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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)
Autoren: Hermann Scherm
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Pistolen in die Jacke zurück und versuchte, sich ebenfalls einen Weg zu Mark zu bahnen, um ihn aus dem Saal zu bringen. Es war unmöglich. Jeder rannte um sein Leben ohne Rücksicht darauf, wer sich ihm in den Weg stellte.
    Die Lage war vollkommen außer Kontrolle. Er hatte keine Chance, Mark aus dem Feuer zu holen.
    Er hatte alles getan, was in seiner Macht stand. Er hatte vier Leute ausgeschaltet und verhindert, dass sie Mark töteten. Aber jetzt hatte er keine Option mehr. Er musste sich so schnell wie möglich selbst in Sicherheit bringen, solange noch Zeit dafür war.
    Er ließ sich mit der Masse der Delegierten Richtung Ausgang treiben und schaffte es ohne große Probleme durch den Lieferantentrakt ins Freie.
    Draußen landeten bereits die Sondereinsatzkommandos von Polizei und BKA. Er hörte das Dröhnen der Helikopter, die im Tiefflug über die Lieferantenzufahrt heranschwebten und hinter der riesigen Scheibe des Velodroms landeten. Überall waren Menschen unterwegs, die in Panik das Gebäude verlassen hatten. Niemand beachtete ihn. Jeder von ihnen war mit sich selbst beschäftigt und hatte keinen Blick für seinen Nebenmann. Nach wenigen Minuten hatte er das Fahrrad erreicht, dass er mit einer schweren Kette an einem der Apfelbäume befestigt hatte. Auch der Kuriersack war noch unberührt. Er holte ihn aus der Krone des Apfelbaumes, in dem er ihn versteckt hatte, schnallte ihn auf den Rücken und radelte los, ohne noch einmal zurück zu blicken.

* * *
    Der schwere Körper des Kameramanns traf Mark vollkommen unvorbereitet. Er machte nicht den geringsten Versuch einer Gegenwehr, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Es kam ihm vor, als fiele er in Superzeitlupe, endlos langsam. Während er fiel, sah er die Delegierten hektisch durcheinander laufend an ihm vorbei stolpern. Er drehte sich mehrmals um seine eigene Achse und spürte dabei eine große Stille in sich. Auch um ihn herum war es vollkommen still. Er hörte keinen der Schreie, und er hörte auch nicht das Trampeln der in Panik davon stürzten Menschen. Er empfand nur völlige Stille.
    Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz in seiner Hüfte. Ruckartig setzte der Sound wieder ein. Er hörte Schreie und das hektische Trommeln der Schritte der durch die Arena stürzenden Menschen, die über ihn hinweg rannten und ihre Absätze in seinen Körper gruben. Auf allen Vieren versuchte er, sich an den Rand der Arena in Sicherheit zu bringen. Nach ein paar Metern schaffte er es, aufzustehen und durch die davonstürmenden Leiber an den Rand des Strudels zu flüchten.
    Er sah sich nach einem Ausweg um. Ein paar Schritte von ihm entfernt zeichnete sich eine Tür unterhalb der Radrennbahn ab. Sie hatte keine Klinke, sondern nur einen eingelassenen Drehgriff. Weil sie in der gleichen Farbe wie die Bahn lackiert war, hob sie sich kaum von der Wand ab. Zu seinem Erstaunen ließ sie sich ohne weiteres öffnen. Schnell trat er hindurch und schloss die Tür hinter sich. Vor ihm lag ein schwach erleuchteter Versorgungsgang.
    Er tastete sich den schmalen Gang entlang und landete in einer Küche. Die Köche, die von dem Aufruhr im Velodrom noch nichts mitbekommen hatten, sahen ihn erstaunt an, als er die Küche durchquerte und nach einem Ausgang suchte. Noch bevor ihn jemand anhalten konnte, hatte er einen Notausgang gefunden und trat ins Freie.
    Vor dem Velodrom landeten in kurzen Abständen Rettungshubschrauber und Polizeifahrzeuge entluden Dutzende von Sondereinsatzkommandos.
    Die aus dem Gebäude flüchtenden Menschen machten die Lage vollkommen unübersichtlich. Die Anführer der KSK und SEK Kommandos versuchten sich zu orientieren und den Einsatz ihrer Leute zu koordinieren.
    Mark ging auf einen der KSK Kommandeure zu und wollte sich stellen. Er wollte vor der Welt bezeugen, was er getan hatte. »Entschuldigung, ich... ich habe Ihnen etwas mitzuteilen...«, stieß er hervor. Aber der KSK-Mann ignorierte ihn, schob ihn einfach beiseite und setzte sein Kommando Richtung Velodrom in Marsch.
    Mark blieb verwundert stehen und wartete darauf, dass man ihn festnehmen würde. Aber nichts geschah. Die Einsatzkommandos der Polizei stürmten an ihm vorbei ohne ihn zu beachten. Er versuchte noch einmal, auf sich aufmerksam zu machen, setzte laut zu einem Bekenntnis an, aber niemand hörte ihm zu.
    »Ich war es! Ich habe es getan!«, schrie er schließlich einem der vorbeilaufenden KSK-Männer in das maskierte Gesicht. »Ich war es, du Arsch! Verstehst du,
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