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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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Traubensaft, Leo?«, fragte er.
    Der Flaschensammler war mittlerweile wach, lehnte aber mit einem Grunzen und Winken ab.
    »Komm schon, vertrau mir, das Zeug wird dir schmecken.«
    Leo sah ihn mit einem Blick an, der Steiger zeigte, dass seine Betonung die richtige gewesen war. Der Flaschensammler nahm sein Wasserglas, stand auf und kam an Steigers Bett. Steiger goss Leos Glas voll und sein eigenes zur Hälfte. Leo probierte einen Schluck, und der Geschmack zauberte ein breites, dankbares Lächeln auf sein Gesicht.
    Steiger trank auch und fand wieder, dass Batto sich wirklich gute Sachen leistete. Nach dem letzten Schluck stellte er das Glas ab, und ihm fielen die Augen zu.
    Als Steiger aufwachte, saß Eva auf seiner Bettkante und hatte ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt. Er hätte gedacht, dass ihn etwas daran stören könnte, von ihr hier besucht zu werden: dass sie zu ihm kam und nicht umgekehrt, um ihn so anzufassen. Aber das tat es nicht. Er genoss die Kühle ihrer Hand.
    »Du hast meine Einladung zum Geburtstagsessen sausen lassen«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern und sagte nichts.
    Eva war völlig anders gekleidet, als er sie je vorher gesehen hatte. Entweder kannte er sie in roten oder schwarzen Fummeln, im Morgenmantel oder nackt. Jetzt trug sie ein blaues Kostüm mit einer weißen Bluse und schwarzen Pumps und hatte ihre Haare zusammengebunden. Steiger fand, sie sah umwerfend aus.
    »Aber du warst entschuldigt, und wir können das ja nachholen«, sagte sie und lächelte.
    Er sagte nichts und genoss immer noch ihre Hand auf seinem Arm.

58
    Steiger wischte sich den Mund ab und hielt sich an der Reling fest. Der Wind war relativ stark, trotzdem war der Seegang nicht besonders hoch, und er wunderte sich, warum ihm so schlecht wurde. Glücklicherweise kam die Übelkeit erst jetzt, und er hatte nicht schon während der Zeremonie kotzen müssen, als die Urne seines Vaters an einem Tampen ins Wasser gelassen wurde. Sie hatten jeder noch eine Blume hinterhergeworfen, irgendeiner der Seeleute hatte in eine Pfeife geblasen, und dann war es vorbei gewesen.
    Artur Stojkovic kam die Reling entlang und fragte: »Geht’s wieder?«
    »Einigermaßen«, sagte Steiger und spuckte einen kleinen weißen Rest ins Wasser.
    Mit einem eigenartigen Blick sah sein Bruder sich um, sagte: »Komm mit!« und ging zum Heck des Schiffes.
    Nach dem Krankenhaus hatte Steiger noch ein paar Wochen mit Krücken zu Hause verbracht. Eines Morgens war ihm die Idee gekommen, den Mann, der den Vornamen seines Vaters trug, anzurufen, und sie hatten sich auf ein Bier getroffen. Dabei hatte Steiger feststellen müssen, dass der Vorname nicht die einzige Parallele zwischen den beiden war, denn sein Halbbruder sah aus wie die Latinoversion seines Vaters in jungen Jahren, und saufen konnte er wie ein Weltmeister.
    Seitdem hatten ein paar dieser Treffen stattgefunden, weil Artur wie besessen davon war, alles über seinen Vater zu erfahren, und irgendwann im Laufe der Zeit hatte Steiger aufgehört, ihn auch in seinen Gedanken Halbbruder zu nennen.
    »Sie hat mir nie etwas über ihn erzählt, und als Kind und auch später noch hat es keinen Tag gegeben, an dem ich nicht daran gedacht hätte, ihn kennenzulernen, von einem Vater von der Schule abgeholt zu werden, solche Dinge eben.«
    Steiger hatte ihm erzählt, was Artur Adam in seinem letzten Brief über Mara Stojkovic geschrieben hatte, und er war sich sicher, dass seinem Bruder das gefiel. Sie beide hatten von dem Mann, dessen Asche gerade im Meer versank, einfach ein sehr unterschiedliches Bild im Kopf, und Steiger fragte sich, ob das damit zu tun haben könnte, in welcher Stimmung sie gezeugt worden waren, oder ob es einfach daran lag, dass sich sein Bruder und sein Vater nie kennengelernt hatten. Artur hatte nie die Chance gehabt, ein blaues Holzmesser geschnitzt zu bekommen, und Steiger war sich sicher, dass es das war, was er sich als Kind gewünscht hatte. Aber die beiden hatten auch nicht die Chance gehabt, sich täglich zu verletzen und voneinander enttäuscht zu sein. Steiger hatte keine Ahnung, was besser war.
    »Ich hoffe, du bist damit einverstanden. Ist ein bisschen eigenmächtig, ich weiß«, sagte Artur, als sie am Heck des Schiffes angekommen waren.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    Artur holte eine Dose mit Schraubverschluss aus einer kleinen Reisetasche, die Steiger schon den ganzen Tag aufgefallen war.
    »Ich weiß, dass es verboten ist. Aber nachdem du mir
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