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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels
Autoren: Gemma Halliday
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Physisch zumindest. Mental war ich ein Wrack.
    Ich schloss meinen Jeep ab und stieg die Holztreppe zu meiner Wohnung hoch. Drinnen warf ich die Schachtel aus der Drogerie auf den Küchentresen. Trotz der Tatsache, dass ich dringend pinkeln musste, traute ich mich nicht, mit dem Schwangerschaftstest ins Badezimmer zu gehen. Auf einmal fielen mir so viele Fragen ein, auf die ich keine Antwort wusste, dass der Test mir mehr Angst einflößte als ein Film von Wes Craven. Was sollte ich tun, wenn er sich tatsächlich rosa färbte? Wollte ich wirklich ein Kind? Ich sah mich in meiner gemütlichen (sprich: engen) Einzimmerwohnung um, in die neben meiner ausklappbaren Schlafcouch und dem Zeichentisch nicht viel mehr hineinpasste. Wo sollte ich denn mit einem Baby hin?
    Ich war immer davon ausgegangen, dass ich irgendwann einmal Kinder haben würde. Aber obwohl ich stramm auf die dreißig zuging (und ich weigere mich zu verraten, wie stramm), schien dieser Zeitpunkt weit, weit in der Zukunft zu liegen. Wenn ich ruhiger sein würde, häuslicher. Verheiratet. Oh Gott, würde Richard denken, ich wollte, dass er mich heiratete? Wollte ich das?
    Ich begann wieder zu hyperventilieren.
    Ich ging ohne das Stäbchen auf die Toilette und hörte dann meinen Anrufbeantworter ab. Keine Nachrichten. Vor allem keine von Richard. Ich nahm den Hörer ab, wählte seine Nummer und wartete. Sein Anrufbeantworter sprang an, und ich hinterließ eine für die Umstände bewundernswert entspannte Nachricht.
    Ich ließ mich auf das Sofa fallen und stellte den Fernseher an, um mit Jerry Seinfelds Sitcom auf Richards Rückruf zu warten. Als die Late Show with David Letterman anfing, hatte ich immer noch nichts von ihm gehört. Was nicht nur ärgerlich, sondern auch ein bisschen beunruhigend war. Schließlich hatte er versprochen, heute Abend anzurufen. Und es sah Richard gar nicht ähnlich, nicht auf meine Nachrichten zu reagieren. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, und beschloss, den Schwangerschaftstest, sofort nachdem ich mit Richard gesprochen hatte, zu machen.
    Ein Entschluss, der mir noch leidtun würde.

2
    Drei Tage später hatte Tante Rosa sich immer noch nicht gemeldet. Und Richard auch nicht.
    Ich begann mir Sorgen zu machen. Um Richard, obwohl der ungeöffnete Schwangerschaftstest auf dem Küchentresen auch nicht gerade zu meinem Seelenfrieden beitrug. Noch nie hatte Richard meine Anrufe so hartnäckig ignoriert. Normalerweise hörte er seine Nachrichten stündlich ab und antwortete mir wenigstens mit einer SMS und einem Smiley oder einem »Hallo, meine Hübsche«. Aber jetzt hatte ich schon unzählige Nachrichten hinterlassen und noch keinen einzigen Smiley zurückbekommen.
    Samstagmorgen hatte ich eine weitere fröhlich-unbeschwerte Nachricht hinterlassen: »Hi, wie geht’s, wahrscheinlich warst du gestern Abend zu beschäftigt, um zurückzurufen.« Mittags rief ich in seinem Büro an, landete aber auch da bei der Voicemail. Mit dem nächsten Anruf wartete ich bis fünf Uhr nachmittags, sprach ihm auf die Voicemail, sein Handy, auf den AB zu Hause und emailte ihm ganz viele Smileys mit der Frage: »Wo bist du?«
    Dann schritt Dana ein und kündigte an, mir die Hände auf dem Rücken zu fesseln, wenn ich den Mann nicht endlich in Ruhe ließ. Sie hatte ja recht. Ich begann bald selbst, mich wie Glenn Close zu fühlen, wenn sie das Kaninchen kocht. Deshalb rief ich den ganzen Sonntag nicht ein einziges Mal an, bis die fröhliche Sprecherin auf Channel Two in den Spätnachrichten von einem Einbruch in Reseda berichtete und für den nächsten Tag Rekordtemperaturen ankündigte. Dann hinterließ ich drei weitere Nachrichten. Aber er rief mich immer noch nicht zurück.
    Das sah Richard überhaupt nicht ähnlich. Und sosehr ich es auch versuchte, ich wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass Richards Beziehungsradar irgendwie aufgeschnappt hatte, dass ich meine Periode nicht bekommen hatte, und er die Flucht ergriffen hatte.
    Montagmorgen wachten meine überaktive Fantasie und ich auf, fest entschlossen, meinen abtrünnigen Lebensgefährten endlich zu stellen. Ich duschte, schlüpfte in meine Lieblingsjeans, ein grünes, ärmelloses Seidentop und smaragdgrüne Riemchensandalen. Nachdem ich kurz den Fön in die Haare gehalten und das unverzichtbare Lipgloss aufgetragen hatte, war ich startklar. Es war gerade erst zehn Uhr, als ich in der Garage unweit von Ab, Zocker und Haue parkte, aber der Bürgersteig flimmerte schon vor Hitze. Zu was so eine
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