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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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konnte. »Dann ... bist du schon jahrhundertealt?«
    »Himmel, nein! Ich bin reale dreißig Jahre alt, und alles, was ich je über meine Vergangenheit erzählt habe, ist wahr.«
    »Aber wie hast du es gemacht, dass du hier überall als Reinblütiger durchgegangen bist?«
    Er winkte ab. »Ach, ich bin ein Wechselbalg und als Mensch aufgewachsen. Von Anfang an habe ich gelernt, eine Seele vorzutäuschen. Damit habe ich sogar den Mistkerl Fokke erfolgreich reingelegt und ihm was zum Nachdenken gegeben, was ihn wenigstens ein bisschen von dir abgelenkt hat.«
    »Ich erinnere mich ...« Ihre Augen waren rund. Wirklich niemand war der gewesen, den er vorgegeben hatte zu sein.
    »Es ist sowieso schon beinahe eine echte Seele. Ich lebe seit meiner Geburt unter euch, da gibt es kaum mehr einen Unterschied. Und außerdem ...«, er hob verlegen lachend die Schultern, »hab ich mich ernsthaft verliebt. Das ist überaus menschlich, oder?«
    » Ernsthaft verliebt? Tja, schon. Aber in wen ... Oh!«
    Noch ein Schock der Offenbarung. Naiv, wie sie wohl immer noch war, hatte sie einige Sekunden gebraucht, bis es ihr dämmerte, und nun starrte sie ihn fassungslos mit aufgerissenen Augen an. »Das ist mir nie aufgefallen ...«
    »Natürlich nicht, du warst ja dauernd anderweitig beschäftigt. Das spielt jetzt keine Rolle«, fügte er hastig hinzu, als bereute er seine Offenheit bereits. »Das wird allzu menschlich, und das ist mir unangenehm. Am Ende werde ich noch sterblich. Aber ... man soll keine unerledigten Dinge zurücklassen, das habe ich von meinem Vater ... also meinem menschlichen Ziehvater ... gelernt. Du solltest es wenigstens wissen.«
    Blind wie eine einäugige Fledermaus war sie gewesen und dumm wie ... wie ... na, dumm eben. Finn war von Anfang an ihr treuester Freund gewesen, immer zur Stelle und bereit, sich zu opfern. Er hatte nie ein anderes Gesicht gezeigt als nun; und dass er sich nicht als Elf zu erkennen gegeben hatte, durfte sie ihm nicht zum Vorwurf machen – sie hatte ihn nie gefragt. Er hatte es nicht verborgen, nur einfach nicht gesagt.
    Finn. Er war es ja auch gewesen, an den sie immer zuerst gedacht hatte, den sie am meisten vermisst hatte, wenn sie mal wieder im Schlamassel gesessen hatte. Verblendet war sie gewesen, weil sie sich in einen anderen verschossen hatte, der sie nur benutzt und manipuliert hatte. Kein Wunder, dass sie nie weiter gedacht hatte, weil sie so ... so fixiert gewesen war auf ein Trugbild. Ein Spiegelbild ihrer Träume.
    Tief in ihrem Herzen regte sich etwas, und Laura wusste, es war jene Zuneigung, die sie schon lange in sich trug und heimlich hegte. Zuneigung, die eines Tages über die Freundschaft hinausgehen sollte, sobald sie Schmerz und Täuschung, Verrat und Verlust überwunden hatte.
    Und noch etwas begriff sie – ein wenig spät zwar, aber nicht zu spät.
    Ihr Leben war gar nicht zu Ende. Es fing gerade erst an! Sie war nicht allein und würde es nie wieder sein.
    »Ein Wechselbalg also?«
    »Yep. Meine Elfenfamilie wollte mich offenbar nicht. Irgendein düsteres Geheimnis, nehme ich an. Hab nie nachgeforscht.«
    »Hat deine Menschenfamilie gewusst, was mit dir los ist?«
    »Klar. Wird einem ja nicht jeden Tag ein frisch geborener Schreihals mit Elfenohren vor die Tür gelegt.«
    Laura blinzelte. »Ja, und ... hat sie das nicht irritiert?«
    Finn lachte. »Nein, warum denn? Sind doch Iren. Die gehen mit so was locker um. Na ja, relativ. Mutter hat Dad zur Sau gemacht, was er in seinem Suff wieder mal angestellt hat, er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich partout nicht mehr erinnern konnte, und ich hab die beiden einfach nur angestrahlt und Faxen gemacht, und das war's. Elfenbabys können schon ziemlich überzeugend sein, wenn sie es darauf anlegen – und ich brauchte schließlich ein Zuhause. Und ich hatte Glück. Eine bessere Familie hätte ich überhaupt nicht treffen können. Ich will meinen Erzeugern mal unterstellen, dass sie das beabsichtigt hatten.«
    Laura rieb sich die Nase. »Aber wenn du ein Elf bist und mich ... äh ... gern hast – musst du dann nicht zwangsläufig ein Mensch werden?« Eine idiotische Frage in diesem Moment, aber es beschäftigte sie zu sehr.
    »Du bist eine Grenzgängerin, schon vergessen? Das ist ein wenig elfisch. Ein ganz kleines bisschen, könnte man sagen.« Finn zuckte die Achseln. »Ich könnte also Glück haben und dich lieben und trotzdem ein Elf bleiben. Vorausgesetzt, du magst mich überhaupt.«
    »Ich ... Natürlich mag
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