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Spione auf Burg Schreckenstein

Spione auf Burg Schreckenstein

Titel: Spione auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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nicht herübergerudert, um in der Falle festzusitzen und beschlossen, die Schlappe in einen Sieg umzuwandeln. Wie die Großen das gemacht hatten.
    Während Ottokar nachdenklich auf dem Korridor stand, fingen sie drinnen an zu lärmen, was das Zeug hielt. Der Schulkapitän grinste vor sich hin und begab sich hinter die obere Glastür an der Treppe, von wo er das weitere Gechehen verfolgen und, wie sich herausstellte, auch nahezu alles verstehen konnte.

    Das große Licht wurde eingeschaltet. Mädchen kamen in Schlafanzügen. Sie schimpften und klopften gegen die Tür. Das dicke Fräulein Böcklmeier erschien. Sie hatte keinen Schlüssel und bat vergeblich um Ruhe. Dann erschien Fräulein Doktor Horn. Sie schloss auf und erstarrte. Hatte sie hier nicht Ottokar eingesperrt? Und jetzt standen da die vier Minis!
    „Was fällt euch ein, einen solchen Lärm zu machen!“ Ihre Stimme drohte überzuschnappen. „Wie kommt ihr überhaupt da rein?“
    Die vier reagierten nach Schreckensteiner Art. Obwohl Ottokar sie eingesperrt hatte, verpetzten sie ihn nicht.
    Der kleine Eberhard stemmte die Füße in die Hüften und rief: „Hier soll’s so einen tollen Kartoffelsalat geben!“
    Die Mädchen quietschten vor Vergnügen.
    „Raus mit euch!“ überbrüllte die Leiterin sie. „Macht dass ihr hier wegkommt! Und ihr geht in eure Betten!“ herrschte sie die Mädchen an.
    Ohne Ottokar zu bemerken, wetzten die Minis durch die Glastür die Treppe hinunter. Er folgte ihnen und fing sie draußen ab. Jetzt hörten sie ihm zu, ja, sie nahmen sogar einen Auftrag von ihm an.
    „Mann! Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ ereiferte sich der kleine Herbert. „Das wird ja ein Superding!“
    Ottokar verzichtete auf Vorwürfe. Er sagte nur: „Beeilt euch!“ und ging zum Schloss zurück. Die Tür war abgesperrt.
    Doch Fräulein Doktor Horn, im Umgang mit Dietrichen unerfahren, hatte freundlicherweise den Schlüssel innen abgezogen. Zweimal Klick und er konnte eintreten. Ähnlich ging es bei den Glastüren.
    Im Klassenflur brannte wieder das bläuliche Nachtlicht. Keine Menschenseele war mehr zu sehen. Gemächlich ging Ottokar auf das Klassenzimmer zu, schloss die gleichfalls abgesperrte Tür auf und hinter sich wieder zu. Die Decke lag noch auf dem Tisch. Er nahm sie unter den Kopf, streckte sich aus und schaute auf seine Uhr. Nachdem zehn Minuten vergangen waren, stand er auf, öffnete ein Fenster, brüllte wie am Spieß, klapperte mit Stühlen und trommelte gegen die Tür. Diesmal ging alles schneller. Zuerst gackerten die Mädchen, dann schaute eine Schlüsselspitze aus dem alten Schloss, drehte sich, die Tür wurde aufgestoßen.
    „Du?“ Wie einen Geist starrte die Rektorin Ottokar an. „Das... wo... wo warst du gerade eben...?“
    Höflich nickte Ottokar. „Entschuldigen Sie die Störung. Aber der Kartoffelsalat...“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er an ihr vorbei und bahnte sich einen Weg durch die Mädchen.
    „Ist dir echt schlecht?“ fragte Sophie, die weit hinten stand.
    Auch sie ließ er ohne Antwort, rannte die Treppe hinunter und aus dem Haus. Erst als er um einen der Ecktürme gebogen war, blieb er stehen, grinste, streckte sich, gähnte, suchte sich einen bequemen Platz mit dem Rücken an der Wand. Jetzt hatte er viel Zeit.
    Nach etwa einer Viertelstunde kam Sonja, wie abgemacht.
    „Du bist wahnsinnig!“ flüsterte sie. „Und ich bin es auch, dass ich überhaupt hierher komme. Sie hat getobt und wirres Zeug geredet, als sei sie übergeschnappt.“
    „Wie ich dir gesagt habe.“ Ottokar nickte zufrieden. „Jetzt ist sie nicht mehr böse auf dich, sondern auf uns...“
    „Ich find’s ja ganz toll von dir“, sagte Sonja, „aber... was hast du denn noch vor?“
    „Ich habe die Lage genau analysiert.“ Er lächelte verschmitzt, „Streiche gegen Lehrer sind wie Raubtierdressur. Nach der Peitsche kommt das Zuckerbrot.“
    „Dein Wort in Gottes Ohr!“ Glücklich über seine Hilfe, trotzdem voller Zweifel und total übermüdet, zog sie wieder ab.
    An die Wand gelehnt, schlief Ottokar alsbald ein. Schlafend rutschte er an ihr hinunter, bis die Morgensonne ihn in der Hecke weckte. Zuerst zwitscherten die Vögel, dann die Mädchen in ihren Zimmern. Es lag etwas in der Luft.
    Wie auf Rosenfels üblich, warteten die Mädchen auf Fräulein Doktor Horn, um gemeinsam mit ihr zum Frühstück zu gehen. Als die Rektorin die Tür des Speisesaals öffnete, schlug es ihr laut entgegen: ein Volkslied aus ihrer Heimat,
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