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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
Autoren: Anna Tarneke
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braucht man einfach eine Prise Humor dabei – zumal sie ganz leicht anders ausgehen können.
    Das erlebte ich nur wenige Monate später, als Richard R. ziemlich blass in der Notaufnahme auftauchte. Der stark tätowierte 38-Jährige trug eine szenetypische Lederkluft und sah ziemlich mitgenommen aus.
    Â»Kann ich Sie irgendwo alleine sprechen, Schwester?«, fragte er und wurde rot – was so gar nicht zu seinem ansonsten betont männlichen Auftreten passen wollte.
    Â»Um was geht’s denn?«, fragte ich.
    Â»Ehrlich, ich würde es Ihnen lieber unter vier Augen sagen. Bitte.«
    Â»Also gut. Kommen Sie mit.«
    Ich ahnte schon, dass sich das Leiden von Richard R. vermutlich unterhalb der Gürtellinie abspielen würde. Also ging ich mit ihm in eine der Behandlungskabinen.
    Â»Wo drückt denn der Schuh?«, fragte ich ihn, als wir alleine waren.
    Â»Der Schuh drückt gar nicht, aber der A***«, sagte er und grinste schief.
    Â»Was ist passiert?«
    Â»Ich hab mir ’nen Dildo eingeführt …«
    Â»â€¦ und jetzt kriegen Sie ihn nicht mehr raus«, ergänzte ich seinen Satz.
    Er sah mich verwundert an.
    Â»Ja. Genau. Woher wissen Sie das? Kommt so was etwa häufiger vor?«
    Â»Andauernd. Wie lange steckt das Ding schon fest?«
    Â»Seit einer Woche.«
    Das kam allerdings nicht so häufig vor.
    Â»Sie laufen seit einer Woche mit einem Dildo im Po herum???«
    Er räusperte sich verlegen und nickte.
    Â»Ja. Zuerst wollte ich warten, bis die Batterie leer ist. Ich dachte, ich krieg es leichter raus, wenn das Ding nicht mehr wackelt. Das klappte leider nicht. Dann dachte ich, es wird beim K*** mit hinausbefördert. Aber auch damit war Fehlanzeige …«
    Â»Okay. Ich nehme an, Sie hatten somit außerdem seit einer Woche keinen Stuhlgang.«
    Er nickte. »Ich hab inzwischen ganz schön Bauchweh.«
    Â»Kein Wunder.«
    Ich rief Dr. Claas H. an.
    Â»Warum immer in meiner Schicht, Schwester Anna?«, seufzte er gespielt theatralisch ins Telefon und versprach, sich sofort in Bewegung zu setzen.
    Ich brachte Richard R. in den proktologischen Untersuchungsraum und bat ihn, sich schon mal frei zu machen und zu setzen.
    Â»Können Sie das Ding bitte schnell wieder rausholen?«, fragte Richard R. den Arzt, nachdem er ihn begrüßt hatte.
    Â»Ich werde es versuchen«, sagte Dr. H. und schaute sich das Dilemma genauer an. »Aber so wie’s aussieht, scheint der Apparat ja ziemlich tief drinzusitzen.«
    Â»Ich glaube, der hat sich in den letzten Tagen immer weiter reingeschoben«, jammerte Richard R. verzweifelt.
    Dr. H. versuchte wirklich alles. Über eine halbe Stunde hantierte er mit allerhand Geräten im Allerwertesten des Mannes herum und versuchte, den Dildo aus dem Enddarm zu befreien.
    Vergeblich.
    Unter Vollnarkose musste das Ding dann operativ aus dem Körper von Richard R. geholt werden. Eine Woche blieb er nach diesem schweren Eingriff bei uns im Krankenhaus, bekam unglücklicherweise noch eine Wundinfektion und musste weitere zehn Tage ein starkes Antibiotikum nehmen.
    Und das alles für ein paar Minuten Spaß mit einem Dildo.
    Deshalb hier mein Appell an alle experimentierfreudigen Leser: Bitte überlegen Sie sich gut, womit Sie etwas ausprobieren wollen! Verwenden Sie um Himmels willen niemals Gegenstände, die verschwinden könnten, Unterdruck erzeugen oder womöglich scharfkantig sind!
    Die Folgen stehen manchmal in keinem Verhältnis zu dem doch eher kurzen Vergnügen.

2
»Trink doch ene mit!« – Berauscht in der Notaufnahme
    I ch bin Krankenschwester geworden, weil ich Menschen helfen wollte. Kranken, verletzten oder hilflosen Menschen. Auch nach 17 Jahren in der Notaufnahme macht es mich noch glücklich, wenn ich Menschen in einer Notsituation zur Seite stehen und dazu beitragen kann, dass sie diese Momente gut überstehen.
    Womit ich als junge Schwesternschülerin nicht gerechnet hatte, war, sich um so viele berauschte Patienten kümmern zu müssen. Ob Alkohol oder illegale Drogen, im Vollrausch passieren einfach enorm viele Dinge, die in der Notaufnahme enden.
    Wie Sie sich vorstellen können, sind solche Patienten nicht unbedingt die einfachsten. Meistens fängt es schon damit an, dass der Unfallhergang kaum zu rekonstruieren ist. Mit 2,5 Promille im Blut lassen sich manche Sachen verständlicherweise schwer erklären.
    Bewusstlosigkeit und
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