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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall
Autoren: Franziska Steinhauer
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so spannend? Und wo kommt dieser Gestank her? Liegt da etwa wieder ein totes Wildschwein in meinem Getreide?« Schon wollte er sich zornig in Bewegung setzen, als Nachtigall ihn aufhielt.
    »Einen Augenblick noch, Herr Zircinsky! Wenn Sie mal über Ihr Feld sehen, würden Sie meinen, die Vogelscheuche steht noch da, wo Sie von Ihnen platziert wurde?«
    Der Bauer kniff die Augen zusammen, warf einen kritischen Blick über die Ähren und ließ sich Zeit. »Nein!«
    »Nein?«
    »Was soll denn eine Vogelscheuche so weit am Rand? Nein, nein. Ich hatte sie natürlich viel weiter mittig aufgebaut. Und«, er sah noch einmal angestrengt in ihre Richtung, »sie trägt jetzt einen anderen Anzug.«
    Nachtigall signalisierte Michael Wiener, der Fotograf solle unbedingt Detailaufnahmen von der Bekleidung machen.
    Der Anzug war vielleicht ein wichtiges Beweisstück.
     
    »Also, was ist hier los?«, wollte Zircinsky nun wissen.
    »Wir haben eine menschliche Leiche entdeckt. Getarnt als Vogelscheuche.«
    »In meinem Feld?«, fauchte der Bauer, zwischen Entsetzen und Empörung schwankend. »Ich fasse es nicht!«
    »Sie können uns nicht erklären, wie das möglich ist?«
    Zircinsky wandte sich entrüstet um und wollte sich auf den Weg durch die Absperrung machen.
    »Sie dürfen nicht …«, versuchte Dr. März ihn aufzuhalten, doch der Bauer schien ihn gar nicht zu hören. Zwei Schritte später wurde er von einem uniformierten Beamten eingefangen und zu Nachtigall zurückgebracht.
    »Wollen Sie mir das Betreten meines eigenen Landes verweigern? Das wird ein Nachspiel haben, das verspreche ich Ihnen!«
    »Herr Zircinsky, das ist im Moment ein Tatort. Das bedeutet, dass kein Unbefugter diesen Bereich betreten darf. Wenn wir alle Spuren gesichert haben, können Sie auch wieder auf Ihr Feld.«
    »Unbefugter? Ich?«, keuchte der junge Mann und versuchte mühsam, sich zu beherrschen. »Wer ist der Tote?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Ein Mann oder eine Frau?«
    »Wir werden es erfahren«, blieb der Ermittler vage.
    »Was für ein ausgemachter Schwachsinn! Das sieht man doch wohl!«, protestierte Zircinsky, der sich nicht ernst genommen fühlte.
    »Nach ein paar Tagen und bei den Temperaturen nicht mehr«, beschied ihm der Hauptkommissar.
    Das musste der Anzugträger erst einmal verdauen. Sein Gesicht verlor alle Farbe.
    »Wie oft kommen Sie hier vorbei?«
    »Am Feld, meinen Sie?« Zircinsky überlegte. »So zweimal die Woche? Das Getreide muss ja versorgt werden. Ich überprüfe, ob Schädlinge sich irgendwo breitgemacht haben, sehe nach, wie reif es schon ist. Solche Dinge. Nächste Woche wollte ich ernten.« Er machte eine raumgreifende Armbewegung. »Wer ersetzt mir jetzt eigentlich den Schaden? Ihre Kollegen trampeln ja das halbe Feld nieder!«, brauste er schon wieder auf.
    »Herr Zircinsky! Das können wir später klären. Wann waren Sie zum letzten Mal hier?«
    »Ach herrje! So genau weiß ich das nicht. Wahrscheinlich vor drei, vier Tagen.«
    »Und bei der Gelegenheit ist Ihnen nicht aufgefallen, dass jemand die Vogelscheuche versetzt haben muss? Sie haben nicht bemerkt, dass Vögel um sie herumflogen?«
    »Nein.« Der Bauer schwieg und starrte auf seine inzwischen staubigen Schuhe.
    »Wenn ich es mir genau überlege, kann ich sogar mit Sicherheit behaupten, dass sie den alten Anzug von Opa anhatte. Ich habe an die Ärmel Streifen aus Metallfolie getackert, die im Wind wild fuchteln, knacken und Lichtblitze erzeugen. Zufällig weiß ich, dass ich sehr zufrieden mit der Wirkung war, als ich letztes Mal hier stand. Von Vögeln keine Spur!«
    »Erinnern Sie sich noch an den Tag? Das wäre für unsere Ermittlungen sehr hilfreich.«
    »Nee«, kicherte der Jungbauer, »ich erinner mich schon lange an nichts mehr! Das macht ein anderer für mich.« Er zog aus der Innentasche des Sakkos ein iPhone. »Das weiß der Organizer. Sonst keiner.«
     
    In einer kleinen Gruppe Schaulustiger fällt die Gestalt kaum auf. Ist nicht mehr als ein Schatten. Aber es ist einer, der weder neugierig noch voll Abscheu auf die Szenerie blickt. Eher wirkt er nachdenklich. Schließlich ist noch viel zu tun, die Polizei ahnt ja nichts von seinem Plan. Ein garstiges Lächeln umspielt seine verdorrten Lippen. Wenn sie es herausfände, wäre es ohnehin zu spät, weiß er. Es gäbe niemanden mehr zu retten. So wie es auch für ihn keine Rettung gegeben hatte. Bitter stößt ihm das Leben auf.
    Als er genug gesehen hat, dreht er sich gleichgültig um und macht
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