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Spione auf Burg Schreckenstein

Spione auf Burg Schreckenstein

Titel: Spione auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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verständigte er Ottokar und Stephan von seiner Entdeckung. In der hintersten Ecke des Esssaals. Ritter drehten sich nach ihnen um, wie sie dasaßen und die Köpfe zusammensteckten.
    Nach den Tagen der auffälligen Unauffälligkeit wirkte die neue Taktik wie eine Verschwörung.
    Der kleine Kuno traf die allgemeine Ansicht, wenn er zum kleinen Egon sagte: „Irgendwas tut sich da! Und zwar ziemlich bald. Die haben ja nicht mal mehr Zeit zum Tarnen!“
    Diese durchschlagende Wirkung hatte der Ritterrat weder vorausgeahnt, noch erfuhr er davon.
    Als Stephan nach dem Abendessen dem kleinen Eberhard erklärte, die Folterkammer sei für die Minis nicht frei, stand für diese, wie für andere Beobachter fest: Heute nacht geht’s los!
    Rechnete eine Gruppe von Rittern damit, dass eine andere etwas im Schilde führe, so befleißigte sie sich für gewöhnlich größter Vorsicht. In dieser Nacht jedoch schlichen alle möglichen Gestalten durch die Korridore und bewiesen damit, dass es mehrere Gruppen gab.
    Aber nicht nur das. Sah oder hörte einer einen andern kommen, versteckte er sich nicht wie sonst, sondern ging ihm entgegen und fragte: „Gibt’s was Neues? Hast du was bemerkt?“
    „Die Großen sind in der Folterkammer. Mehr weiß ich auch nicht“, lautete meist die Antwort.
    Hätten Mücke und Hans-Jürgen davon gewusst, sie hätten die neue Lage sofort analysiert: Wenn eine Gruppe ihre Einstellung ändert, kommen auch die andern nicht drum herum.
    Sie reagieren, wie man es vorher nicht erwartet hätte! Aber die wussten nichts. Mit ihren Freunden saßen sie in der Folterkammer und überlegten, wie es weitergehen sollte. Das heißt, zunächst besprachen sie sich noch nicht, sondern durchsuchten den Raum systematisch nach Wanzen.
    Durch das Verschwinden des Lauschgeräts aus der Bibliothek war ihnen klar geworden, mit was für einem raffinierten Gegner sie es zu tun hatten.
    Deshalb dehnten Dampfwalze und Dieter die Suche auch auf die Umgebung aus. Die schwenkbare Wand hinter Paules Kasten stand offen. Dampfwalze durchstöberte gerade den Heizungsraum im Burgfried, und Dieter war durch den Duschraum unter dem Rittersaal hinauf in die Bibliothek geschlichen, um nachzusehen, ob die Wanze möglicherweise wieder am Kaminsims klebe. Denn — so hatte er sich ausgerechnet – die Phantomgruppe würde sich vielleicht denken, der Ritterrat habe sich nur zur Tarnung in die Folterkammer verzogen, tage aber, um nicht abgehört zu werden, in Wirklichkeit in der Bibliothek.
    Er trat ein und schaltete seelenruhig das elektrische Licht ein. Als genehmigter Bücherwurm durfte er sich hier frei bewegen. Sein erster Blick galt dem Kamin. Nichts. Wie am Mittag.
    Nur einer der Sessel stand anders, fiel ihm auf. Er war aus dem Halbkreis nach vorn gezogen. Aber schließlich wohnte Mauersäge hier, oder Jean hatte ein kleines Schläfchen abgehalten. Was ging das ihn an?
    Ein anderer Gedanke drängte sich vor: Vielleicht klebt die Wanze anderswo? An einem Regal...
    Dieter stellte seine Taschenlampe auf einen der kleinen Tische und suchte die Regale ab. Reihe für Reihe, Wand für Wand. Auf manchen Brettern stand Krimskrams vor den Buchrücken. Jedes dieser Stücke nahm er in die Hand. Die Wanze aber fand sich nicht. Auch nicht unter den zahlreichen Tischen, nicht an den Sesseln und kleinen Lampen. Dieter ging zur Tür, schaltete das Licht aus, rannte über den beleuchteten Korridor zur Treppe, setzte sich auf das Geländer, weil sie furchtbar knarzte, und rutschte hinunter ins Kellergeschoss. Die Taschenlampe!
    Auf dem Tisch hatte er sie abgestellt. Schon drauf und dran zurückzugehen, hörte er oben Schritte. Jean konnte es nicht sein, jedenfalls nicht Jean allein. Es klang nach mindestens vier Füßen.
    Ritter? Die würden vermutlich leiser gehen. Vielleicht erwartete Mauersäge Besuch? So spät noch? Nein, Besuch konnte es nicht sein. Sonst hätten sie geredet und wären die Treppen hinaufgegangen. Andererseits konnte Mauersäge ja auch herunterkommen und seine Gäste in der Bibliothek oder im Rittersaal empfangen. Plötzlich war das Geräusch weg.
    Jetzt gab es nur zwei Möglichkeiten: Die Leute, wer immer sie waren, hatten sich in einen Raum verzogen. In den Rittersaal oder in die Bibliothek.
    Das gefiel Dieter gar nicht. Er musste Gewissheit haben! Auf der Sprossenleiste des Geländers hangelte er sich geräuschlos nach oben. Das Flurlicht war jetzt ausgeschaltet. Doch er kannte sich gut genug aus, um ans Ziel zu kommen, ohne über
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