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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff
Autoren: Stephen King
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miesen Trumpf auszuspielen. »Das lassen Sie lieber bleiben! Ich hab’ im ganzen Haus Sprengstoff verlegt!«  
    Er hielt die rote Krokodilklemme vors Fenster.
    »Können Sie das sehen?«
    »Sie bluffen!« brüllte der Bulle zuversichtlich.
    »Wenn ich dieses Ding an die Autobatterie anschließe, die hier neben mir steht, dann fliegt alles in die Luft!«
    Schweigen. Wieder eine Beratung.
    »He!« schrie plötzlich jemand. »He, schickt uns den Kerl her.« Er lugte vorsichtig über den Sessel und sah tatsächlich den Mann in der Jeans und dem Flanellhemd. Er lief direkt über die Straße, völlig schutzlos. Entweder war er in heroischer Weise von seinem Beruf überzeugt oder einfach nur verrückt. Er hatte langes, schwarzes Haar, das ihm auf den Kragen fiel, und einen dünnen, dunklen Schnurrbart.
    Zwei Bullen erhoben sich und wollten um die beiden im V aufgestellten Straßenkreuzer herumschleichen, unterließen es dann aber, als er ihnen eine Kugel über die Köpfe jagte.
    »Verdammt noch mal, was für ein Hurensohn!« schrie der eine von ihnen angewidert.
    Der Mann im Flanellhemd befand sich jetzt in seinem Vorgarten; seine Schuhe wirbelten kleine Schneewolken auf. Etwas zischte an seinem Ohr vorbei. Dann hörte er einen Knall und bemerkte, daß sein Kopf sich immer noch außerhalb der Deckung befand. Er hörte, wie der Mann an seiner Haustür rüttelte und, als sie nicht aufging, dagegenhämmerte.
    Wieder kroch er über den Fußboden, der jetzt mit Dreck und dem Putz von den Wänden übersät war. Sein rechtes Bein tat teuflisch weh, und als er an sich herunterblickte, sah er, daß das rechte Hosenbein vom Schenkel bis zum Knie durchgeblutet war. Er drehte den Schlüssel in der zerborstenen Tür um und schob den Riegel zur Seite.
    »In Ordnung«, sagte er, und der Mann im Flanellhemd stürzte ins Haus.
    Auch aus der Nähe wirkte er nicht ängstlich, obwohl er heftig keuchte. Er hatte eine kleine Wunde auf der Wange, wohl vom Schlag des Polizisten, und sein linker Hemdsärmel war zerrissen. Nachdem er den Mann hereingelassen hatte, kroch er schnell zu seinem Sessel zurück, nahm das Gewehr und feuerte blind zwei Schüsse durch das Fenster. Dann drehte er sich um. Der Mann stand in der Wohnzimmertür.
    Er wirkte unglaublich ruhig. Er hatte einen Notizblock aus seiner hinteren Hosentasche gezogen.
    »Also gut, Mann«, sagte er. »Was für eine Scheiße geht hier eigentlich vor sich?«
    »Wie heißen Sie?«
    »Dave Albert.«
    »Haben Sie noch mehr Filmmaterial in dem weißen Laster?«
    »Ja.«
    »Gehen Sie ans Fenster. Sagen Sie der Polizei, daß das Kamerateam sich auf dem Rasen der Quinns aufstellen soll. Das ist das Haus auf der anderen Straßenseite. Sagen Sie ihnen auch, daß Sie hier in Schwierigkeiten geraten, wenn die Sache nicht in fünf Minuten erledigt ist.«
    »Tue ich das?«
    »Sicher.«
    Albert lachte. »Sie sehen nicht so aus, als kämen Sie gegen die Zeit an.«
    »Reden Sie mit ihnen.«
    Albert stellte sich ans zersplitterte Wohnzimmerfenster, das ihn für einen Augenblick einrahmte. Er schien die Situation zu genießen.
    »Er sagt, mein Kamerateam soll sich auf Ihrer Straßenseite aufstellen!« brüllte er hinaus. »Wenn Sie es nicht erlauben, will er mich umbringen!«
    »Nein!« brüllte Fenner wütend zurück. »Nein, nein und noch …«
    Jemand hielt ihm offenbar den Mund zu. Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    »In Ordnung!« Das war wieder die Stimme von dem Bullen, der seinen Sprengstoff zuerst für einen Bluff gehalten hatte.
    »Erlauben Sie, daß zwei meiner Männer hinübergehen und sie herholen?«
    Er überlegte einen Augenblick und nickte dem Reporter zu. 
    »Ja«, rief Albert über die Straße.
    Eine kurze Pause, und dann rannten zwei Uniformierte unsicher die Straße entlang und auf die Fernsehwagen zu, die noch mit laufendem Motor wartend dastanden. Unterdessen waren zwei weitere Polizeiwagen eingetroffen, und als er sich ganz weit nach rechts beugte, konnte er sehen, daß die Crestallen Street am Fuß des Hügels abgesperrt worden war. Hinter den gelben Barrikaden hatte sich eine Menschenmenge versammelt.
    »Na gut«, sagte Albert und setzte sich in die Hocke. »Jetzt haben wir eine Minute Zeit. Was verlangen Sie? Ein Flugzeug?«
    »Flugzeug?« wiederholte er verständnislos.
    Mit dem Notizblock in der Hand schlug Albert mit den Armen, als wären sie Flügel. »Um wegzufliegen, Mann. Weit, weit weg.«
    »Oh.« Er nickte, um zu zeigen, daß er verstanden hätte.
    »Nein, ich will
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