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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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Abend, es fing schon an zu regnen.«
    »War das ein Schwarzer?«
    »Nein, hab’ ich doch damals schon gesagt. Ich weiß heute nicht mehr genau, wie der aussah. Irgendwie normal wahrscheinlich, aber es war kein Schwarzer. Sie ging nie mit Schwarzen, kaufte auch keinen Stoff bei denen. Caro hasste Schwarze.«
    »Nicht mehr genau …«, sagte Steiger, »Weißt du es noch ungefähr?«
    »Nein, Herrgott«, sagte sie, war genervt, überlegte aber trotzdem einen Moment. »Größer war der, glaub’ ich, und trug eine Mütze.« Sie zog an ihrer Zigarette.
    »Und du bist sicher, dass es Caroline war, die du gesehen hast?«
    »Natürlich. Sie hatte doch wieder ihr Dirndl an. Da standen sie drauf, und manche zahlten extra dafür. Und wenn man mit fünfzehn schon solche Titten hat, kann man das auch tragen.«
    Steiger strich sich mit der Hand durchs Gesicht, nahm seine Unterlippe zwischen Daumen und Zeigefinger und machte ein paar Schritte zurück in den Flur. Am Abend des Gewitters. Er wandte sich wieder Svenja zu. »Und du wohnst jetzt hier? Schon länger?«
    »Ist ’ne Wohnung von ’ner Freundin. Kann ich benutzen, solang ich will. Oder wollen Sie mich wieder ins städtische Heim bringen.«
    »Da haust du ja doch wieder ab.«
    »Worauf Sie sich verlassen können.«
    Steiger verabschiedete sich wortlos und ging.
    »Ach ja.« Er war schon ein paar Stufen nach unten gegangen, als sie hinter ihm herrief. Sie kam ein Stück aus der Tür und blieb am Geländer sehen. »Sie hat den Abend auch noch eine SMS geschickt, das hab’ ich hinterher gehört. Nicht mir, aber der Nicki.«
    »Wer ist Nicki?«
    »Sie heißt Nicola und mit Nachnamen Ahlers, glaub’ ich. Ich kenn’ sie nur von der Szene im Westpark.«
    »Und was stand da drin?«
    »Keine Ahnung. Sie hat es nur mal erwähnt, als wir darüber sprachen.
    »Wo wohnt Nicki?«
    »Keine Ahnung. Habe sie jetzt auch schon länger nicht gesehen.«
    Wenn sie noch einmal »keine Ahnung« sagt, nehm’ ich sie fest, dachte Steiger, verabschiedete sich ein zweites Mal und ging.
    Draußen hatten sie Benni Wenzel schon auf dem Rücksitz des Ford verstaut. Steiger sprach sich kurz mit den beiden Kollegen ab, dann setzte er sich daneben, und sie fuhren los.

4
    Um fünf vor elf am nächsten Morgen ging Steiger im Landgericht vor Saal 17 a auf und ab, um die Müdigkeit zu vertreiben. Er wartete seit zwei Stunden darauf, seine Aussage zu machen. Die beiden anderen Kollegen aus der Mordkommission Brache waren schon früh hereingerufen worden, er war der Letzte. Damit war auch die Chance auf einen Zigarillo in der Raucherecke am Eingang dahin, wenn er seinen Aufruf nicht verpassen wollte.
    Die Mordkommission Brache war die erste seit fünf Jahren gewesen, in der Steiger mitgearbeitet hatte. Die Leute vom KK 11 hätten auch dieses Mal lieber Bulthaup oder Rosenberg oder jemand anderen vom Einsatztrupp dabeigehabt, aber es war Urlaubszeit, und außer Steiger war in der Woche niemand sonst abkömmlich gewesen. Beim Einsatztrupp hatten sie es meistens mit anderen Kalibern zu tun. An manchen Tagen vollstreckten sie Haftbefehle, weil Leute sich trotz Offenbarungseid eine Waschmaschine bestellt hatten und das Ding nicht bezahlen konnten. Oder sie sperrten Idioten ein, die in Kindergärten eingebrochen waren und die Kaffeekasse geklaut hatten, hin und wieder war sogar ein Serienschwarzfahrer dabei.
    Damals in der Polizeischule hatten die Lehrer bei so etwas immer von Hühnerdiebstahl gesprochen, und sie alle hatten überlegen gelacht, als hätten sie schon ganze Schiffsladungen von Schwerkriminellen in den Bau gebracht.
    Nur in der Rotlichtszene hatten sie es noch mit richtigen Drecksäcken zu tun. Hatte sich in den letzten Jahren zwar einiges geändert in dem Geschäft, früher waren es mehr die großen Häuser und abgetakelten Kneipen, heute die Wohnzimmerpuffs mit illegalen Teenies aus Osteuropa, aber die Abwesenheit von Menschlichkeit war dieselbe geblieben.
    Nachdem sie Benni Wenzel in der Nacht verarztet hatten, war Steiger nach Hause gefahren, aber auch nach zwei DAB Export war an Schlaf kaum zu denken gewesen. Schon deshalb hätte etwas Nikotin gutgetan. Er setzte sich auf die polierte Holzbank, als die Tür zum Gerichtssaal geöffnet wurde und die Besucher herausdrängten. Der Justizwachtmeister kam auf ihn zu und teilte mit, dass auf seine Aussage verzichtet worden sei. Die Plädoyers seien schon vorbei, in einer Viertelstunde werde das Urteil gesprochen, ob er Auslagen habe. Hatte er
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