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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
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Kopf geschlagen. Wie kam dieser Mann zu so ungeheuerlichen Anschuldigungen?
    Voll Abscheu musterte Constantin sie. “Ich nehme an, Anton fühlte sich überfordert und beschloss deshalb, mir die Lösung des Problems zu überlassen.”
    “Ich verstehe nicht …”
    “Wie sollten Sie auch.” Constantins Mund war eine schmale Linie. “Sie glauben wohl, Anton hätte Ihnen ein Vermögen hinterlassen und Sie könnten sich bequem zurücklehnen. Aber Ihr Rechnung geht nicht auf. Anton hat Ihnen nichts vererbt.”
    Verblüfft runzelte Rosie die Stirn. “Aber Sie sagten doch …”
    “Anton hat mir sein gesamtes Vermögen vermacht, genau wie in seinem ersten Testament. Doch er hat eine Bedingung hinzugefügt. Ich bin sein Alleinerbe – aber nur, wenn ich Sie heirate.”
    “Wie bitte?” Ungläubig riss Rosie die Augen auf. “Sie sollen … mich heiraten?”
    “Offenbar weil er glaubte, Sie wären schwanger.” Constantin lachte rau und drehte ihr den Rücken zu. Er reckte die breiten Schultern. “Anton geriet in Panik und machte diesen unsinnigen Zusatz. Und warum? Er wollte unter allen Umständen sein Kind absichern, ihm einen legitimen Vater geben. Und er wollte nicht, dass Thespina etwas davon erfährt.”
    “Sie liegen völlig falsch”, warf Rosie hastig ein. “Unsere Beziehung war rein platonisch. Ich habe ihn nicht belogen. Ich …”
    “Für wie dumm halten Sie mich?” herrschte Constantin sie an. “Sie haben mit ihm zusammengelebt, er war vernarrt in Sie!”
    Rosies Beine zitterten. Sie ging zu der verwitterten Bank am Rand des ungepflegten Rasens und setzte sich erst einmal hin. Constantins Unterstellungen waren zwar verrückt, aber immerhin verstand sie jetzt die Zusammenhänge. Da Anton sie nicht öffentlich als seine Tochter anerkennen konnte, wollte er zumindest für ihre Zukunft sorgen.
    Und in seiner Angst war er auf diese wahnwitzige Idee verfallen! Er war eben ein traditionsbewusster Mann mit der festen Überzeugung, junge Frauen seien hilflose, zarte Wesen, die von einem starken, durchsetzungsfähigen Mann beschützt werden mussten.
    “So ein Testament ist doch sicher ungültig”, wandte sie leise ein.
    “Keineswegs. Aber ich wünschte, es wäre nie zu Papier gebracht worden”, bemerkte Constantin schroff. “Ich könnte es anfechten und würde wohl Recht bekommen, denn Anton verfügte nichts für den Fall, dass die Heirat nicht stattfindet. Damit würde das Vermögen in der Luft hängen. Doch ein Streit vor Gericht würde Thespina zu sehr belasten.”
    “Wieso weiß sie nichts von dem neuen Testament?” fragte Rosie verwundert. Das Ganze war so kompliziert, dass sie fast Kopfschmerzen davon bekam.
    “Es wurde erst vor zwei Tagen entdeckt, als Antons Sekretärin seinen Schreibtisch aufräumte.”
    “Aber Anton muss ihr doch auch etwas hinterlassen haben!”
    “Thespina ist sehr wohlhabend. Sie war mit ihrem Mann der Meinung, dass ich der Alleinerbe sein sollte. Andere Verwandte gibt es nicht.” Constantin lächelte grimmig. “Und Sie sollten in Ihrem eigenen Interesse einen Skandal vermeiden. Wenn Sie die Sache an die große Glocke hängen, bekommen Sie von mir keinen Penny.”
    Rosies Energie war wieder da. Sie sprang auf und schleuderte ihm entgegen: “Ich will ja überhaupt nichts!”
    Nüchtern musterte Constantin sie. “Wollen Sie den Preis hochtreiben? Vergessen Sie es. Wir werden heiraten, und als Gegenleistung bekommen Sie einen dicken Scheck und die Scheidung, sobald es sich arrangieren lässt.”
    “Das ist doch nicht Ihr Ernst!” Rosie kam sich vor wie in einem schlechten Film. “Meinen Sie wirklich, ich würde mich darauf einlassen, bloß damit Sie Ihre gierigen Pfoten auf Antons Vermögen legen können?”
    Im ersten Stock wurde geräuschvoll ein Fenster geöffnet. “Wo sind die Handtücher hin, Rosie?” rief Maurice herunter.
    Constantin trat einen Schritt zurück, um den halb nackten jungen Mann, der sich aus dem Fenster lehnte, besser sehen zu können. Rosie fand, dass Maurice aus dieser Perspektive wie eine blonde King Kong-Version aussah.
    “Oh Verzeihung”, murmelte Maurice, als er den eleganten fremden Mann erblickte und entzog seinen tätowierten Bizeps und die behaarte Brust den Blicken. “Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.”
    “Verflixt, wer ist das denn?” fuhr Constantin Rosie an. Sein Gesicht war dunkelrot.
    “Soll ich runterkommen, Rosie? Brauchst du Hilfe?” erkundigte sich Maurice.
    “Dich würde ich als Retter nur akzeptieren, wenn
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