. Hehehehe, hihihihi, würde der pomadige Schulze aber Augen machen...
    Links-zwo-drei-vier...
    Neunzehn Minuten später bog er in den Rosenweg ein. Viel Grün gab es hier. Viele Bäume, Sträucher und Hecken. Nummer 22 — 20 — 18 — 16... Er drosselte das Tempo.
    Nicht mehr Links-zwo-drei-vier..., sondern nur noch Links-und-zwo-und-drei-und-vier...
    14-12-10 Stopp!! Das mußte es sein.
    Balduin Pfiff blieb im Schatten einer Garagenauffahrt stehen und musterte die Umgebung.
    Die Nummer 8 war ein eingeschossiges Einfamilienhaus, das von einem großen Garten umgeben war.
    Bis auf einen einzelnen Fußgänger, der einen kleinen Hund von Baum zu Baum führte, und einem abschiednehmenden Liebespärchen war niemand zu sehen.
    Eine ausgesprochen ruhige Gegend. Vielleicht sogar zu ruhig — oder??
    Nicht ein Fenster der Nummer 8 war beleuchtet.
    Balduin Pfiff überquerte die Straße, stieg mit einem akrobatischen Spreizschritt über die 50 Zentimeter hohe Hecke und huschte geräuschlos zur Haustür, die nur knappe vier Meter entfernt lag.
    Er drückte dreimal kurz und einmal lang auf den Klingelknopf. Sekunden später zischte es von jenseits der Tür: „Wer da?“
    „Ich, wer sonst!“ rief der Detektiv, der überhaupt keinen Gefallen an solchen Indianerspielen fand und dem der „tapfere Cäsar“ mitsamt seiner Angst langsam auf die Nerven zu gehen begann.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloß, und vorsichtig wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet.
    „Mann, Herr Brommel, nun machen Sie sich mal nicht in die Hose, ich bin’s wirklich!“
    Die Tür öffnete sich weiter, eine Hand packte Balduin Pfiff am Arm und zog ihn mit einem Ruck ins Haus. Der Detektiv hörte Brommels aufgeregtes Schnaufen und registrierte, wie der „tapfere Cäsar“ den Schlüssel zweimal im Schloß drehte und zusätzlich eine Kette vorlegte. Erst dann schaltete er das Licht an.

    Balduin Pfiff fuhr erschrocken zurück, als er keine zwei Zentimeter von seinen Augen entfernt den Eingang zu einem fingerhutgroßen schwarzen Tunnel sah.
    „Heiliger Papa, nehmen Sie gefälligst den Bärentöter von
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