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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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könnten.«
    Eine Wandlung, die mit Helga vorzugehen schien, zeichnete sich ab. In Helgas Stimme kehrte Leben zurück, wenn es auch Feindseligkeit war, die den Ton prägte. »Wer sagt das?«
    »Zum Beispiel Werner Ebert.«
    »Ausgerechnet der.« Helgas Augen, die tot gewesen waren, funkelten plötzlich. »Der hat's nötig.«
    »Sie mögen ihn nicht mehr?«
    »Ich hasse ihn!«
    »Das habe ich auch versucht.«
    »Er hat Ihnen dazu auch den größten Anlaß, der denkbar ist, geliefert.«
    »Haarscharf denselben, den Ihnen auch Ihr Mann geliefert hat.«
    »Sehen Sie!«
    »Trotzdem schaffte ich es nicht, ihn zu hassen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ihn liebe«, sagte Clara schlicht und brachte Helga damit zum Verstummen.
    »Deshalb habe ich ihm auch verziehen«, fuhr Clara nach einem Weilchen fort. Sie zuckte die Achseln. »Ich konnte nicht anders. Ich wollte zwar anders, aber ich konnte nicht. Ich war machtlos gegen mich selbst. Die Liebe war stärker.«
    Helgas Mundwinkel begannen zu zucken.
    »Und ich kann nicht glauben«, schloß Clara, »daß zwischen Ihnen und mir ein Unterschied besteht.«
    Mit Helga ging noch einmal eine Wandlung vor sich. Sie fing ganz plötzlich an, herzzerreißend zu weinen. Die Tränen stürzten nur so über ihre Wangen. Es schüttelte sie. Sie weinte so sehr, daß es ihr unmöglich war, etwas zu sagen, selbst wenn sie es gewollt hätte.
    Clara ließ ihr Zeit. Ich bin ein Schaf, dachte sie. Bei der rannte ich die ganze Zeit offene Türen ein, und ich merke das jetzt erst.
    Das Telefon läutete. Helga ging nicht an den Apparat, sie ließ es läuten, hörte aber dadurch auf zu weinen. Mit einem Blick auf ihre Hände, die vor Nässe beinahe tropften, weil kein Taschentuch greifbar war, sagte sie: »Entschuldigen Sie, Clara.«
    Clara lächelte.
    »Ich habe auch viel geweint, Helga. Aber jetzt nicht mehr. Wir heiraten in vier Wochen.«
    Spontan rief Helga: »Sind Sie verrückt?!«
    »Warum?«
    »Den wollen Sie heiraten?!«
    »Ja«, nickte Clara glücklich.
    »Dann werden Sie sich alles, was kommt, selbst zuzuschreiben haben.«
    »Wissen Sie, was er mir gesagt hat?« antwortete Clara lachend.
    »Was?«
    »›Liebling, das, was passiert ist, wird mir eine Lehre sein. Ich bin geheilt. Du kannst gewiß sein, daß sich so etwas nicht wiederholt. Deshalb mußt du eigentlich froh sein, daß ich den nötigen Anstoß zu dieser Lehre für mich geliefert habe.‹«
    »Arme Clara!«
    »Nicht?« seufzte Clara mit tragischer Miene, die ihr wunderbar gelang.
    »Wenn mir der meine das auch sagt, bin ich aber endgültig fertig mit ihm.«
    »Helga!« rief Clara.
    »Ja?«
    »Haben Sie das gehört?«
    »Was?«
    »Ihr eigenes bedeutungsvolles Wort, das Ihnen soeben entschlüpfte?«
    »Welches?«
    »›Der meine‹.«
    »Ziehen Sie daraus keine voreiligen Schlüsse, Clara. So schnell, wie das anscheinend bei Ihnen geht, läuft das bei mir nicht. Er muß mit einem längeren Prozeß rechnen.«
    Clara traf Anstalten, sich zu erheben.
    »Wollen wir ihn holen?« antwortete sie dabei. »Damit der längere Prozeß beginnen kann?«
    Helga blieb sitzen, schüttelte den Kopf.
    »Nein, es wäre mir lieber, wenn er käme. Wo ist er denn?«
    »Bei Werner«, erwiderte Clara. »Werner möchte ihn nicht mehr aus den Augen lassen.«
    »Warum?«
    Claras Ausdruck wurde plötzlich wirklich ernst.
    »Weil, das sage ich Ihnen ganz bewußt, Helga, verhindert werden muß, daß Ihr Mann nach St. Pauli fährt.«
    »Nach St. Pauli?« stieß Helga hervor.
    »Im dortigen Milieu will er sich eine Pistole besorgen.«
    Helga riß es aus ihrem Sessel hoch.
    »Kommen Sie!« rief sie. »Wir fahren mit dem Wagen, den er mir dagelassen hat …«
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