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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels
Autoren: Gemma Halliday
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keinen Weg, ihm so etwas schonend beizubringen. Wir waren erst seit ein paar Monaten zusammen und noch nicht einmal in dem Stadium, wo man untergehakt durch Möbelhäuser schlendert, und jetzt führten wir schon dieses Gespräch? Ich zog im Gehen meinen BH -Träger unter mein Tanktop, sehr darum bemüht, den Anschein einer Frau zu erwecken, die alles im Griff hatte. Die nicht versuchte, sich daran zu erinnern, welche Fernsehwerbung für Schwangerschaftstests frühe Ergebnisse und Digitalanzeigen versprach.
    Mit genau vierzehn Minuten Verspätung betrat ich die Kanzlei von Ab, Zocker und Haue. Eigentlich hieß die Firma ja Abrahams, Zucker und Howe, aber ich konnte nicht widerstehen, sie zu verballhornen.
    Hinter den Milchglasscheiben führte ein kastanienbrauner Teppich durch den Empfangsraum und dämpfte das Geräusch meiner Absätze, als ich zur Rezeption ging. Das große Oval aus dunklem Holz erstreckte sich an der hinteren Wand des weitläufigen Raumes, zu beiden Seiten flankiert von weiteren Milchglastüren. Dort ging es zu den Konferenzräumen und den Büros. Im Hintergrund waren das leise Klicken von Tastaturen und gedämpfte Unterhaltungen zu hören, die mit vierhundert Dollar pro Stunde in Rechnung gestellt wurden.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Barbiepuppe hinter der Rezeption. Jasmine. Oder wie ich sie gerne nannte: PP . Plastikpuppe. Jasmine gab zwei Drittel ihres Monatsgehaltes für kosmetische Eingriffe aus. Diese Woche waren ihre Lippen dank Kollagen auf Proportionen angeschwollen, die Angelina Jolie alle Ehre gemacht hätten. Letzten Monat waren es neue Möpse gewesen, natürlich Doppel-D. Wie immer hatte sie ihr gebleichtes blondes Haar mit reichlich Schaumfestiger bearbeitet, was ihr noch einmal fünf Zentimeter zusätzlich zu den ohnehin schon ärgerlichen ein Meter achtundsechzig verschaffte. Ich bin, könnte man sagen, eher klein und bringe es an guten Tagen auf beeindruckende ein Meter und fünfundfünfzigeinhalb Zentimete r – die Mindestgröße für die Hälfte aller Attraktionen in Six Flags, dem Vergnügungspark.
    »Ich möchte zu Richard«, teilte ich Miss PP mit.
    »Haben Sie einen Termin bei Mr Howe?« Ihre blauen Augen plinkerten unschuldig (und nicht ohne Mühe, wegen des Stirnliftings vor zwei Monaten), doch ich wusste, sie war alles andere als unschuldig. Jasmines einziges Vergnügen hier bei Ab, Zocker und Haue bestand darin, sich als Herrin über den Zutritt zu den heiligen Hallen hinter den Milchglasscheiben aufzuspielen. Ich sah sie mit schmalen Augen an. »Ja. Zufälligerweise habe ich einen Termin.«
    »Ihr Name, bitte?«
    Ich versuchte, nicht die Augen zu verdrehen. Seit fünf Monaten holte ich Richard jeden Freitagmittag zum Essen ab. Sie wusste, wer ich war, und dem winzigen Lächeln auf den Angelina-Lippen nach zu schließen, freute sie sich geradezu diebisch über unser Spielchen.
    »Maddie Springer. Seine Freundin. Ich habe eine Verabredung zum Mittagessen.«
    »Tut mir leid, Miss Springer, aber Sie müssen warten. Er ist gerade mit jemandem im Konferenzraum.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«, brummte ich und setzte mich in einen der braunen Ledersessel für Besucher. Jasmine antwortete nicht, sondern verzog die überdimensionalen Lippen zu einem Grinsen (das sehr an Elvis erinnerte), während sie, wie ich vermutete, eine Partie Solitaire auf ihrem Computerbildschirm öffnete und so tat, als sei sie sehr beschäftigt. Ich nahm eine Cosmo vom Beistelltisch und blätterte durch die Seiten voller erstrebenswerter Designerklamotten, die ich mir niemals würde leisten können. Und in die ich auch nicht hineinpassen würde, falls ich tatsächlich schwanger war. Oh Gott, was für ein deprimierender Gedanke!
    Nach einer, wie mir schien, Ewigkeit, in der ich dem Klicken von Jasmines Acrylnägeln auf ihrer Tastatur zugehört hatte, betrat Richard die Lobby. Trotz meiner stetig wachsenden ängstlichen Unruhe entfuhr mir ein kleiner, zufriedener Seufzer, als ich ihn sah. Richard war eins fünfundachtzig groß, schlank und muskulös. Er war ein leidenschaftlicher Läufer, der in seiner Freizeit für sämtliche Wohltätigkeitsorganisationen Zehn-Kilometer-Läufe mitmachte. Muskeldystrophie, Autismus, sogar der Brustkrebslauf im April. Ganz zu Anfang unserer Bekanntschaft hatte er einmal versucht, mich zu überreden, mit ihm zusammen zu laufen. Nur einmal. Meine Vorstellung von einem Herz-Kreislauf-Training bestand darin, mir während des halbjährlichen
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