Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
viert an einen Tisch in der Mitte des Restaurants.
    »Ich habe euch allen etwas mitgebracht«, sagte ich und griff in den billigen Jutesack, den ich in Key West gekauft hatte.
    Finns grüne Augen leuchteten auf. Er liebte Geschenke. »Was ist es? Geld? Teurer Schnaps? Verloren geglaubte Piratenschätze? Dublonen?«
    Ich stellte eine Tüte mit mexikanischen Limetten auf seinen Schoß. Finns Miene fiel schneller in sich zusammen als ein zu eilig aus dem Ofen geholter Käsekuchen.
    »Freu dich!«, forderte ich ihn auf. »Wenn du ein braver Junge bist, mache ich dir einen Key Lime Pie.«
    »Dann hätte ich lieber ein paar Margaritas«, jammerte er.
    »Du kriegst einen Key Lime Pie, also gib Ruhe.«
    Finn zog einen Schmollmund.
    Ich griff wieder in meine Tasche und zog eine kleine Glasflasche in Form einer Muschel heraus. »Und für dich, Jo-Jo, habe ich dieses Parfüm.«
    Sie zog den Stöpsel heraus und roch daran. »Frisch und salzig wie das Meer. Gefällt mir!«
    »Und für Sophia gibt es dieses wunderschöne Stück.«
    Ganz unten aus der Tasche zog ich ein pinkfarbenes Lederhalsband, an dem kleine glänzende Seeigel aus Perlmutt baumelten. Die Zwergin nahm es entgegen. Sie starrte es einen Moment an, dann schüttelte sie es einmal. Die Seeigel stießen aneinander und bimmelten wie ein Windspiel. Sophias Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Glücklicher hatte ich sie nie gesehen.
    »Und das war’s«, sagte ich. »Das war mein Urlaub.«
    Ich erzählte ihnen nicht, dass ich plante, meinen Job als Auftragsmörderin an den Nagel zu hängen. Dass ich mich als Spinne zur Ruhe gesetzt hatte. Dafür war später immer noch genug Zeit.
    Finn schob seine Tüte mit Limetten zur Seite. »Nun, ich habe auch etwas für dich. Eigentlich sogar mehrere Sachen, um genau zu sein.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Und das wäre?«
    Finn räusperte sich. »Heute wurde Dads Nachlass geregelt. Das Testament wurde verlesen. Neben einer ganzen Menge Geld hat er dir noch etwas vermacht.«
    »Wirklich? Was?«
    Finn öffnete die Arme und lächelte. »Ta-da.«
    Ich war nicht leicht zu überraschen, aber jetzt klappte mir die Kinnlade herunter. Mein Kopf war vollkommen leer. Es kostete mich ein paar Momente, einen zusammenhängenden Satz zu bilden.
    »Fletcher hat mir das Pork Pit hinterlassen? Warum sollte er das tun? Es ist ja nicht so, als bräuchte ich das Geld – oder den Ärger.«
    »Weil er wusste, wie sehr du das Restaurant liebst«, sagte Jo-Jo.
    »Es liebst«, krächzte Sophia zustimmend.
    Meine Augen glitten über die Sitznischen, die Tische, die Registrierkasse und das blutbesudelte Buch daneben. Ich liebte das Restaurant, genauso sehr, wie ich den alten Mann geliebt hatte. In meinem Kopf waren sie immer ein und dasselbe gewesen. In meiner Brust stieg eine angenehme Wärme auf, die ich seit der Nacht, in der Fletcher gestorben war, nicht mehr empfunden hatte.
    »Außerdem wollte Dad, dass du das hier bekommst.« Finn gab mir einen kleinen Umschlag.
    Gin . Auf dem Papier stand in Fletchers enger, ordentlicher Handschrift mein Name. Fletcher. Ich vermisste den alten Mann.
    Aber das hielt mich nicht davon ab, den Umschlag aufzureißen. Er enthielt eine Karteikarte. Darauf klebte ein Notizzettel, auf dem stand:
    Glaub niemals, es wäre Dein Fehler gewesen. Was auch immer passiert ist, wie auch immer es geschehen ist, Du hättest es nicht aufhalten können. Tu uns beiden einen Gefallen und bleib nicht zu lang im Geschäft. Lebe im Tageslicht, Mädchen.
    In Liebe, Fletcher
    Meine Augen wurden ein wenig feucht, aber ich drehte die Karte um und las auch den Rest. Es dauerte, bis ich die Worte wirklich verarbeitet hatte, aber dann schüttelte ich lächelnd den Kopf.
    »Kreuzkümmel! Das ist die geheime Zutat in seiner Barbecuesoße. Natürlich. Kreuzkümmel.« Ich wedelte mit der Karteikarte vor Finn herum. »Fletcher hat mir endlich seine geheime Zutat verraten. Nachdem er gestorben ist. Der alte Bastard.«
    Finn lächelte und hob seine Tasse zu einem schweigenden Toast auf seinen Vater. Das helle Grün seiner Augen erinnerte mich an den alten Mann.
    »Bist du sicher, dass das okay für dich ist?«, fragte ich. »Dass ich das Restaurant übernehme? Fletcher hätte es dir hinterlassen sollen. Er war dein Vater.«
    »Machst du Witze?«, fragte Finn. »Barbecuesoße lässt sich aus Seidenhemden kaum entfernen. Außerdem war er auch dein Vater.«
    Wieder einmal dachte ich an die Nacht zurück, in der Fletcher mich aufgenommen hatte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher