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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
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Sie, ich lasse mich von diesem Unsinn beeindrucken? Thespina ist weg, wir müssen miteinander reden. Kommen Sie auf der Stelle zurück!”
    Rosie knirschte mit den Zähnen. Warum hatte sie überhaupt angerufen? Sie schuldete weder Constantin noch Thespina etwas. “Nein, ich …”
    “Meinen Sie, ich hätte nichts anderes zu tun, als mit Früchtchen Ihrer Art meine Zeit zu vertun?”
    “Was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie reden?” schlug Rosie zurück. Sie kam allmählich in Fahrt. “Ich bin keine dumme Pute, mit der Sie umspringen können, wie Sie wollen! Lassen Sie sich gesagt sein, Sie Angeber, dass Sie mich mit Ihrem Gebrüll und Ihren teuren Klamotten absolut nicht beeindrucken. Ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, Ihnen jemals wieder zu begegnen!”
    Zitternd vor Wut hängt sie ein und nahm ihren Koffer. Was hatte sie erwartet? Anton hatte sie absolutes Vertrauen in die Menschheit zu lehren versucht, offenbar war das falsch.
    Jetzt war ihr Vater tot, sie konnte sich keine Gefühlsduselei mehr erlauben.
    Maurice tappte müde in die Küche. Er war über 1,90 Meter groß und hatte die Figur eines Preisboxers, aber die harte Arbeit hatte sogar seine enormen Kräfte erschöpft. Die wilde blonde Mähne hing ihm in matten Strähnen um den massigen Kopf. “Hast du vielleicht Bier mitgebracht, als du einkaufen warst?”
    Rosie sah nur kurz vom schmutzverklebten Herd auf, den sie gerade schrubbte, und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. “Bist du noch bei Trost?”
    “Du bist doch nicht etwa immer noch sauer?” meinte Maurice, ganz gekränkte Unschuld. “Du hättest anrufen sollen. Wenn ich geahnt hätte, dass du kommst, hätte ich Lorna gebeten zu putzen …”
    Empört fauchte Rosie: “Deine Schwester ist selbst voll berufstätig. Du solltest dich schämen, Maurice. Als wir hier einzogen, hast du versprochen, die Hausarbeit ehrlich zu teilen. Und kaum drehe ich mal den Rücken, lässt du das Cottage im Schmutz verkommen und verwandelst den Garten in eine Müllhalde!”
    Maurice scharrte verlegen mit den riesigen Füßen. “Ich habe nicht aufgeräumt, weil ich nicht mit dir gerechnet habe …”
    “Spar dir die Ausreden. Beweg deine gewaltigen Muskeln und schaff die zwei grässlichen Badewannen vom Rasen in den Schuppen!”
    Maurice grinste unglücklich. “Der Schuppen ist voll.”
    “Dann verkauf sie auf dem Flohmarkt. Hier ist keine Müllkippe!”
    “Auf dem Flohmarkt? Spinnst du? Die sind eine Menge wert”, rief Maurice entsetzt. “Für eine von denen bekomme ich mehr, als du in einer Woche mit deinem Nippes auf dem Markt verdienst!”
    Unwillkürlich musste Rosie lächeln. Vielleicht war sie wirklich ungerecht zu Maurice. Er war ihr bester Freund, seit sie dreizehn war. Sie seufzte. “Okay, geh erst mal duschen. Ich helfe dir dann, den Garten aufzuräumen.”
    Doch Maurice drückte sich weiter in der Küche herum. Er hüstelte. “Du … Ich wollte es dir schon gestern sagen, aber mir fehlten die richtigen Worte … Es tut mir ehrlich Leid, dass du deinen Vater so bald wieder verloren hast.”
    Rosies Kehle wurde eng. “Ja, er war ein wunderbarer Mensch”, murmelte sie. “Ich bin froh, dass ich ihn überhaupt noch kennen gelernt habe.”
    “Hm.” Maurice schien noch mehr auf dem Herzen zu haben. “Aber warum bist du so schnell wieder hier? Er hat dir doch sicher einiges hinterlassen?”
    “Darüber möchte ich nicht sprechen”, sagte Rosie knapp.
    “Hör mal, Rosie, du solltest nicht immer dicht machen, wenn es schwierig wird.”
    Rosie wurde rot. Sie drehte den Kopf weg. Es war unangenehm, an ihr früheres Verhalten erinnert zu werden.
    “Du kannst das Erbe nicht einfach ignorieren. Der Notar wird dich suchen lassen, dazu ist er verpflichtet”, fügte Maurice hinzu.
    “Da kann er lange suchen. Ich habe keine Adresse hinterlassen.”
    “Aber warum nimmst du nicht an, was dir zusteht? Du könntest den Marktstand aufgeben und den Antiquitätenladen mieten, von dem du immer geträumt hast”, beharrte Maurice. “Wir könnten vielleicht sogar meinem Onkel dieses Haus abkaufen.”
    Es steckt Maurice im Blut, sagte sich Rosie. Wenn er Geld witterte, kannte er keine Grenzen. Wahrscheinlich war er mit fünfundzwanzig Millionär, sein Unternehmen für Hausrenovierungen blühte jedenfalls.
    “Dein Vater wollte dir bestimmt ein sorgenfreies Leben bereiten”, fuhr Maurice überzeugt fort. “Oder fühlst du dich seiner Witwe gegenüber schuldig? Ich wette, sie ist bestens
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