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Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Autoren: Jennifer Estep
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Roslyn.
    Ich starrte sie aus kalten grauen Augen an. »Das weiß ich. Und du bedeutest ihm etwas. Das ist auch der Grund, warum ich dich am Leben lassen. Das und Catherine.«
    Roslyn runzelte die Stirn. »Catherine?«
    »Sie braucht dich. Ich weiß, wie es ist, ohne Familie aufzuwachsen. Dieses kleine Mädchen hat etwas Besseres verdient.« Ich drehte mich um, sodass Roslyn die volle Wirkung meines kalten Blickes abbekam. »Aber wenn du noch einmal jemandem erzählst, was Finn und ich tun, werde ich dich aufschlitzen und deine kümmerlichen Überreste in Brand setzen. Und falls Finn und ich irgendetwas, was auch immer es ist, von dir brauchen, wirst du es uns geben, bis ich etwas anderes sage. Ohne Diskussion. Verstanden?«
    Nach einem Moment nickte Roslyn langsam. Erleichterung stand in ihren Augen. Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte – und dass ich sie billig davonkommen ließ.
    »Gut«, sagte ich. »Und jetzt geh und schüttle Finn die Hand, bevor ich meine verdammte Meinung noch ändere.«
    Ich entfernte mich von der Menge und stieg auf den höchsten Punkt des Hügels hinauf. Fletcher Lane war nicht der einzige Mensch in meinem Leben, der auf diesem Friedhof beerdigt war.
    Wo ich stand, lagen fünf Gräber nebeneinander, im Schatten eines riesigen Ahorns, der mit seinen Zweigen nach dem Himmel griff. Über den fünf Gräbern stand eine Skulptur. Obwohl Efeu Teile des Steins fast vollkommen überwucherte und der Rest von Wind und Regen verwittert war, war die Form unverwechselbar. Eine riesige Schneeflocke. Die Rune der Snows, meiner ermordeten Familie.
    Meine Augen glitten von der Skulptur zu den Gräbern. Dem Grabstein meines Vaters, Tristan, hatte die Zeit am übelsten mitgespielt. Mein Vater war gestorben, als ich noch ein kleines Kind war. Ich erinnerte mich kaum an seine grauen Augen und noch viel weniger daran, wie er gewesen war. Aber die anderen – an sie erinnerte ich mich in lebhaften Einzelheiten. Eira, meine Mutter. Annabella, meine ältere Schwester. Und Bria, das Nesthäkchen der Familie. Ihre Grabsteine waren mit Runen verziert. Eine Schneeflocke, eine Efeuranke und eine Schlüsselblume, genau wie die drei Zeichnungen auf meinem Sims im Wohnzimmer.
    Ich ging an ihren Gräbern vorbei, bis ich das fünfte am Ende der Reihe erreichte.
    Genevieve Snow. Geliebte Tochter und Schwester . Das stand auf dem Grabstein, zusammen mit den Daten meiner Geburt und meines angeblichen Todes. Auch hier war eine Rune in den Stein geschlagen worden. Ein kleiner Kreis mit acht davon ausgehenden Strahlen. Eine Spinnenrune, die genauso aussah wie die Narben auf meinen Handflächen.
    Ich hatte geglaubt, etwas zu empfinden, wenn ich auf meinen eigenen Grabstein sah, mein eigenes, kaltes Grab, aber da war nichts. Nur … Leere wegen allem, was ich verloren hatte. Zuerst meine Familie, nun Fletcher. Es gab nicht mehr viel, an dem ich mich festhalten konnte.
    »Eine Freundin von dir?«, sagte da eine tiefe Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und erstarrte.
    Der Detective stand ein paar Schritte entfernt. Er trug einen schwarzen Anzug, der die sehnige Stärke seines Körpers betonte. Caine trat neben mich. Wie immer bewegte er sich mit diesem lockeren Selbstbewusstsein, das ich so anziehend fand. Aber der Detective wirkte ein wenig dünner als bei unserem letzten Treffen. Ein wenig verhärmter, und die Falten in seinem Gesicht schnitten sich tiefer in seine Haut, als würde ihm etwas nachgehen. Etwas, was er einfach nicht loswerden konnte. Mich zum Beispiel. Ich hatte in der Woche seit dem Vorfall im Steinbruch so oft an ihn gedacht.
    Caines Augen trafen meine. Gefühle huschten durch die braunen Tiefen, wie sie es immer taten. Erschöpfung, Entschlossenheit, Neugier. Caines Blick glitt an meinem Körper nach unten, begutachtete meinen schwarzen Hosenanzug und die flachen Pumps, bevor er mein Haar musterte. Es war jetzt schokoladenbraun mit hellbraunen Strähnchen. So nah an meiner natürlichen Farbe, wie es Jo-Jo nur möglich gewesen war. Es würde Zeit kosten, bis sie wirklich nachgewachsen war. Das kostete es immer. Wie so vieles anderes auch.
    Seine goldenen Augen huschten zu dem Grabstein. »Wirklich eine Freundin? Oder jemand, den du umgebracht hast?«
    Ich dachte an das glückliche unschuldige Mädchen zurück, das ich gewesen war, und an die Nacht, die alles verändert hatte. »Eine echte Freundin – das könnte man so sagen. Was tust du hier?«
    Caine zeigte mit dem Kopf auf die Trauernden.
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