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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
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ich tot und begraben wäre!” fauchte Rosie. Sie empfand Maurices Angebot fast als Beleidigung.
    Das Fenster wurde zögernd geschlossen.
    “Anton ist kaum unter der Erde, und schon haben Sie den Nächsten im Bett!” Constantins Augen sprühten fast Funken vor Empörung.
    Rosie holte aus und versetzte Constantin eine so saftige Ohrfeige, dass ihre Finger sofort taub wurden. Verdutzt starrte Constantin Voulos sie an.
    Ein paar Sekunden herrschte Schweigen.
    “Ich habe endgültig genug von Ihren Beleidigungen”, zischte Rosie. Ihre unkontrollierte Reaktion hatte sie selbst überrascht. “Und wenn Sie mich anrühren, zerlegt Maurice Sie in Ihre Einzelteile.”
    “Anton hat er aber keine Prügel angedroht, wie?”
    Nun hatte sie sich doch hinter Maurices Stärke verkrochen. Was war mit ihr los? Sie horchte Constantins tiefer, samtiger Stimme nach und fragte sich, woher diese neue, andersartige Spannung kam, die plötzlich in der Luft lag.
    Constantin sah sie mit seinen dunklen Augen nachdenklich an. Sie konnte dem intensiven Blick nicht ausweichen, ihr Herz klopfte hart, eine Hitzewelle schoss durch ihren Körper. Instinktiv presste sie die Schenkel zusammen.
    “Das … das war etwas ganz anderes”, murmelte sie. Dieser zwingende Blick stellte Dinge mit ihr an, die ihr neu waren. Sexuelle Dinge, Gefühle, die sie erschreckten, aber auch aufregten. Sie konnte nicht mehr klar denken.
    Constantin Voulos trat einen Schritt zurück. Von seinem sehnigen Körper ging eine magische Anziehung aus. Er senkte die schwarzen Wimpern, und Rosie fühlte sich auf einmal allein gelassen, abgekoppelt von dieser Kraftquelle, die sie durchdrungen, vereinnahmt hatte. Sie zitterte.
    “Ich habe keine Zeit für Spielchen, Miss Waring. Ich gebe Ihnen zwölf Stunden zum Nachdenken. Danach werde ich massiven Druck ausüben”, sagte Constantin mit trügerisch sanfter Stimme, die ihr Schauer über den Rücken jagte. “Ich könnte Ihnen einige Schwierigkeiten bereiten. Sie wohnen hier zur Miete. Was würde aus Ihrem Marktstand, wenn Ihr Vertrag nicht verlängert wird?”
    Rosie traute ihren Ohren nicht. “Das können Sie nicht machen.”
    Mit einem schiefen Lächeln gab Constantin zurück: “Wenn ich könnte, wie ich wollte, würden Sie auf der Straße sitzen. Wir sprechen uns morgen.” Damit ging er.
    “Woher wissen Sie eigentlich, dass wir zur Miete wohnen?” rief sie ihm nach.
    Constantin drehte sich um. “Darf ich noch eine persönliche Bitte äußern?” sagte er sanft. Er ignorierte Rosies Frage. “Sie sind eine attraktive Frau. Nehmen Sie bitte eine Dusche, bevor ich wiederkomme.”
    In hilfloser Wut keuchte sie: “Oh Sie … Sie …”
    Die Tür der Limousine klappte mit einem satten Geräusch zu. In Rosies Kopf ging alles durcheinander. Sie stolperte ins Haus und fiel auf einen Stuhl am Küchentisch. Vor Wut und Frustration wäre sie am liebsten geplatzt. Dieser Mensch hatte ihr tatsächlich gedroht! Aber für ihn stand ja viel auf dem Spiel …
    Wie reich war Anton wirklich gewesen? Es hatte sie nie interessiert. Da waren ein Yachthafen, ein Hotel und eine Ladenkette in Griechenland. Seine Geschäfte in England drehten sich um gewisse Immobilien. Dieses unsinnige Testament! Aber es sah ihrem Vater ähnlich – impulsiv und überfürsorglich, so war er gewesen.
    Tränen brannten in Rosies Augen. Anton hatte so oft von Constantin gesprochen, voll Stolz, Liebe und Sorge. In Griechenland hatten Eltern ein gewichtiges Wort bei der Partnerwahl ihrer Kinder mitzureden, das hatte er Rosie erklärt.
    “Dabei bist du doch Spanier”, hatte sie geneckt.
    “Mallorciner”, stellte Anton richtig. Selbst nach vierzig Jahren Griechenland war er stolz auf seine Heimat Mallorca.
    Aber sie verabscheute Constantin Voulos! Sie ballte die Hände zu Fäusten. Hure, Hexe, Biest hatte er sie genannt. Und am unverzeihlichsten war der Vorwurf, sie hätte Anton so aufgeregt, dass er vorzeitig gestorben war. Ihr wurde regelrecht übel davon.
    Nein, sie würde sich nicht in die Enge treiben lassen. Rosie lächelte in sich hinein. Zum Glück war ihr Vermieter Maurices Onkel. Auf keinen Fall würde sie Constantin Voulos zum Schein heiraten, nur damit er auf seine Kosten kam.
    “Das war also Graf Dracula, richtig?” Maurice setzte sich ihr gegenüber und beäugte ihr hochrotes Gesicht. “In unseren Kreisen fährt niemand mit Chauffeur herum und bringt dich so aus der Fassung.”
    “Ja, das war Antons Liebling. Ich hatte nur vier Monate, und nicht
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