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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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mehr auf sie bis auf jene, dass sie endlich nach Hause gehen konnten. Der letzte Abend brach herein. Bald würde es finster werden.
    »Was wird nun aus uns?«, fragte Gina, und damit kehrte endgültig alles zum Hier und Jetzt zurück, wie Laura es gewünscht hatte.
    »Morgen früh öffne ich euch das Tor«, antwortete Anne. »Heute Abend werden wir alle noch beisammensitzen und ein wenig feiern. Das habt ihr euch verdient; wir alle haben das. Außerdem wollen wir der Toten gedenken und sie ehren, die dort draußen ihr Leben gelassen haben. Lasst uns noch einmal die Gemeinschaft fühlen, als Erinnerung an das, was wir einst gewesen sind – ein einziges Volk.«
    »Aber haben wir denn noch so viel Zeit?«
    »Ich bin jetzt hier. Ihr habt dafür ausreichend Zeit.«
    »Und werden wir alle vergessen?«, fragte Luca bang.
    Anne lächelte. »Nein. Wer sollte euch glauben? Kein normaler Mensch kann dieses Reich finden, wenn ich es nicht wünsche. Da ihr durch ein Tor tretet, gibt es keinen Weg, den ihr zurückverfolgen könnt. Und letztendlich bleibt die Fünfzehnwochenfrist bestehen.« Sie wies auf Laura. »Dir kann es nicht verwehrt werden, jederzeit zurückzukommen. Doch ihr anderen werdet für immer nach Hause zurückkehren, mit allen Erinnerungen, die euch zu dem gemacht haben, was ihr jetzt seid. Ich habe nicht das Recht, euch das zu nehmen. Und bis dahin sollten wir den Abschied und alles andere feiern.«
    »Ja, bleibt!«, riefen einige Elfen, die einst Iolair gewesen waren, und klopften ihnen auf die Arme und Schultern. »Sonst verpasst ihr das Wichtigste – das Abschlussbankett! Das ist Elfentradition und immer das Beste am Krieg!«
    Die Gestrandeten wirkten zuerst verunsichert, doch dann lächelten sie zaghaft. Es wäre ein gutes Ende der Geschichte. Und sie brauchten tatsächlich noch ein paar Stunden, um sich mental auf die Rückkehr vorzubereiten. Trotz allem würden die meisten von ihnen Innistìr sicherlich vermissen. Und vielleicht ab und zu ein wenig »Heimweh« empfinden.
    »Was ich mich immer schon gefragt habe, was heißt das eigentlich: Innistìr?«, fragte Zoe.
    Robert lachte versteckt. » Auenland. « Er platzte heraus, als er die fassungslosen Gesichter um sich herum sah. Stolz wies er auf sich. »Meine Idee.«
    Anne nickte mit unbewegter Miene. » Seine Idee.«
     
    Wenn es darum ging, ein Fest auszurichten, wurde selbst der müdeste Elf aktiv. Inmitten der Trümmer des Hofes bauten sie innerhalb kürzester Zeit Tische und Bänke auf und plünderten die Vorratskeller. Allzu üppig würde das Essen nicht ausfallen, aber zu trinken gab es genug.
    Die Gestrandeten halfen mit, zunächst, um sich abzulenken, aber bald lösten sich ihre Mienen, und sie schwatzten und lachten.
    Kaum saßen sie alle, stand Aruna auf, und seine Gestalt leuchtete so hell, dass er noch bis ans Ende des Hofes deutlich gesehen werden konnte. Inzwischen war es dunkel, Fackeln und Öllampen brannten. An Arunas Seite saß seine Göttin Ida, Stammmutter der Monddynastie, strahlend schön und lächelnd.
    »Ich habe noch etwas für euch«, sagte er, »bevor ich abreise. Zum Dank für alles, was ihr für mich getan habt. Es ist etwas, wozu die Schöpferin bei aller Macht leider nicht in der Lage ist – aber das will ich jetzt beheben. Wofür bin ich ein Gott? Schaut zum Himmel!«
    Er vollzog eine Handbewegung, als würde er einen Vorhang zurückziehen, und genauso war es. Die finstere Decke dort oben wurde beiseitegeschoben, und dann ...
     
    ... erstrahlte der Himmel in Myriaden funkelnder und gleißender Lichter, und im Osten ging ein weiß leuchtender Ball auf und ergoss seinen silbrigen Schein über den Hof.
    »Ooooh ... aaaah ...«, seufzten alle Innistìrgeborenen ergriffen, und von wenigen Ausnahmen abgesehen spiegelte sich das Himmelsmeer in Hunderten Augenpaaren wider, aus denen Tränen wie glänzende Perlen rollten.
    Für einige Momente herrschte erhabene wie überwältigte Stille gleichermaßen, alle bestaunten das Wunder, nach dem sie sich immer gesehnt hatten, Sterbliche wie Unsterbliche.
    In diese Ergriffenheit hinein erklang eine zarte Flöte – Finn. Kurz darauf fielen eine Menge Instrumente ein, und alle sangen und lachten und tanzten. Auch der Gefallenen wurde gedacht; einer nach dem anderen der überlebenden Krieger trat vor und sagte den Namen jedes Helden, der sich geopfert hatte, und so wurde keiner vergessen.
    Luca sprach für Jack, Deochar für Veda, Laura für Leonidas, und so ging es fort. Auf diese Weise
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