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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff
Autoren: Stephen King
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kein Flugzeug.«
    »Was wollen Sie dann?«
    »Ich möchte wieder zwanzig sein«, antwortete er vorsichtig. »Ich möchte alle meine Entscheidungen noch mal fällen dürfen.« Er interpretierte Alberts Blick richtig und fügte deshalb schnell hinzu: »Ja, ich weiß, daß das nicht geht. So verrückt bin ich nun auch wieder nicht.«
    »Sie sind angeschossen.«
    »Ja.«
    »Ist das da das Ding, von dem Sie gesprochen haben?« Albert deutete auf die Batterie und die Zündschnur.
    »Ja. Ich hab’ die Kabel im ganzen Haus verlegt. Und in der Garage.«
    »Woher haben Sie den Sprengstoff?« Alberts Stimme klang freundlich, aber sein Blick war äußerst wachsam.
    »Den hab’ ich unterm Weihnachtsbaum gefunden.«
    Albert lachte. »He, das ist nicht schlecht. Ich werde es in meiner Story bringen.«
    »Schön. Wenn Sie wieder rausgehen, sagen Sie den Bullen, daß sie sich lieber verziehen sollen.« 
    »Wollen Sie sich wirklich in die Luft sprengen?« fragte Albert. Er war nur interessiert, sonst zeigte er keine Regung.
    »Ich denke darüber nach.«
    »Wissen Sie was, Mann? Sie haben zu viele Filme gesehen.«
    »Ich bin in letzter Zeit nicht mehr oft im Kino gewesen.
    Doch, ich habe den Exorzisten gesehen. Aber ich wünschte, ich wäre nicht hineingegangen. Wie weit sind Ihre Fernsehleute da draußen?«
    Albert spähte aus dem Fenster. »Ziemlich weit. Aber wir haben noch eine Minute. Sie heißen Dawes?«
    »Haben die Ihnen das gesagt?«
    Albert kicherte verächtlich. »Die würden mir nicht mal sagen, wenn ich Krebs hätte. Ich hab’s auf der Türklingel gelesen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, warum Sie das alles tun?«
    »Durchaus nicht. Es geht um die Baustelle.«
    »Die Autobahnbaustelle?« Alberts Augen fingen an zu leuchten. Eifrig kritzelte er etwas auf seinen Block.
    »Ja, genau die.«
    »Sie haben Ihr Haus einkassiert?«
    »Sie haben’s versucht. Aber das werde ich jetzt selbst erledigen. «
    Albert schrieb sich alles auf, klappte dann den Block wieder zu und steckte ihn in die Hosentasche zurück. »Das ist ziemlich dämlich, Mr. Dawes. Ist es schlimm, wenn ich Ihnen das so offen sage? Warum kommen Sie nicht einfach mit mir hinaus?«
    »Sie haben doch schon Ihre Exklusivstory«, antwortete er müde. »Was wollen Sie noch? Den Pulitzerpreis?«
    »Den würd’ ich sofort nehmen, wenn man ihn mir anböte.« Er lächelte fröhlich, doch dann wurde er ernst. »Kommen Sie mit mir nach draußen, Mr. Dawes. Ich werde dafür sorgen, daß man sich auch Ihren Standpunkt anhört. Ich werde …«
    »Es gibt keinen Standpunkt.«
    Albert runzelte die Stirn. »Wie bitte?« 
    »Ich habe keinen Standpunkt. Darum mache ich das hier ja.« Er spähte über den Sesselrand und blickte direkt in eine Kameralinse, die im Vorgarten der Quinns auf einem Dreifuß aufmontiert war. »Gehen Sie jetzt. Und sagen Sie ihnen, daß sie weggehen sollen;.«
    »Wollen Sie das Ding da tatsächlich zünden?«
    »Ich weiß es wirklich noch nicht.«
    Albert ging zur Wohnzimmertür und drehte sich dann noch einmal um. »Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor.
    Warum habe ich bloß immerzu das Gefühl, ich würde Sie kennen?«
    Er schüttelte den Kopf. Seiner Meinung nach hatte er Albert noch nie im Leben gesehen.
    Während er den Nachrichtenreporter beobachtete, der leicht geduckt über die Straße lief, um das Blickfeld der Kamera nicht zu verstellen, fragte er sich, was Olivia wohl in diesem Augenblick machte.
    Er wartete eine Viertelstunde. Die Schüsse waren wieder häufiger geworden, aber niemand hatte sein Haus von hinten überfallen. Der Beschüß sollte wohl nur ihren Rückzug in die Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite decken.
    Das Kamerateam blieb die ganze Zeit an derselben Stelle stehen und drehte gelassen. Dann fuhr der weiße Ford-Laster in den Vorgarten der Quinns, und der Mann hinter der Kamera faltete den Dreifuß zusammen, verzog sich damit hinter den Laster und fing von dort wieder zu filmen an.
    Dann flog ein röhrenförmiges, schwarzes Etwas durch die Luft, landete mitten in seinem Vorgarten und verströmte allmählich ein paar Gaswolken. Der Wind griff sie auf, blies sie die Straße hinunter ud verteilte sie gleichmäßig in der Luft.
    Eine zweite Bombe flog zu kurz, und eine weitere landete auf dem Dach. Als sie in Marys Begonien hinabfiel, atmete er ein paar Züge von dem Gas ein. Seine Augen und seine Nase füllten sich mit Krokodilstränen.
    Noch einmal kroch er auf Händen und Knien durchs Wohnzimmer und
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