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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinem Freund Werner Ebert in dessen Redaktion häufig überraschende, unmotivierte Besuche ab, so auch heute wieder einen.
    Lawinen – große und kleine – kündigen sich vorher nicht an, sie rollen einfach los. Und so ahnte denn niemand, was geschehen sollte, als Frank Petar bei Werner Ebert eintrat und ihm sichtlich gutgelaunt auf die Schulter klopfte.
    »Ein Wetter!« rief er und warf sich in einen der herumstehenden Sessel. »Ein Wetter ist das! Eins zum Heldenzeugen, sagten die alten Germanen! Und du? Was machst du?«
    »Ich arbeite.«
    Der ganze Raum ›roch‹ danach. Auf Eberts Schreibtisch türmten sich die Papiere. Die Luft war verbraucht. Der Aschenbecher quoll schier über. Frank sprang wieder auf, lief zu einem Fenster und riß es auf. Er war einen halben Kopf kleiner als Werner – immer noch lang genug – und sah aus wie der junge Gregory Peck. Bei den Mädchen hatte er also auch stets leichtes Spiel gehabt, als er es darauf noch angelegt hatte – vor Helgas Zeit.
    »Der Mief hier drinnen ist fürchterlich«, sagte er, vom Fenster zu seinem Sessel zurückkehrend.
    »Hast du nichts zu tun?« fragte ihn Werner.
    »Doch.«
    »Den Eindruck erweckst du aber nicht.«
    Frank grinste.
    »Mach's wie ich, Werner«, sagte er. »Schmeiß den Krempel für ein Stündchen hin. Laß uns auf ein Glas ins ›Belstner‹ gehen, los!«
    Das ›Belstner‹ war das Café Heidenohls, mit Stühlen auf dem Bürgersteig bei geeignetem Wetter.
    »Keine Zeit«, antwortete Werner knapp.
    »Und warum nicht?«
    Werner zeigte auf ein Manuskript, das aufgeschlagen vor ihm lag. »Darum nicht.«
    »Was ist das?«
    »Ein Roman.«
    »Den ihr veröffentlichen sollt?«
    »Ja.«
    Franks Stimme hob sich.
    »Und deshalb willst du dich keine Stunde freimachen können?«
    »Nein.«
    »Gestatte, daß ich lache.« Frank lachte aber nicht, sondern fuhr, zum Manuskript hinnickend, fort: »Von wem ist denn das Ding?«
    »Von einer Thekla Bendow.«
    »Thekla Bendow?«
    »Ja.«
    »Sehr bekannt.« Franks Ironie war unverkennbar. »Ich dachte schon, Günther Grass oder Heinrich Böll.«
    »Leider«, sagte nun auch Werner ironisch, »setzen die beiden nicht ihren Ehrgeiz darein, mit uns ins Geschäft zu kommen.«
    »Dann komm«, sagte Frank und erhob sich, um zur Tür zu gehen.
    »Tut mir leid, nein«, enttäuschte ihn Werner abermals. »Ich bleibe hier.«
    »Warum denn, verdammt noch mal?«
    Werner zeigte wieder einmal auf das Manuskript.
    »Ich will das veröffentlichen, als Fortsetzungsroman in unserer Zeitschrift. Das hat aber einen Haken.«
    »Welchen?«
    »Der Text ist nicht gut genug.«
    Frank riß die Augen auf.
    »Was ist nicht gut genug?«
    »Der Text.«
    »Also doch! Ich dachte, ich hätte mich verhört.« Frank schüttelte den Kopf. »Dann wirf das Ding schleunigst in den Papierkorb. Oder gib es der zurück … wie heißt sie?«
    »Thekla Bendow.«
    »Woraus besteht denn ein Roman, wenn nicht aus Text?«
    »Nicht immer nur daraus.«
    »Woraus denn noch?«
    »Aus zusätzlichen Illustrationen.«
    Frank schaute überrascht. Dann richtete er seinen Blick auf den Roman der unbekannten Verfasserin, wobei er fragte: »Von der auch?«
    Werner nickte.
    »Ja.«
    Franks Intelligenz reichte dazu aus, um das, was hier ungesagt im Raum stand, zu erfassen. Werners Äußerungen konnten nur den einen Sinn haben: daß diese Illustrationen vom Text abstachen; daß sie einfach klasse waren.
    »Laß mal sehen«, sagte Frank kurzerhand und griff sich das Manuskript. Als Architekt verfügte er selbst über ein gewisses Zeichentalent; die Materie war ihm also nicht gänzlich fremd.
    Es wurde still im Raum. Frank blätterte in dem Manuskript, und nur das Rascheln der Seiten, das dabei entstand, war noch zu hören. Und dann stieß Frank den ersten Pfiff durch die Zähne aus, der ein aufschlußreiches Zeichen seiner Überraschung war.
    Werner sah und hörte seinem Freund schweigend zu. Er hatte ja damit gerechnet, daß Frank in dieser oder ähnlicher Art reagieren würde. Zum Schluß klappte Frank das Manuskript zu und schob es auf der Schreibtischplatte wieder hinüber zu Werner. Dabei sagte er: »Das glaube ich nicht, daß die von der sind.«
    »Die Illustrationen?«
    »Ja«, nickte er und wiederholte: »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Dafür sind die mir zu gut.«
    Werner lachte kurz. Ihm war bekannt, daß Frank von Frauen in gewissen Dingen nicht viel hielt. Als Künstlerinnen sah er sie eigentlich nur in der Liebe. Das stellte aber keine
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