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Spiel mir das Lied vom Wind

Spiel mir das Lied vom Wind

Titel: Spiel mir das Lied vom Wind
Autoren: Carola Clasen
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Kennst du das nicht? Spielst du nie?«
    »Du spielst in Momenten wie diesen?«, empörte er sich.
    Spielst?! Plötzlich stand es da mit Flammenschrift auf den Badezimmerspiegel geschrieben!
    »Jetzt weiß ich, wo das Geld hin ist!«, rief Sonja.
    »Wovon redest du, verdammt noch mal?«
    »Er hat es verspielt. Er war ein Spieler, Herr Oberstaatsanwalt, wussten Sie das nicht?«
    »Ach«, schnaubte Wesseling.

Epilog
    Die einen sagten, bis Weihnachten sei es noch lange hin. Andere sagten, Weihnachten komme schneller, als man denke. Wie auch immer, Elmar Könen und Ulrich Dederich hatten verabredet, sich bis Weihnachten Zeit zu lassen mit dem Geldausgeben. Es blieb ihnen auch nichts anderes übrig, da sie bis dahin keinen Laden mehr betreten konnten. Sie saßen in U-Haft.
    Aber auch, wenn das vorbei war, wollten sie nur so viel ausgeben, wie ihnen zustand. Jeder 5.000 Euro. Der Rest lag für die anderen bereit, für die Schweigsamen. Davon ließen die beiden die Finger. Und sie konnten sich aufeinander verlassen. Freunde fürs Leben waren sie, obwohl Ulrich fast zehn Jahre älter war als Elmar, eine Freundschaft, von der niemand so recht wusste, wo sie ihre Ursache hatte. Es wurde gemunkelt, dass Elmar Ulrich einmal bei einer Schlägerei das Leben gerettet habe. Oder war es umgekehrt gewesen?
    Echte Freunde jedenfalls, sonst hätten sie einander auch nicht die Blamage anvertrauen können, die sie einem gewissen Kistermann zu verdanken hatten.
    Sie hatten nicht glauben können, dass sie die Einzigen sein sollten, die auf diesen Mann hereingefallen waren. Trotz aller Nachforschungen wollte sich zunächst kein anderer Leidensgenosse bei ihnen melden. So waren die beiden bei ihrer waghalsigen Aktion, sich in einem Akt der Selbstjustiz ihr Eigentum zurückzuholen, ganz allein auf sich gestellt gewesen. Das Recht dazu, fanden sie beide, war auf ihrer Seite.
    Elmar Könen war wegen dieses Mannes zum Mörder geworden, Ulrich Dederich hatte es doppelt getroffen: Er agierte nicht nur in seinem eigenen Namen, sondern auch in dem seines toten Bruders Erwin.
    Erst als die spektakuläre Aktion, die an einem Windrad im Windpark Himberg endete – leider hatte es nur für eine Leichenschändung gereicht, denn für seinen Tod hatte der Feigling schon selbst gesorgt – publik wurde, krochen nach und nach einzelne andere Betroffene vorsichtig aus ihren Löchern. Wenn die Beweislage klar war, erhielten sie ihre Anzahlung zurück, begleitet von einer feurigen Rede über Feigheit vor dem Feind. Trittbrettfahrer wurden schnell durchschaut. Aber immer noch lag gut die Hälfte der Summe in Elmars Werkzeugkeller hinten links in der untersten Schublade – unter dem Schmirgelpapier.
    Dass Ulrich und Elmar sich bei Erwins Beerdigung allein beim Anblick des weißen Busses, der ihrem skrupellosen Peiniger gehörte, zu einer Schlägerei hatten provozieren lassen und sogar noch andere mit hineingezogen und angestiftet hatten, war ihnen hinterher selbst kaum erklärlich. Aber man konnte nicht immer Herr seiner Emotionen sein. Und eine Beerdigung war nun einmal sehr emotional. Und man trank auch das eine oder andere Schnäpschen, auch schon vorher, damit man die Zeremonie durchstand.
    Ausgerechnet eine Polizistin. Das war übel. Das hatten sie nicht gewollt. Nun saßen sie in ihren Zellen, getrennt voneinander, starrten durch die vergitterten Fenster in den Herbsthimmel und träumten von Weihnachten.
    Elmar Könen wollte seiner Marie den Wohnzimmerschrank schenken, den sie sich schon so lange wünschte, auch wenn er damit ihre Mutter nicht wieder lebendig machen konnte. Eine Tatsache, die er selbst nur wenig bedauerte. Er genoss die stillen Stunden mit Marie, auch wenn er manchmal noch glaubte, in der Ferne eine Kuhglocke läuten zu hören.
    Ulrich Dederich wollte seiner Schwägerin Helene die neuen Zähne schenken, die sie so dringend brauchte, auch wenn er ihr damit den lieben Gatten nicht ersetzen konnte.
    Was die anderen später mit ihrem Geld machen würden, wussten die beiden Freunde nicht. Das war ihnen auch egal. Eines aber war sicher allen klar: Vom Wind wollten sie in Zukunft alle die Finger lassen. Und auf der Hut sein. Der nächste hergelaufene Städter, der versuchte, einem von ihnen Luft, Feuer, Wasser oder Erde zu verkaufen, würde ebenso sein blaues Wunder erleben wie dieser Kistermann. Erst recht, wenn er ein Kölner war.
    ***
    www.LuL.to

Danksagung
    Mein Dank gilt:
    Günther Hacker
Geschäftsführer der SOLAR WIND TEAM GmbH,
St.
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