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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman
Autoren: dtv
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unterstützen. Seine Frau verdankt ihr Leben einer inzestuösen Beziehung. Nicht gerade etwas, das man an die große Glocke hängt, wenn man es vermeiden kann.«
    »Ich muss immer wieder daran denken, in welchem Zustand sie war, als ich sie gesehen habe. Lily, meine ich.«
    »Sie glauben, dass sie es weiß?«
    »Irene zufolge ist sie im Bilde. Sie meint, die beiden haben es ihr am Tag des Unfalls erzählt.«
    »Ich frage mich, warum?«
    »Warum was?«
    »Warum sie das getan haben. Nach so langer Zeit?«
    »Vielleicht wollten sie es gar nicht. Vielleicht sind sie einfach damit rausgeplatzt.«
    »Oder sie konnten nicht mehr damit leben. Zumindest einer von beiden.«
    Lesley zögerte, verfolgte einen Gedanken. »Natalie hat Irene so ziemlich dasselbe gefragt. Warum sie die Bilder jetzt zeigen will und damit alles ans Licht bringt. Irene sagte, dass die ganze Sache sie erstickt und am Atmen gehindert habe. ›Ich muss es freilassen, bevor ich sterbe‹, so hat sie sich ausgedrückt.«
    »Und wie hat Natalie reagiert?«, fragte Helen. »Es muss sie doch schwer getroffen haben.«
    »Es hat sie umgehauen. Ihr wurde schlecht. Und dann   … ich weiß nicht. Sie war geschockt. Stumm. Ich habe sie noch nie so still erlebt.«
    »Die Arme.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen. Sich damit abfinden. Unter ihrem flippigen Äußeren ist sie ziemlich robust.«
    |411| »Ich hoffe, Sie haben recht.«
    »Sie haben doch gesagt«, fuhr Lesley fort, »dass es erklärt, warum Prince alles Erdenkliche tut, um die ganze Sache unter Verschluss zu halten   …«
    »Ja?«
    »Glauben Sie, es war Grund genug für ihn, Stephen töten zu lassen?«
    Helen atmete hörbar ein. »Wir haben gerade jemanden verhaftet.«
    »Prince?«
    »Mark McKusick.«
    »Wegen   … wegen des Mordes an Stephen? Das ist absurd. Ich glaube es nicht.«
    »Genau das habe ich auch gesagt. Aber ich fürchte, Sie müssen sich an den Gedanken gewöhnen. Es scheint nicht viel Raum für Zweifel zu geben.«
    »Aber Mark   … ich kann nicht   …«
    Mehr konnte sie nicht sagen.
    »Ich muss Schluss machen«, sagte Helen und legte auf.
     
    Helen machte sich Notizen von dem Gespräch, um sie an Will weiterzugeben, und sah sie gerade noch einmal durch, als es an der Haustür klingelte. Eine kleine Frau in einer flotten grünen Schürze stand vor der Tür und hielt einen Blumenstrauß in der Hand. Überwiegend Gelb und Lila.
    »Ja?«
    »Helen Walker?«, fragte die Frau.
    »Was gibt es?«
    »Die sind für Sie.« Sie hielt ihr die Blumen hin, aber statt sie zu nehmen, griff Helen nach der Karte, die daran hing. Ein Blick darauf genügte und sie schob sie zurück.
    »Falsche Adresse«, sagte sie.
    |412| »Nein, hier ist doch   …« Die Frau blätterte hektisch in ihrem Auftragsbuch. »Ich bin ganz sicher, es ist   …«
    »Nehmen Sie sie wieder mit. Geben Sie sie in einem Krankenhaus oder einem Altersheim ab, egal, wo. Nur nicht hier. Gehen Sie, machen Sie schon, gehen Sie.« Helen trat zurück und schlug der erschrockenen Frau die Tür vor der Nase zu.
    Zwei Stunden später rief er an. »Ich hoffe, die Blumen haben dir gefallen.«
    Mit einem Knall legte sie das Telefon ab und zog den Stecker aus der Wand, dann schaltete sie ihr Handy aus. Dar Williams lag immer noch in der Stereoanlage, sie drückte auf ›Play‹ und drehte die Lautstärke auf. In der Ginflasche war noch ein letzter Rest, im Kühlschrank fand sie etwas schales Tonic und eine halbe Limone. Helen machte sich einen Drink, zog die Vorhänge zu, streckte sich auf dem Sofa aus und schloss die Augen.
     
    »Ich möchte, dass Sie sich die ansehen«, sagte Will.
    Auf den fünf Fotos, die Moyles jetzt sorgfältig vor McKusick auslegte, war Stephen Bryans geschundener Körper in der Dusche zu sehen. Drei zeigten ihn von der Taille aufwärts, die anderen beiden waren Nahaufnahmen von Kopf und Gesicht.
    »Sehen Sie hin«, sagte Will noch einmal.
    McKusick weigerte sich und richtete seine Augen wieder auf die Stelle über Wills Kopf.
    »Sehen Sie sich das genau an«, sagte Will. »Das ist der Mann, den Sie geliebt haben.«
    Mit einer plötzlichen Bewegung fegte McKusick die Fotos nach rechts und links vom Tisch.
    Christine Costello berührte leicht seinen Arm.
    Nick Moyles hob die Fotos vom Boden auf.
    |413| »Ich denke, ich sollte Ihnen etwas mitteilen«, sagte Will. »Bevor wir hierher zurückgekommen sind, erhielt ich einen Anruf von den Technikern, die das Stück Holz mit Ihren Fingerabdrücken untersucht haben. Sie sagen,
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