Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
Vom Netzwerk:
hinzustellen!
    “Sie antworten nicht.” Constantin schien irgendwie nervös, nicht mehr ganz so selbstsicher. “Selbst wenn ich richtig liege mit meiner Vermutung, ändert das nichts an meiner Meinung von Ihnen. Aber ich müsste mich wohl für meine heftigen Worte entschuldigen.”
    Rosie hätte am liebsten laut gelacht, so absurd kam ihr die Situation vor. Woher diese plötzliche Kehrtwendung? Hatte Constantin wirklich Angst, sie könnte ihre Macht als Mutter von Antons Kind einsetzen, um seine Träume von einem reichen Erbe zu zerstören?
    “Ich versichere Ihnen”, setzte Constantin tonlos hinzu, “sollte es an dem sein, werde ich Ihren Anspruch mit jedem verfügbaren Test überprüfen lassen.”
    Das Ganze war wie eine Komödie, bei der sich jemand in völlig irrationalen Ängsten und Vermutungen verstrickt. Vor lauter Schreck vergaß Constantin sogar, was er zuvor selbst eingewendet hatte.
    “Wäre das für Thespina nicht ein ziemlicher Schock?” bemerkte Rosie mit trügerischer Sanftheit.
    Constantin sog die Luft durch die Zähne, seine Augen sprühten Gift und Galle. “Ihre Bosheit ist unübertroffen.”
    Rosie bereute ihre Worte sofort, das klang wirklich gemein. Zwar hatte sie einen Augenblick lang das Bedürfnis gehabt, sich an Thespina und Constantin zu rächen – aber wofür eigentlich? Verlegen schloss sie den Koffer und hob ihn vom Bett. “Ich bin nicht schwanger, Sie können ganz beruhigt sein. Und jetzt verschwinden Sie. Von meiner Seite haben Sie und Thespina nichts zu fürchten.”
    Von unten drang der Klang der Türglocke in das angespannte Schweigen im Raum.
    “Das wird mein Taxi sein.” Erleichtert ging Rosie an Constantin vorbei. Ihre Knie fühlten sich weich an, aber das plötzliche Gefühl von Überlegenheit gab ihr Kraft. Anton hatte seinen Ziehsohn falsch beurteilt. Constantin war keineswegs der unfehlbare, edle Mensch, als den er ihn immer hingestellt hatte.
    In seiner Gutgläubigkeit hatte Anton gemeint, Constantin würde eine leibliche Tochter aus einer früheren Beziehung mit offenen Armen aufnehmen. Rosie hatte es jedes Mal bezweifelt, wenn ihr Vater versicherte, Constantin wäre überglücklich, unversehens eine kleine Schwester zu bekommen. Immerhin war Anton so taktvoll, sie nie als Bruder und Schwester zu bezeichnen.
    Aber er erging sich mit Begeisterung in Reden über Familiensinn und -zusammenhalt, Familienehre, familiäre Verpflichtungen. Er hätte nie begriffen, dass Rosie sich eher die Hand abhacken würde, als sich irgendjemandem zu verpflichten. Außerdem war sie von Natur aus illusionslos.
    Constantin hatte auf die Vorstellung, Anton könnte ein Kind haben, genauso reagiert, wie Rosie erwartet hatte: schockiert, bestürzt, entsetzt. Er sah seine finanziellen Interessen gefährdet. Über solche Geldgier, ja, einem Menschen wie Constantin Voulos fühlte sie sich total überlegen. Sie hob das Kinn.
    “Lassen Sie die Tür zu!” befahl Constantin plötzlich.
    Rosie fuhr herum. Er stand mitten auf der Treppe, sein Blick war geradezu wild.
    “Wieso ..?”
    “Still!” flüsterte er mit einer herrischen Handbewegung.
    Rosie dachte nicht daran zu gehorchen. Sie ging zur Haustür und machte sie auf. Zu ihrer Verwunderung stand da nicht der Taxifahrer.
    Eine kleine, schlanke Frau in schwarzem Kostüm starrte sie aus großen, traurigen Augen an. Ihre olivfarbene Haut wurde zusehends blass. Unsicher trat die Frau einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. Constantins hohe Gestalt erschien hinter Rosie.
    Der Frau ihres Vaters persönlich gegenüberzustehen, war ein Schock für Rosie. Doch sie bemühte sich, ihr Erschrecken zu verbergen. Sie spürte eine schwere Hand auf der Schulter wie eine eiserne Fessel. Constantin sagte etwas in sanftem Griechisch, aber Rosie empfand die harte Anspannung in seinem großen, starken Körper, als er geradezu aufdringlich nah neben sie trat.
    Unvermittelt streckte die Frau ihre Hand aus und ergriff Rosies Finger. Sie betrachtete eingehend den Smaragd, dessen grüne Tiefen im Sonnenlicht schimmerten. “Der Verlobungsring der Estrada”, flüsterte sie. Dann sah sie auf. “Natürlich … Anton gab dir den Ring für sie! Constantin, wie konnte ich nur so dumm sein. Ich hätte es mir denken können. Aber warum hast du mir nichts davon gesagt?”
    Constantin atmete scharf ein, Rosie spürte seine Unruhe. “Es schien mir nicht der richtige Moment, eine Verlobung zu verkünden …”
    “So können nur Männer denken. Als würde mich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher