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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels
Autoren: Gemma Halliday
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Schlussverkaufs einen Weg durch Nordstrom zu bahnen. Joggen war nichts für mich. Außerdem hatte ich mir ausgerechnet, dass ich zu Fuß auf dem kurzen Weg von meiner Wohnung zu Starbucks genauso viele Kalorien wie beim Joggen derselben Strecke verbrannt e – vorausgesetzt die Absätze waren hoch genug.
    Heute waren Richards blonde Haare sorgfältig zu einer lässigen Welle gegelt, die an den jungen Robert Redford erinnerte. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte mit geschmackvollem Paisleymuster. Er sah einfach toll aus, und am liebsten hätte ich mich gleich an Ort und Stelle in seine Arme geworfen und all meine Sorgen auf seinen schicken Schultern abgeladen.
    Ein zweiter Mann war bei ihm, und die beiden waren in ein Gespräch vertieft. Ich konnte nicht verstehen, um was es ging, aber Richard zog besorgt die sandfarbenen Augenbrauen zusammen.
    Der andere Mann trug eine abgetragene Levi’s mit verblichenen Stellen an Oberschenkeln und Hintern und einen marineblauen Blazer über einem eng anliegenden schwarzen T-Shirt. Seine Schultern waren breit, und er hatte eine dieser kompakten Figuren, die einen sofort an einen Preisboxer denken ließen. Eine weiße Narbe lief, durch seine Bräune gut sichtbar, durch seine Augenbraue. Er hatte dunkles Haar, dunkle Augen und strahlte eine Härte aus, die man gewöhnlich mit Knasttattoos assoziierte. Ich hoffte, dass Richard sich nicht zusätzlich auf Strafverteidigung verlegt hatte.
    Ich wartete, bis sie sich die Hände geschüttelt hatten und der andere Mann die Lobby verließ, bevor ich zu Richard ging.
    »Hi, Schatz«, sagte ich und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
    »Hi!« Er starrte immer noch dem mutmaßlichen Verbrecher hinterher, und sein Ton war abwesend, als hätte ich ihn gerade beim Football-Gucken gestört.
    »Wer war das denn?«
    »Niemand.«
    Doch die Art, wie Richard diesem Niemand weiter hinterherstarrte, sagte mir, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Wie auch immer, ich hatte andere Sorgen als Richards neuesten Mandanten.
    »Du bist spät dran.«
    »Was?« Ich wirbelte herum, und Panik stieg in mir hoch wie Galle. Guter Gott, sah er es mir etwa schon an? Wie eine Ertappte blickte ich auf meinen Bauch, als wenn der sich in den letzten dreißig Sekunden bereits gewölbt hätte.
    »Wir hatten den Tisch für ein Uhr reserviert.«
    Oh. Er meinte, ich kam zu spät.
    »Tut mir leid, es war viel Verkehr auf der 405. Dann gehen wir eben woandershin. Wie wäre es mit der Cabo Cantina?«
    Richards Blick war noch immer auf die Glastüren gerichtet, durch die der Niemand verschwunden war, und ich fragte mich erneut, wer der Mann wohl gewesen war. Er sah nicht aus wie einer von Richards typischen Mandanten, aber er roch auch nicht nach neuem Wagen wie ein anderer Rechtsanwalt.
    »Ich, äh, ich glaube, ich habe heute doch keine Zeit für ein Mittagessen. Es ist etwas dazwischengekommen.«
    »Oh, schade!« War ich ein schlechter Mensch, weil ich tatsächlich ein wenig erleichtert war? Wenigstens mussten wir jetzt nicht das Gespräch führen. Das verschaffte mir Zeit, um mir zu überlegen, wie ich die Bombe besser platzen lassen konnte, als mit einem »Richard, wir müssen festere Kondome kaufen«. Hmm m … Ich fragte mich, ob ich den Kondomhersteller deswegen verklagen könnte.
    »Sorry, Maddie! Ich rufe dich später an, ganz sicher.«
    »In Ordnung. Ich verstehe schon. Dann sprechen wir uns heute Abend?«
    »Natürlich. Heute Abend.« Er drückte mir schnell einen Kuss auf die Wange, bevor er zurück in seine Kanzlei eilte. Jasmine sah gerade lange genug hoch, um noch einmal die Elvis-Lippe zu machen, bevor sie sich wieder ihrem Solitaire-Spiel zuwandte.
    Auf dem Weg zurück zu meinem Jeep hinterließ ich eine weitere Nachricht auf Danas Anrufbeantworter. Wenn sie nicht bald ans Telefon ging, würde ich mich gezwungen sehen, Bewerbungen für den Posten der besten Freundin anzunehmen. Der Motor meines Jeeps röhrte durch die ganze Parkgarage. Statt zurück auf den Freeway fuhr ich über den Grand zum Beverly Boulevard. Ich steuerte einen McDonald’s Drive-in an und bestellte einen Big Mac, eine große Portion Pommes und einen Strawberry Shake. Heute war nicht der Tag, Kalorien zu zählen.
    Ich stellte mich auf den Parkplatz und genoss die Nervennahrung allein in meinem voll klimatisierten Jeep. Den letzten Rest meines Shakes schlürfend, dachte ich darüber nach, was als Nächstes zu tun war.
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