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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)
Autoren: Hermann Scherm
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Attentäter können wir aber jetzt mit Sicherheit ausschließen.
    BZ: Wenn es sich wirklich um einen Einzeltäter handelt, wie Sie sagen, wie lässt es sich erklären, dass er in der Lage war, ein ganzes Aufgebot an hoch qualifizierten Personenschützern auszuschalten? Ein Einzeltäter, der nach Ihrer Darstellung nicht über die geringste Erfahrung mit Schusswaffen verfügt hat?
    Lierhaus: Ich habe lediglich gesagt, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, der ausschließlich aus persönlichen Motiven gehandelt hat. Über Erfahrung mit Schusswaffen hat er sehr wohl verfügt. Nach unseren Ermittlungen war Mark S. Mitglied in einem Schützenverein und hatte dadurch eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Faustfeuerwaffen.
    BZ: Also könnte Ihrer Meinung nach jedes Mitglied in einem Schützenverein fünf bis sechs hochkarätige Personenschützer ausschalten? Das ist doch wohl schlechterdings unmöglich!? Und auch aus dem Internet lässt sich diese Fähigkeit nicht downloaden!
    Lierhaus: Derart manisch veranlagte Persönlichkeiten wie unser Täter neigen zu einem extremen Perfektionismus. Es ist durchaus möglich, dass er sich dieses hohe Maß an Schnelligkeit und Treffsicherheit ohne fremde Hilfe angeeignet hat. Ich bin mir sicher, dass wir dafür in den kommenden Wochen eine Erklärung finden werden.
    BZ: Herr Lierhaus, wir danken für dieses Gespräch!
    Sarah steckte die Zeitung in das drehbare Display zurück und ging weiter. Als sie im Hotel ankamen, händigte der Portier ihnen zusammen mit dem Schlüssel ein Fax aus, das für Paul eingetroffen war. Es stammte von Gene Design Technologies und enthielt die Zusage für den von Paul beantragten Forschungsetat für das kommende Semester. Als Postskriptum hatte Jack Cruise hinzugefügt: »Ich freue mich auch persönlich sehr über diese Entscheidung. Auf gute Zusammenarbeit!«
    Paul war überglücklich über die Zusage. Damit waren die nächsten Monate gesichert. Die Chancen, dass er seine Forschungen zu einem erfolgreichen Abschluss führen konnte, waren so hoch wie nie zuvor. Und Sarah freute sich mit ihm. Sie war gespannt darauf, die kommende Zeit in Berlin an seiner Seite zu verbringen. Mit dem Wissen um diese wunderbaren Aussichten konnten sie die verbleibenden Urlaubstage noch intensiver genießen.
    Paul bestellte beim Zimmerservice eine Flasche Champagner. Als sie auf dem Balkon unter einem makellosen Sternenhimmel auf ihre gemeinsame Zukunft anstießen, war Sarah so glücklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

* * *
    Im Internet Café war die Stimmung noch trostloser als üblich. Zwei der Neonröhren waren ausgefallen. Der Besitzer versuchte gerade, den Fehler zu beheben, und hatte zu diesem Zweck einen Teil der Deckenverschalung demontiert, ohne zu ahnen, dass er dadurch eine Staublawine ins Rutschen bringen würde. Das ganze Café war von einer dünnen Staubschicht bedeckt und wirkte wie ein ausgebombter Keller nach einem Luftangriff.
    Mark ließ sich nicht davon beeindrucken. Er holte sich ein Becks und setzte sich an seinen Stammrechner. Als er den USB-Stecker des MP3-Players in den USB-Anschluss des Rechners schob, erkannte der Computer das neue Laufwerk sofort. Ohne Probleme konnte er auf die Daten auf dem Player zugreifen.
    Am Ende einer langen Liste mit MP3-Files fiel ihm auf den ersten Blick ein gelbes Ordnersymbol auf. Als er die Bezeichnung des Ordners las, stockte ihm der Atem. »MARK« stand in Großbuchstaben unter dem Symbol.
    Er öffnete den Ordner und sah sich die Dateien an, die darin enthalten waren. Schnell wurde ihm klar, dass es sich um Files handelte, die Gene Design Technologies über ihn angelegt hatte – und um Notizen, die sich irgendjemand dazu gemacht hatte. Je mehr er las, desto mehr stieg seine Anspannung. Als er alles gelesen hatte, schloss er das Programm, entfernte den MP3-Player und steckte ihn in seine Jackentasche zurück.
    Was er gelesen hatte machte ihn fassungslos. Über eine halbe Stunde lang blieb er vor dem Rechner sitzen und starrte vor sich hin. Dann stand er auf und ging langsam in die Nacht hinaus.
    Was sollte er tun? Er lief Stunden vor sich hin, stieg in irgendeine U-Bahn, in irgendeinen Nachtbus, in irgendeine Straßenbahn. Als der Tag anbrach, wusste er, dass er ganz von vorne anfangen musste. Er musste Sarah finden, er musste versuchen, zu verhindern, was bei Gene Design Tech und anderswo hinter den Kulissen geschah. Er wusste nicht, wie, aber er wollte kämpfen, dazu war er entschlossen. Endlich hatte er das
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