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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel
Autoren: Andreas Franz
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sich nur
zu gut vorstellen, wie es in Ziese rumorte, denn Wegner war
nicht nur ein Mitarbeiter, sondern auch ein Freund gewesen.
Einer, auf den jederzeit Verlass war, auch wenn er bisweilen
sehr eigenwillige Ermittlungsmethoden anwandte.
    Bevor Henning zurück ins Haus ging, schaute er bei der Spurensicherung
vorbei. Er betrat die Garage, wo sich drei Beamte
in weißen faserfreien Anzügen aufhielten und einen recht neuen
schwarzen BMW 525 untersuchten. Wegner war längst in
den inzwischen eingetroffenen Leichenwagen gebracht worden,
mit dem er auch gleich in die Rechtsmedizin gefahren
werden würde. Tönnies, der Leiter der Spurensicherung, kam
zu Henning.
    »Schöner Schiet, was? Bringt sich so mir nichts, dir nichts um.«
    »Was genau ist passiert?«
    »Den Schlauch vom Auspuff durchs Seitenfenster, alles luftdicht
abgeklebt und den Motor laufenlassen. Die Maschine ist
total heißgelaufen, wahrscheinlich hat er's irgendwann heute
Nacht gemacht. Na ja, ist ja auch egal, wann.«
    »Ist das mit den neuen Autos nicht ziemlich schwer, ich meine,
durch den Kat?«
    Tönnies sah Henning beinahe mitleidig an, zog die Stirn in Falten
und antwortete: »Ich bitte dich, du kannst den modernsten
Kat haben, wenn du den Motor nur lange genug laufenlässt,
bist du irgendwann weg. Wie gesagt, es war alles luftdicht abgeklebt,
da geht dir recht schnell der Sauerstoff aus.«
    »Trotzdem, untersucht das hier, als würde es sich um den Bundespräsidenten
handeln.«
    »Warum?«
    »Weil ich es so will.«
    »Glaubst du vielleicht, wir sind zum Spaß hier?«, wurde Henning
ziemlich brüsk angefahren. »Die gleiche Order haben wir
schon von Ziese bekommen. Alles klar?«
    »Dann lasst euch nicht aufhalten. Aber untersucht das Klebeband
auf Fingerabdrücke. Ich will wissen, ob nur seine oder
auch noch andere drauf sind. Und legt mir die Fotos so bald
wie möglich auf den Tisch. Ich will alles haben, und wenn ich
alles sage, dann meine ich auch alles. Wann kann ich damit
rechnen?«
    »Wenn wir hier fertig sind und alles ausgewertet haben«, entgegnete
Tönnies kühl. »Was willst du eigentlich? Hast du etwa Zweifel,
dass es Selbstmord war?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.
    »Ich habe immer Zweifel, liegt wohl im Blut.«
    »Warte, ich hab da was, das du dir anschauen solltest. Hier«,
sagte Tönnies und deutete auf den Beifahrersitz, »zwei Flaschen
russischer Wodka vom Feinsten. Er scheint sich vorher
noch mal so richtig die Kante gegeben zu haben.«
    »Wodka? Mir war nicht bekannt, dass Gerd trinkt«, meinte
Henning nachdenklich.
    »Die meisten Alkoholiker verstehen es hervorragend, ihre
Sucht zu verbergen. Das solltest du eigentlich wissen.«
    »Woher denn, ich habe nie getrunken.«
    »Hab ich auch nicht gemeint.«
    »Dann ist's ja gut.«
    Henning begab sich zurück ins Haus, wo Santos neben Nina
auf dem Sofa saß, ihre Hand hielt und mit ihr sprach. Die Unterhaltung
stoppte abrupt, und beide Frauen blickten auf, als er
hereinkam. Er überlegte, ob er das Thema Alkohol ansprechen
sollte, beschloss aber, es für den Moment noch zu unterlassen.
»Wie weit sind die da draußen?«, wollte Nina wissen.
»Ich kann dir nicht sagen, wie lange das noch dauern wird.
Möchtest du drüber sprechen?«
    »Über was denn?«, fragte Nina verzweifelt und wischte sich
mit einer Hand eine Strähne aus der Stirn. Seit sie sich kennengelernt
hatten, hatte es für sie nur einen Mann gegeben - Gerd.
Und nun war er tot. Selbstmord. Ihr noch junges Leben war
noch mehr aus den Fugen geraten, als es ohnehin schon war,
nachdem vor gut zwei Monaten ihre knapp fünfjährige Tochter
Rosanna von einem Raser totgefahren wurde. Es geschah am
helllichten Tag, und doch hatte keiner der Anwohner in der
Nachbarschaft etwas von dem Unfall mitbekommen, obwohl
gerade in solchen Wohngegenden mit vorwiegend Ein- und
Zweifamilienhäusern immer irgendjemand am Fenster steht
oder sich im Garten aufhält, doch ausgerechnet an jenem Tag
hatte niemand etwas gesehen. Die gesamte Nachbarschaft war
zum Teil mehrfach befragt worden, aber keiner konnte Angaben
zum Unfallhergang machen. Nur der dumpfe Aufprall des
Mädchens war zu hören gewesen und das Jaulen eines durchstartenden
Motors. Ein paar Stunden später fand man den Wagen
in einem Waldstück. Das Fahrzeug war von seinem Besitzer am Tag zuvor als gestohlen gemeldet worden. Im Innern
lagen mehrere Flachmänner und zwei leere Wodkaflaschen,
was vermuten ließ, dass der
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