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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)
Autoren: Hermann Scherm
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Charité seinen schweren Verletzungen erlegen. Trotz einer Reihe von Notoperationen haben die Ärzte den Kampf um das Leben des jüngsten Innenministers der Republik verloren. Mit dem Tod des Ministers ist die Zahl der bei dem Attentat getöteten Personen auf fünf gestiegen.
    In einer beispiellosen Ermittlungsaktion ist es den Behörden inzwischen gelungen, die Identität des mutmaßlichen Attentäters zu ermitteln. Es handelt sich um Mark S., einen jungen Berliner. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, hat der nicht vorbestrafte, arbeitslose Mann den Innenminister bereits seit mehreren Monaten anonym bedroht. Aufgrund dieser Drohungen sei der Personenschutz für den Minister massiv verstärkt worden. Es sei tragisch, dass die ergriffenen Maßnahmen das Attentat nicht hätten verhindern können.
    Vermutungen, dass neben Mark S. eine weitere Person an der Durchführung des Anschlags beteiligt war, haben sich bis jetzt nicht bestätigt. Von den Waffen, aus denen die Schüsse auf Christian Schneider und seine Personenschützer abgefeuert wurden, fehlt bis jetzt jede Spur.
    Zum Motiv des Täters wollte die Staatsanwaltschaft keine näheren Angaben machen. Alles deutet aber darauf hin, dass es sich bei Mark S. um einen geistig verwirrten Einzeltäter handelt. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung sind eine Reihe nicht abgesandter Drohbriefe an den Minister sowie mehrere indizierte Killerspiele gefunden worden.
    Mark S. ist seit dem Attentat auf der Flucht. Trotz einer groß angelegten und beispiellosen Fahndungsaktion der Polizei fehlt von dem Täter weiterhin jede Spur. Gunther Michael, der inzwischen die Amtsgeschäfte im Innenministerium übernommen hat, fordert schärfere Gesetze gegen gewaltverherrlichende Computerspiele .
    Sarah sah sich das Bild des mutmaßlichen Attentäters an, das in der linken oberen Ecke des Artikels abgedruckt war. Es handelte sich um einen unscheinbar wirkenden jungen Mann von Mitte bis Ende dreißig. So wie er aussah, hätte sie ihm nie eine solche Tat zugetraut.
    »Vor der Wiedervereinigung wäre solch ein Anschlag in Berlin undenkbar gewesen. Wir nähern uns immer mehr amerikanischen Zuständen«, bemerkte Paul, der über ihre Schulter einen Teil des Artikels mitgelesen hatte.
    »Ich verstehe nicht, warum? Warum den deutschen Innenminister? Ich begreife das nicht!«, sinnierte Sarah.
    Unter dem Artikel war noch ein Interview der Berliner Zeitung mit dem Terrorismus-Experten Ottmar Lierhaus abgedruckt:
    BZ: Herr Lierhaus, die Ermittlungsbehörden gehen von einem geistesgestörten Einzeltäter aus. Warum hat der Täter sich ausgerechnet den Innenminister als Ziel ausgesucht? Gibt es politische Motive?
    Lierhaus: Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen können wir eine politische motivierte Tat mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Es handelt sich um einen Einzeltäter, der ausschließlich aus persönlichen Motiven gehandelt hat. Die Tat hat ihre Ursache meines Erachtens in einer starken Persönlichkeitsstörung des Täters.
    BZ: Heißt das, Sie können einen politischen Hintergrund vollständig ausschließen?
    Lierhaus: Vom heutigen Stand der Ermittlungen aus gesehen, ja. Der mutmaßliche Täter hat in einer Art Wahn gelebt. Er hat sich in eine enge persönliche Beziehung zu Dr. Schneider hineinfantasiert und hat sich eingeredet, dass der Minister ihn persönlich tief enttäuscht hat. Aus dieser eingebildeten Kränkung heraus hat er Rachefantasien entwickelt, die er schließlich in die Tat umgesetzt hat.
    BZ: Und eine solche persönliche Beziehung hat es nie gegeben?
    Lierhaus: Die Ermittlungen konnten eine solche Beziehung nicht belegen. Ich füge hinzu, bisher. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir dafür noch Indizien finden. Alles, was in der Wohnung des Täters dazu gefunden wurde, spricht gegen eine solche Beziehung.
    BZ: Wie können wir solche entsetzlichen Attentate in Zukunft verhindern?
    Lierhaus: Derartige Attentate lassen sich nicht verhindern. Selbst wenn wir eine lückenlose, flächendeckende Überwachung mit Videokameras bundesweit installieren würden. Solche Attentate können Sie nie mit hundertprozentiger Sicherheit verhindern.
    BZ: Es gibt Vermutungen, dass noch ein weiterer Attentäter im Spiel war. Was können Sie uns dazu sagen?
    Lierhaus: Die anfänglichen Meldungen über einen zweiten Attentäter basieren nach dem aktuellen Stand der Erkenntnisse auf einer Fehlinterpretation der Informationen in den ersten Stunden nach dem Attentat. Einen zweiten
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