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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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zwei, ist doch für die Gegend hier keine Zeit«, sagte er. »Eigentlich pennen die doch alle tagsüber und müssten jetzt so langsam den zweiten Kasten Union in Angriff nehmen, normalerweise.«
    Zuerst war der Summer zu hören, dann ein Klacken, und die Tür öffnete sich. Na also. Durch den Spalt der Wohnungstür links erwarteten die beiden zwei misstrauische, verquollene Augen unter einer zerstörten Frisur. Die Frau hielt den Bademantel unterm Kinn zusammen, blaue Blumen auf Rosa.
    »Adam, Kripo Dortmund.« Steiger hielt ihr seinen Ausweis hin. »Wir wollen nur ins Haus, Frau, weiterschlafen.« Auf dem Klingelschild hatte kein Name gestanden.
    Sie verschwand ohne ein Wort. Die beiden stiegen die Stufen nach oben, im nächtlichen Treppenhaus klang jedes Geräusch störend und laut und fremd.
    »Ganz oben?« Selbst Janas Flüstern zischte scharf über die Stockwerke.
    Steiger blieb auf halber Treppe zum fünften Stock stehen, schnaufte. Das funzelige Licht glänzte auf seinen Geheimratsecken, zog die Falten in seinem Gesicht nach.
    »Natürlich ganz oben, wo sonst?« Er stützte sich mit den Händen am Geländer ab. »Alter Hartz-IV-Adel. Schon Oppa Wenzel hat von der Stütze gelebt, wie alle in diesem Rattennest. Wenzel junior hab’ ich zum ersten Mal mit vierzehneinhalb hoppgenommen, als er seit fünf Monaten strafmündig war. Da haben wir ihm knapp dreißig Einbrüche nachgewiesen.« Seine Erinnerung kam wieder, er blickte geradeaus an die schmierige Wand. »Schon ein paar Jahre her. Komm!«
    Vor der Tür tippte er mit der Fußspitze auf drei Tropfspuren und feuchte Schuhabdrücke auf dem Grau der Fliesen. Er nickte seiner jungen Kollegin zu, klopfte heftig an die Tür.
    »Polizei, aufmachen!«
    Fünf Sekunden später dröhnte es erneut über alle Etagen, es dauerte nur einen Moment, bis eine Frau mit jungen Augen und altem Gesicht die Tür öffnete.
    »Gott zum Gruße, Frau Wenzel, Adam, Kripo Dortmund, Sie erinnern sich?«
    Steiger ließ ihr keine Zeit zum Erinnern, drückte die Tür auf, und sie standen in einem düsteren, stickigen Flur. Jana hatte die Hand an der Waffe. Im trüben Licht einer 25-Watt-Birne war zu erkennen, dass von dem Raum fünf Türen abgingen. Die direkt neben ihnen stand auf, im Dunkel war undeutlich ein Bett zu erkennen, auf dem etwas lag.
    »Wir suchen Ihren Sohn Benni, Frau Wenzel, er hat …«
    »Vorher muss ich Sie noch belehren«, sagte Jana, »dass Sie nichts aussagen müssen, Frau Wenzel, wenn Sie Ihren Sohn damit belasten sollten. Sie können sich einen Anwalt nehmen.«
    Sie sah dabei ihren Kollegen an. Dessen Blick ruhte weiter auf dem müden Gesicht der Frau.
    »Das weiß Frau Wenzel, hat sie schon öfter gehört, den Spruch, stimmt’s?«
    Frau Wenzel ignorierte Steigers Frage mit stillem Trotz.
    »Wir suchen Ihren Sohn, weil er wahrscheinlich Scheiß gebaut hat. Und wir wissen, dass er zu Hause ist. Sein Zimmer war doch da hinten rechts, richtig?«
    Als es an der Wohnungstür schellte, ließ Jana ein uniformiertes Pärchen herein. Man kannte sich, und sie brachte die beiden mit zwei Sätzen auf den neuesten Stand.
    Steiger ging zur Tür hinten rechts und klopfte. »Benni Wenzel, hier ist Thomas Adam von der Kripo Dortmund. Wir kennen uns.«
    Es tat sich nichts.
    »Ich komme jetzt rein.«
    Jana war mit zwei schnellen Schritten hinter Steiger, zog ihre Waffe, in dem Augenblick öffnete sich die Tür, und ein dunkelblonder Bursche in Unterhose und T-Shirt kam heraus, nicht besonders groß, aber drahtig und mit muskulösen Armen. Er kratzte sich am Kopf, tat verschlafen, aus dem weißen Kragen kroch an der linken Seite des Halses eine dreiköpfige Schlange, die etwas spie.
    »Guten Morgen, Benni«, sagte Steiger. »Na, neuerdings bei der evangelischen Laienspielschar Aplerbeck?«
    »Hä?« Benni Wenzel machte ein dämliches Gesicht.
    »Oder willst du uns ernsthaft erzählen, du hättest gepennt?«
    Steiger ging an ihm vorbei, machte Licht im Zimmer und hob die Klamotten auf, die vor dem Bett lagen. Er reichte sie Jana und einem der Uniformierten. Der Stoff war kühl und feucht. Aus einer der Hosentaschen pulte er ein paar Geldscheine, aus der anderen ein Handy.
    »Ist das deins?«
    Benni ließ sich Zeit mit der Antwort, tat gelangweilt.
    »Natürlich ist das meins. Müssen Sie mich nicht siezen?«
    »Sonst noch was? Siezen … Ich hab’ dich schon beim Scheißebauen erwischt, da hast du noch in die Windeln gekackt, wenn welche im Haus waren. Also …«
    »Äh, ich weiß
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