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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels
Autoren: Gemma Halliday
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Prada-Imitate, die perfekten Made-in-Taiwan-Kopien des Modells, das ich gestern anprobiert hatte. Sehr hübsch, aber, wie alles andere an Jasmine auch, falsch.
    Nach ein paar Minuten kam Jasmine durch die Milchglastüren zurück, Althea im Schlepptau. Althea trug einen gestreiften Pullover, weit und formlos, der mich an die Schüleruniform einer Privatschule erinnerte. Sie schlurfte zu mir und fragte leise: »Maddie, was ist los? Ist Richard etwas zugestoßen?« In ihrer Stimme lag echte Sorge. Dann stutzte sie. »Was ist mit Ihrem Auge passiert?«
    »Nichts. Schlägerei in einer Bar. Bin gefallen. Egal.« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber Richard geht es gut. Ich wollte Sie eigentlich nur frage n … « Ich brach ab und warf einen Seitenblick auf Jasmine.
    Ich hoffte, sie würde zu ihrer Verabredung verschwinden, aber auf einmal schien sie es gar nicht mehr eilig zu haben. Sie nahm eine Nagelfeile in die Hand und tat so, als würde sie nicht zuhören.
    Ich seufzte. Da ich mich wohl damit abfinden musste, dass sie horchte, zog ich die Zeitungsfotos von Bunny und Andi Jameson aus der Tasche. »Ich würde gerne wissen, ob Sie eine von diesen beiden Frauen schon mal hier in der Kanzlei gesehen haben.«
    Althea nahm die Fotos und spitzte die dünnen Lippen, während sie sie genauer betrachtete. Ich sah, wie sich Jasmine über den Tisch beugte, um auch einen Blick zu erhaschen.
    »Nein.« Althea schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich erkenne keine von beiden. Wer sind sie?«
    Ich versuchte, nicht zu enttäuscht zu klingen. »Frauen, mit denen Greenway eine Affäre gehabt hat. Ich dachte, dass sich vielleicht eine von ihnen hier hereingeschlichen und sich Zugang zu Richards Akten verschafft haben könnte.«
    Althea sah mich bedauernd an. »Ich würde Mr Howe wirklich gerne helfen. Wir vermissen ihn alle.« Sie zögerte noch kurz, wandte sich dann schwerfällig ab und schlurfte zurück durch die Milchglastüren.
    Ich verstaute die Fotos wieder in meiner Handtasche und versuchte, mich von diesem Rückschlag nicht allzu sehr entmutigen zu lassen. Ich meine, nur weil Althea keine der Frauen gesehen hatte, bedeutete das nicht, dass nicht doch eine von ihnen hier gewesen war. Ich warf Jasmine einen Blick zu, die immer noch hinter ihrem Empfangstisch saß und immer noch möglichst uninteressiert tat. Sollte ich es riskieren, sie zu fragen?
    Ich sah zu, wie sie sich mit übereinandergeschlagenen Beinen die Nägel feilte, sodass einer ihrer falschen Prada-Stiefel unter dem Tisch hervorschaute. Für Kopien waren sie eigentlich ziemlich gut. Am liebsten hätte ich sie gefragt, wo sie sie gekauft hatte. Ich betrachtete mir die Details genauer. Anders als bei anderen Imitaten war hier in den Reißverschluss das Prada-Logo eingeprägt und die Nähte waren fein und präzise, nicht grob. Und als Jasmine die überkreuzten Beine öffnete, sah ich, wie weich das Leder sich bewegte, nicht steif, wie normalerweise bei Imitaten. Eigentlic h … Ich trat einen Schritt näher und starrte jetzt ganz ungeniert ihre Schuhe an.
    Oh mein Gott! Es waren keine Kopien. Es waren echte Fünfhundert-Dollar-Prada-Stiefel.
    Und auf einmal dämmerte es mir. Wo hatte Jasmine wohl das Geld für Prada her?

20
    Ich schaute wie gebannt auf das importierte Kalbsleder. Ich fühlte mich wie ein Kandidat bei Jeopardy! , der auf einmal alle Antworten wusste und nun nur noch hoffen konnte, dass ihm auch schnell genug die richtigen Fragen einfielen. Die blonden Haare in dem Motelzimmer. Zugang zu Richards Akten. Eine teure Schönheits- OP nach der anderen bei einem Gehalt, neben dem meines üppig war. Oh mein Gott! Jasmine war die Geliebte Nummer vier.
    Ich schluckte und stellte fest, dass ich immer noch die Stiefel anstarrte. Als mein Blick höher wanderte, sah ich, dass Jasmine mich beobachtete. Unsere Blicke trafen sich, und es lief mir eiskalt den Rücken hinunter.
    »Sind Sie immer noch da?«, fragte sie mit seltsam ausdrucksloser Stimme.
    »Ich?«, quiekte ich. »Nein. Nein, ich bin schon weg. Ich meine, ich gehe jetzt. Sehen Sie, ich gehe.«
    Mit schiefgelegtem Kopf und einem seltsamen Ausdruck in den Augen sah sie zu, wie ich mich umdrehte und beinahe hinausrannte. Ich wartete nicht auf den Aufzug, sondern nahm die Treppe, zwei Stufen auf einmal, und hoffte, ich würde nicht fallen und mir das Genick brechen. Währenddessen rasten die Theorien mit beunruhigendem Tempo durch meinen Kopf. Hatte Greenway Jasmine bei einem seiner Termine mit Richard
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