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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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überhaupt nicht, was ihr von mir wollt.«
    »Okay, zieh dich an, du bist festgenommen wegen gefährlicher Körperverletzung und schwerem Raub.«
    »Wegen des dringenden Tatverdachtes darauf«, sagte Jana und steckte ihre Waffe ins Holster am Hosenbund. Jetzt sah Steiger sie an, aber er schwieg. Während Benni sich anzog, durchsuchten die anderen das Zimmer, aber außer einem uralten Autoradio unterm Bett war nichts zu finden, auch das Messer nicht.
    Als der Junge wenig später im Flur vor den Augen seiner Mutter Handschellen angelegt bekam, konnte Steiger sehen, dass das Gesicht der Frau müde, aber ohne Schmerz war.
    »Was iss’n da los, Scheiße?«
    Die Stimme kam aus dem Dunkel des Zimmers gleich neben dem Eingang. Dem Zungenschlag nach tippte Steiger auf etwa zwei Promille, die kurzen Atemzüge klangen nach zweihundert Kilo und zwanzig Reval, mindestens.
    »Die Polizei ist hier. Sie holen deinen Sohn.«
    Aus dem Loch kamen ein gleichgültiges Grunzen und das kurze rhythmische Wippen einer Matratze, das entsteht, wenn sich jemand umdreht. Dann war es wieder still. Steiger sah, wie der Kollege in Uniform den Kopf schüttelte, aber er war auch der Jüngste.
    Als sie ihren Sohn hinausführten, stand Frau Wenzel mit verschränkten Armen da und schwieg, nur aus der Höhle kam noch ein Laut, der nach »Ruhe« klang.
    »Ihr habt’s auch immer auf dieselben abgesehen, was?«, fauchte sie Steiger schließlich an, der als Letzter die Wohnung verließ. Er blieb stehen und sah sie an. Ihre Augen waren tatsächlich jung, aber das lag vielleicht auch am Zorn.
    »Wir sind nicht die Bösen, Frau Wenzel«, sagte Steiger und blieb ganz ruhig dabei. »Aber ist doch ’ne alte Weisheit: Die erste Hälfte des Lebens versauen einem die Eltern, die zweite die Kinder.«
    Ein rotziges Zischen war alles, was sie für ihn übrighatte, bevor die Tür ins Schloss fiel.
    Das Treppenhaus war zum Leben erwacht, aus einigen Türspalten schoben sich Gesichter und sahen der Prozession mit einer Mischung aus Feindseligkeit und Solidarität zu, aber außer einem anonymen »Scheißbullen« blieb die Feindseligkeit stumm.
    In der zweiten Etage streifte sein Blick im Vorbeigehen einen jungen Kerl mit arabischem Aussehen, der in Unterhose und rotem T-Shirt am Türrahmen lehnte und die Tür dann gemächlich hinter sich schloss. Erst dachte Steiger, es sei der fast künstliche Glanz der Haut oder ihr schöner Kontrast zu der leuchtenden Farbe des Stoffes gewesen, der ihm aufgefallen war, aber zwei Treppen weiter wusste er es. Es war das Gesicht im Halbdunkel des Flures hinter dem Araber. Er kannte dieses Gesicht. Es gehörte einer Zeugin in einer Mordkommission Monate zurück, und sie war damals nicht zu einem Termin erschienen. Eine süchtige Fünfzehnjährige vom Drogenstrich war tagelang verschwunden und später übel zugerichtet gefunden worden. Er ging zurück und schellte, selbst der Name fiel ihm wieder ein. Der Araber öffnete, und Steiger hielt ihm seinen Ausweis hin.
    »Adam, Kripo Dortmund. Ich hätte gern Frau Svenja Thon gesprochen.«
    Der Mann zog eine Miene, als habe er nicht verstanden. Steiger trat einen halben Schritt näher heran.
    »Mein Herr, es ist mitten in der Nacht, ich bin müde, draußen ist es kalt, es regnet, und ich habe keinen Bock auf Spielchen. Ich habe sie eben hier gesehen, also. Svenja!«
    Den Namen rief er dicht am Kopf des Arabers vorbei in die Wohnung. Svenja Thon kam Sekunden später mit lautlosen kleinen Schritten, murmelte beschwichtigendes Zeug.
    »Svenja? Thomas Adam, Kripo Dortmund, du erinnerst dich?«
    Sie zog an ihrer Zigarette. »Seh’ ich so aus, als ob ich Alzheimer hätte, oder was? Natürlich erinnere ich mich. Müssen Sie mich nicht siezen?«
    »Sechzehnjährige siez’ ich nicht …«
    »Siebzehn, ja?«
    »Siebzehnjährige auch nicht. Warum bist du damals nicht gekommen, wir hatten einen Termin im Präsidium vereinbart, weil du mir was erzählen wolltest?«
    »Ich konnte nicht an dem Tag. Ist mir wahrscheinlich irgendwas dazwischengekommen, keine Ahnung.«
    »Warum hast du nicht angerufen?«
    »Herrgott, keine Ahnung, das ist Monate her. Außerdem hattet ihr den Kerl doch nach zwei Tagen. Ja, genau, haben doch alle erzählt damals. Warum sollte ich da noch kommen, hab’ ich mir gedacht.«
    »Als ich dich auf der Straße gefragt habe, hast du gesagt, du hättest Caroline mit einem Kunden gesehen, an dem Abend, als das Gewitter war.«
    »Weiß nicht mehr so genau, kann schon sein. Ja, genau, an dem
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