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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall
Autoren: Franziska Steinhauer
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Tod, Teufel und die Pest an den Hals wünsche. Aber zwischen diesem diffusen Gefühl und einem echten Mord besteht ein gewaltiger Unterschied. Im Moment kann ich mir gar nicht vorstellen, was mir jemand angetan haben müsste, damit ich ihn auch nach seinem Tod noch so behandle.«
    Nachtigall schmunzelte wider Willen, stand auf und zog seine Frau an sich. »Das beweist nur, wie gut du ausbalanciert bist. Was aber, wenn dir jemand deinen Mann wegnähme, gar tötete?« Er küsste sie. »Und ob die Leiche ein Mordopfer ist, wissen wir noch gar nicht.« Er drückte sein Gesicht in ihre Haare. »Abgesehen davon fände sich in unserer ›Kundenkartei‹ auch manch einer, dem ein weggeschnappter Parkplatz Motiv genug für einen Mord wäre!«

5
    Am nächsten Morgen warf sich Peter Nachtigall gereizt auf den Beifahrersitz.
    Albrecht Skorubski kannte ihn lang genug. Es war besser, jetzt nicht zu versuchen, eine Unterhaltung zu beginnen. Er ahnte sofort den Grund für die katastrophale Laune seines Freundes. In der Saure-Gurken-Zeit hatte es ihre Vogelscheuche auf die Titelseite der Zeitung geschafft.
    »Wir werden einen Zeugenaufruf veröffentlichen. Wenn jemand die Leiche auf einem Pick-up transportiert hat, ist das Auto vielleicht jemandem aufgefallen. Wer weiß, vielleicht hat sogar jemand bemerkt, dass die Scheuchen ausgetauscht wurden«, legte Nachtigall fest. »Das kann Michael gleich heute Morgen veranlassen.«
    Skorubski nickte.
    Nachtigalls Handy klingelte.
    »Guten Morgen, Thorsten«, begrüßte er Dr. Pankratz. »Gerichtsmediziner sind wohl keine Langschläfer? Gut, wir sind schon auf dem Weg.«
    Skorubski ordnete sich an der Kreuzung auf der rechten Spur ein.
    »Er meinte, er habe eine Überraschung für uns. Ich glaube nicht, dass mir diese Ankündigung gefällt, Albrecht.«
     
    Sie trafen Dr. Pankratz und den zweiten Rechtsmediziner, den ein Namensschild als Dr. Popp auswies, heftig diskutierend an.
    »Das kann doch nicht wahr sein! Warum? Das ist eine – oh, hallo«, unterbrach sich der zweite Obduzent, als er die beiden Kriminalbeamten bemerkte.
    »Da seid ihr ja!«, freute sich auch Dr. Pankratz und reichte beiden Kittel und Haube. »Handschuhe braucht ihr nicht. Anfassen erspare ich euch diesmal. Und ganz ehrlich, appetitlich sieht er nicht aus.«
    »Er?«
    »Ja. Die Leiche ist eindeutig männlich.«
     
    Nachtigall zuckte heftig zurück, als er den Toten auf dem Edelstahltisch erkannte. Was hast du erwartet, schimpfte er mit sich, wenn sogar der Rechtsmediziner dich vorwarnt. Undeutlich nahm er wahr, dass Albrecht ihm erklärte, er wolle Michael wegen der Pressemitteilung anrufen. Das Geschlecht des Opfers kannten sie immerhin schon. Wenig später klappte die Außentür.
    Es kostete den Hauptkommissar Überwindung, den Körper genauer anzusehen. Es schien, als weigerten sich seine Augen, den Befehlen des Hirns zu folgen. Sie leisteten Widerstand, glitten über die verschiedenen Gerätschaften, Schalen und das bereitgelegte Besteck, suchten eine Möglichkeit, durch ein Fenster hinauszuspähen, kehrten zu den Gesichtern der Rechtsmediziner zurück, ließen sich bereitwillig mal hierhin und mal dorthin locken.
    »Die Kleidung haben deine Kollegen schon abgeholt. In den Taschen waren keinerlei persönliche Gegenstände, der Anzug selbst ist völlig aus der Mode. Der Stoff war durchaus hochwertig, reine Schurwolle, aber den Hersteller gibt es schon lange nicht mehr. Vielleicht hat er den geerbt oder im Second-Hand-Shop gekauft. Er sah aus, als sei er kaum getragen worden.« Dr. Pankratz griff nach einem in Folie aufbewahrten Papierfetzen. »Der steckte in der linken Außentasche.«
    Nachtigall runzelte die Stirn.
    In ungelenken Druckbuchstaben stand dort:
    Du bist der Erste.
    Andere werden folgen.
    Bis die Schuld getilgt ist.
    Dies ist der Beginn der Abrechnung.
    »Eine eindeutige Drohung. Jetzt müsst ihr nur noch herausfinden, an wen sie sich richtet«, kommentierte der Rechtsmediziner trocken.
     
    Nun gab es keine Ablenkung mehr.
    Peter Nachtigall hätte gern tief durchgeatmet, doch er ließ es bleiben. Die Lüftungsanlage schaffte es nicht, den Verwesungsgeruch komplett zu vertreiben.
    »Wenn du willst, kannst du es mit einem Taschentuch versuchen. Manche halten sich das vor Mund und Nase und behaupten, es hilft. Aber ich glaube, das ist nur Einbildung«, erklärte Dr. Pankratz dem schon jetzt mitgenommenen Ermittler.
    »Wir haben den Körper geröntgt. Zum einen, um die spätere Identifikation mit
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