Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
Autoren: Anna Tarneke
Vom Netzwerk:
würde mir das doch kein Mensch glauben!«
    Â»Ich kann es bezeugen!«, sagte ich, und der Arzt grinste schief. Demonstrativ strich er seine dunklen Haare aus dem Gesicht, , als wollte er sie aus der Gefahrenzone raushalten.
    Â»Na, dann los«, sagte er und machte sich in seiner gewohnt energischen Art auf den Weg.
    Als wir in den Behandlungsraum zurückkehrten, hielten Karim und Roger Händchen, und Karim versuchte, seinen Freund zu beruhigen.
    Â»Das geht bestimmt ganz schnell«, sagte er.
    Â»Ich hoffe!«, entgegnete Dr. H. »Kann nämlich auch eine etwas schwierigere Sache sein. Wenn der Schließmuskel einmal zu ist, ist er zu. Ich hoffe, wir müssen nicht operieren!«
    Die beiden jungen Männer machten ein entsetztes Gesicht.
    Â»Oh nein! Das wäre ja schrecklich!«
    Â»Und wir Idioten benutzen extra ein Kondom, damit die Gurke besser flutscht – wie doof!«
    Tränen liefen über Rogers Gesicht, und auch Karim war völlig aufgelöst. Verzweifelt strich er seinem Freund über den Kopf.
    Â»Ich bleibe für immer bei dir, Hase«, sagte er mit zittriger Stimme. »Egal, was passiert …«
    Â»Jetzt mal ganz ruhig«, sagte Dr. H. »Sie haben also ein Kondom benutzt?«
    Â»Ja«, schluchzte Karim. »Das ist jetzt natürlich auch weg …«
    Dr. H.s Miene hellte sich auf.
    Â»Ah! Sehr gut! Dann sieht die Sache schon besser aus! Dann haben wir eine Chance, das Kondom mit einer Pinzette zu fassen und auch den Rest gut rauszukriegen!«
    Dr. H. setzte sich zwischen Rogers Beine.
    Â»Haben Sie das schon mal gemacht?«, fragte Karim besorgt.
    Dr. H. verdrehte erneut die Augen, was außer mir glücklicherweise keiner sah.
    Â»Junger Mann«, sagte er dann. »Sie glauben gar nicht, wie oft ich das schon gemacht habe …«
    Dann begann er, Rogers Schließmuskel zu spreizen und mit einer Pinzette im Enddarm des jungen Mannes herumzusuchen. Eine unangenehme Prozedur, die wir ihm leider nicht ersparen konnten. Karim hielt die ganze Zeit seine Hand und strich seinem Freund immer wieder beruhigend über den Kopf.
    Â»Du machst das ganz toll«, sagte er leise. »Gleich hast du es geschafft, mein Schatz.«
    Irgendwie erinnerte mich das Ganze an eine Szene aus dem Kreißsaal.
    Nach einer Viertelstunde wurde Dr. H. endlich fündig.
    Â»Ich hab was! Ich hab was!«
    Vorsichtig zog er mit der Pinzette das Kondom in die Länge, bis er ein Stück davon mit seinen Fingern zu fassen bekam.
    Â»So, das war die halbe Miete. Jetzt der Rest.«
    Langsam zog er nun an dem Kondom – immer darauf bedacht, dass es auf keinen Fall riss.
    Â»Auuu!« Für Roger war das alles mehr als unangenehm.
    Â»Ja, rein geht besser als raus …«, ächzte Dr. H., der nun langsam die Gurke ans Tageslicht befördern konnte. Endlich war sie draußen.
    Â»So, das war’s. Ist noch nicht mal was eingerissen, alles glatt raus.«
    Die beiden jungen Männer waren erleichtert.
    Â»Und was lernen wir daraus?«, fragte der Doktor tadelnd.
    Roger und Karim schauten peinlich berührt zu Boden.
    Â»Benutzen Sie das nächste Mal Ihre Körperteile! Nie wieder kommt mir da irgendwas Externes rein, okay?«
    Roger und Karim nickten und murmelten leise »Versprochen« und »Abgemacht«.
    Â»Ich will’s hoffen«, sagte Dr. Claas H. und war im Begriff zu gehen. In der Tür drehte er sich noch einmal zu mir um.
    Â»Schwester Anna, schmeißen Sie die Gurke besser weg«, sagte er und ging.
    Die beiden jungen Männer schauten mich verstört an.
    Â»Warum sagt er das extra? Was wollten Sie denn sonst noch mit der Gurke machen?«, fragte Roger entgeistert.
    Â»War nur ein Witz«, versuchte ich zu erklären, doch ich war mir nicht sicher, ob sie mir glaubten.
    ***
    Ich kann verstehen, dass man den Humor von Ärzten gewöhnungsbedürftig findet. Aber manchmal muss man einfach ein paar Witzchen über die Dinge machen, die wir tagtäglich erleben, das gilt nicht nur für unsere Ärzte, das gilt für alle Mitarbeiter eines Krankenhauses. Nicht zuletzt ist Humor immer noch eins der besten Mittel, Abstand zu den vielen unangenehmen oder einfach nur absurden Geschichten zu bekommen, und es bedeutet beim besten Willen nicht, dass wir den Patienten dadurch weniger Empathie entgegenbringen.
    Solche Experimente wie die von Karim und Roger zum Beispiel kommen häufiger vor, und manchmal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher