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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel
Autoren: Lotte Kinskofer
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»Ich wollte eigentlich in den Himmel springen, aber hab dann doch 'ne Bauchlandung gemacht – wieder mal.«
    »Was hast du dir dabei gedacht?«
    »In dem Moment? Nichts.«
    Aus den Kopfhörern war noch die Musik zu hören.
    Muss nur noch kurz die Welt retten …
    148 Mails checken …
    Beide lachten.
    »Dein Vater ist so einer, oder?«
    Yoyo sah sie erstaunt an. »Woher kennst du ihn?«
    »Er stand gerade noch beim Arzt auf dem Flur.«
    »Er hat ihm bestimmt erklärt, was er tun soll. Er ist nämlich Experte für alles.«
    »Wenn man die Welt retten will, muss man das auch sein.«
    Sie sahen sich an. Fremd und vertraut zugleich.
    »Ich hab dir ganz schön viel Mist erzählt.«
    »War gar nicht leicht rauszufinden, wie du wirklich heißt.«
    »Ich lauf nicht gern mit dem Namen von dem Alten rum.«
    »Und deshalb lügst du?«
    »Hey, lügen doch alle.«
    Jamina entzog Yoyo ihre Hand.
    »Du machst es dir ein bisschen zu einfach.«
    Yoyos Augen wurden schmaler, ihr Gesicht verhärtete sich.
    »Dir ist doch egal, wer ich bin und wie ich heiß. Du willst nur noch wissen, ob was mit deinem Alexander war.«
    Ich will's wissen, aber doch nicht hören, dachte Jamina. Aber ich bin nicht allein deswegen da.
    »Gar nichts war, hörst du? Ich hab ihn angerufen wegen Nachhilfe und er ist gekommen. Das war's.«
    »Ihr habt euch zum Abschied umarmt und geküsst.«
    Yoyo grinste spöttisch.
    »Klar doch, weil ich dich gesehen hab. Wie du da gestanden und uns beobachtet hast. Da dachte ich: Du brauchst eine kleine Lektion in Sachen Vertrauen.«
    Jamina sah Yoyo entsetzt an und stand auf. »Alles nur ein Fake?«
    »Geile Show, oder?«
    »Wer sagt mir, dass du mich jetzt nicht anlügst?«
    »Tja, wer kann dir das garantieren?«
    Es war ein Fehler gewesen zu kommen, dachte Jamina und stand auf. Sie manipuliert mich wieder, sie will provozieren, sie möchte mich wütend machen. Aber ich mag diese Spielchen nicht mehr.
    Traurig ging sie zur Tür, ohne ein weiteres Wort.
    »Hey, warte! Sei nicht gleich wieder beleidigt!«
    Jamina öffnete die Tür.
    »Ich hab's nicht böse gemeint«, hörte sie Yoyo hinter sich.
    Sie wandte sich um. »Weißt du überhaupt, wie du was wann meinst?«
    Jamina ging am Bistro des Krankenhauses vorbei und überlegte, dort etwas zu trinken. Kranke Menschen, gesunde Menschen, Leute, die nichts von ihrer Krankheit wussten und solche, die auf ihre Diagnose oder ihre Behandlung warteten. Menschen in Freizeitkleidung, andere im Kittel, wieder andere im Morgenmantel. Einer hatte seine Infusion dabei. Einer den Arm im Gips, der andere saß im Rollstuhl. Jamina kaufte sich eine kleine Flasche Orangensaft im Minimarkt und setzte sich auf eine Bank vor dem Krankenhaus. Sie wollte nicht in dem Gebäude sein, aber irgendetwas hielt sie hier fest. Ihre Gedanken. Die immer noch bei Yoyo waren.
    Voller Mitgefühl war sie ins Zimmer gegangen. Der Tod der Mutter – er musste Yoyo sehr mitgenommen haben. War sie damals so aus der Bahn geflogen? Sie verdrehte und veränderte die Tatsachen, machte aus einem Verkehrsunfall ein Flugzeugunglück. Die Geschichten waren nicht echt, ihre Gefühle vermutlich schon. Die Verzweiflung, die Einsamkeit, die Verlassenheit.
    Was war wirklich mit Alexander gewesen? Ihre Beobachtungen, Yoyos Behauptungen, Alexanders Schweigen. Hatte Yoyo ihr Alexander weggenommen, hatte Alexander sich eingelassen, war es wirklich nur dieser eine Kuss gewesen, um sie zu provozieren, die heimliche Beobachterin?Egal, es war vorbei. Alexander war vorher schon auf Tauchstation gegangen und hatte seitdem gar nichts mehr von sich hören lassen.
    »Kann ich mich kurz zu dir setzen?«
    Jamina schreckte hoch. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Sie war zu sehr in ihre Gedanken versunken gewesen. Aber die hatten alle auch mit ihm zu tun.
    Alexander setzte sich, ohne eine Antwort abzuwarten. Jamina sah ihn nur kurz an, dann starrte sie auf ihre Saftflasche. Sie musste all ihre Kraft und Konzentration darauf verwenden, nicht zu weinen. Bloß nicht losheulen, gerade jetzt.
    »Wie lange ging das denn schon?«
    »Wir haben uns einmal zufällig im Englischen Garten getroffen, das hab ich dir doch erzählt.«
    Jamina nickte und legte die Hände um die Flasche, als müsste sie diese vor irgendetwas beschützen.
    »Sie hat mich gefragt, ob ich ihr nicht doch in Mathe helfen kann.«
    »Also bloß Nachhilfe …«
    »Erst schon.«
    Jamina brauchte einen Moment, um zu begreifen, was Alexander da gesagt hatte. Er sah sie ernst an.
    »Du
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