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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegenübersaßen, hatte Werner das Manuskript jener Thekla Bendow mitgebracht. Er legte es Frank auf den Schreibtisch und sagte in seiner zupackenden Art: »Ich weiß jetzt, wie das gemacht werden muß mit der Veröffentlichung. Ich brauche dich dazu.«
    »Mich?«
    »Du schreibst einen neuen Text.«
    »Ich?«
    »Zusammen mit Thekla Bendow.«
    Frank blickte Werner an wie einen Bekloppten, eine ganze Weile tat er das. Dann sagte er: »Ich frage mich, wer von uns beiden besoffen gewesen sein muß – ich oder du?«
    »Du«, grinste Werner. »Ich brütete die halbe Nacht über diesem Manuskript, bis ich –«
    »Hattest du mir nicht versprochen, daß es nicht lange dauern würde?« unterbrach Frank.
    »Ja, aber –«
    »Dann auf Wiedersehen.«
    So schnell war aber Werner Ebert nicht bereit, die Flinte ins Korn zu werfen. Daß ihm hier eine sogenannte schwere Geburt bevorstehen würde, war ihm klar gewesen, seit er sich auf den Weg gemacht hatte.
    »Sieh mal«, sagte er, auf das Manuskript zeigend, »die Sache ist so: Diese Bendow hat einen Roman in Briefen geschrieben. Ein Mann und eine Frau unterhalten sich schriftlich über die Liebe, über Freud und Leid, über Gutes und Schlechtes, Schönes und Häßliches, und immer wieder über die Liebe. Im Laufe der Zeit wird ihnen bei ihrem Briefwechsel mehr und mehr bewußt, daß sie eigentlich ideal zueinanderpassen würden. Schließlich vereinbaren sie ein Treffen und stellen dann bei dieser Gelegenheit fest, daß … naja, du weißt schon, Happy-End usw. Dazu die entsprechenden Illustrationen, die du schon gesehen hast. Sie sind, das sagtest auch du, toll. Aber der Text!« Werner nahm das Manuskript, hob es mit zwei Händen hoch und ließ es wieder auf die Schreibtischplatte fallen. »Zu schwach. Da fehlt die nötige Substanz. Kein Pfeffer, besonders in dem, was der Mann schreibt. Das sind die Teile des Manuskripts, die am meisten abfallen. Du kannst dich selbst davon überzeugen, Frank …«
    Werner schubste das Manuskript hinüber zu seinem Freund und sagte dabei: »Ich lasse es dir da.«
    Umgehend lag das Manuskript, von Frank zurückgeschubst, wieder vor Werner.
    »Nee!«
    »Warum nicht? Du mußt dir doch ein Bild von der Sache machen, ehe du in sie einsteigst, Frank.«
    »Wenn du das glaubst, bist du gewaltig auf dem Holzweg, mein Junge.«
    »Wie willst du es anders machen?«
    »Überhaupt nicht! Ich bin doch kein Idiot!«
    »Natürlich nicht. Wenn du ein Idiot wärst, müßte ich mir für diese Aufgabe einen anderen suchen, das ist doch klar.«
    Frank blickte zur Tür und wiederholte nur das, was er schon einmal gesagt hatte, auf französisch: »Au revoir.«
    Werner gab trotzdem nicht auf.
    »Stell dich nicht so an, Frank«, sagte er. »Ich habe lange genug über das Ganze nachgedacht. Dies ist der Weg, der mir gangbar erscheint.«
    »Au revoir.«
    »Dann sag mir, warum du partout nicht willst.«
    Daraufhin machte Frank den Fehler, diese Frage zu beantworten. Damit begann er sich auf eine Debatte einzulassen, bei der er unterlag.
    »Ich bin Architekt und kein Schriftsteller.«
    »Natürlich bist du Architekt, Frank, das bestreitet ja gar keiner. Du bist sogar ein guter Architekt.«
    »Dann versuch nicht, mich zu einem Schriftsteller umzufunktionieren. Wie stellst du dir das überhaupt vor?«
    »Übertreib nicht, Frank. Niemand denkt daran, von dir zu verlangen, daß du mit Thomas Mann stilistisch in Konkurrenz treten solltest.«
    »Ach nee!« rief Frank ironisch. »Wirklich nicht?«
    »Das wäre sogar absolut falsch, Frank, wenn du das versuchen würdest. Unsere Leser und Leserinnen sollen nämlich glauben, sich mit dem Briefwechsel identifizieren zu können. Deshalb sollst du so schreiben, wie dir der Schnabel gewachsen ist, verstehst du, frei von der Leber weg.«
    Das Telefon läutete und verschaffte Frank einen Zeitgewinn. Der Architektenverband rief an und bat um Beantwortung einiger Fragen für eine statistische Erhebung.
    »Außerdem«, sagte Werner, nachdem Frank wieder aufgelegt hatte, »bin ja notfalls auch ich immer noch da, um dir zu helfen, wenn du Schwierigkeiten mit deiner Aufgabe hättest.«
    »Das ist nicht meine Aufgabe, sondern die deine, Werner«, sagte Frank mit Nachdruck. »Dein Fach ist das. Du hast das Schreiben gelernt, also dichte dir das selbst zusammen und laß mich aus dem Spiel.«
    »Das geht nicht, Frank.«
    »Warum nicht?«
    »Das will ich dir sagen: Weil zwischen dieser Thekla und der Redaktion – also mir – wird ein geschäftlicher
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