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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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seines Aktienbesitzes weit unterschätzt. Der jährliche Gewinn würde ihm ein sorgloses Leben gestatten.
    Jack Hayes dachte weiterhin an Tilbury. Der Arzt hatte noch nicht weitergezahlt. Außer den 2000 Pfund hatte Hayes noch keinen baren Penny von ihm erhalten. Auf das Versprechen, bald ausgezahlt zu werden, gab er nichts mehr. Woher sollte Tilbury soviel Geld nehmen? Das war sehr schlecht für Tilbury; denn ein Mann wie Jack Hayes ließ in Geldsachen nicht mit sich spaßen. Vor allen Dingen dann nicht, wenn ihn derjenige einmal in die Verlegenheit gebracht hatte, entweder Kapital aus seinem Börsengeschäft zu nehmen oder sich in eine große Gefahr zu begeben. Es war seine Absicht, Tilbury nicht zu schonen. Hayes dachte an die Höllenqualen, die ihm die Angst vor der Entdeckung bereitet hatte, an die schlaflosen Nächte und vor allem an das Geld, was ihm Tilbury auf so gemeine Weise aus der Tasche gezogen hatte. Die Zeit für die Heransdiaffung des Geldes bedeutete nur die Frist, die den Arzt noch von den Gefängnismauern trennte. Jack Hayes plante für den nächsten Monat seine Hochzeit mit der blonden Allison. Bis zu diesem Zeitpunkt hoffte er, von Ellen geschieden zu sein — auf dem Papier; denn anders war er ja bereits von ihr getrennt. Der Gedanke an Ellen konnte ihn kaum noch erregen. Zuerst war es schlimm deswegen; aber diese Momente gehörten jetzt der Vergangenheit an. Hayes befand sich nahe der hohen hellbraun lackierten Tür, die in den Kursanzeigerraum führte, als das aufgeregte Summen der Menschen im Börsensaal verstummte. Es war plötzlich still. Die gewaltigen Schwingtüren pendelten langsam aus. Zwei Männer mit Hüten auf dem Kopf hatten die Börse betreten. Sie hielten die Hände in den Manteltaschen. Mit schnellen Augen überflogen sie das Publikum.
    „Polizei", sagte jemand. Simon war bekannt. Er war in der letzten Zeit einige Male hier aufgetaucht. Nun hatte er Hayes erblickt. Die beiden Polizisten setzten sich in Bewegung. Simon ging zuerst. Er war fast einen ganzen Kopf kleiner als der zweite Mann. Die Menschen spürten die Spannung. Die Luft schien zu knistern. Sie wichen langsam zur Seite, so daß sich eine Gasse auftat. Niemand blickte mehr auf die Kurstafel. Es waren nur wenige Meter, die Simon noch von Hayes trennten, als er stehenblieb. Keiner wußte, daß dem Polizisten jämmerlich zumute war. Er hatte Angst. Das Gesicht des Mannes, den er verhaften sollte, flößte ihm kalte Furcht ein. Seine Hand, die die Dienstwaffe umklammerte, fühlte sich für ihn wie ein Klumpen Eis an. Morry hatte den verkehrten Mann geschickt. Langsam erschien die Waffe und richtete sich auf Hayes, der ihn aus kalten Augen ansah.  
    „Ich verhafte Sie hiermit wegen Mordes an Kathleen Morris. Heben Sie die Arme, Hayes."
    Die Menschen schienen das Atmen vergessen zu haben. Totenstille herrschte im großen Börsensaal. Jack Hayes kam dieser Aufforderung nach. Er hob die Arme langsam über seinen Kopf. Er tat das mit einer gewissen Nachdenklichkeit. Es dauerte allen eine Ewigkeit. Am liebsten hätte Simon den Mann niedergeschossen, so fürchtete er sich vor ihm. Aber dazu hatte er kein Recht. Er mußte ihn lebend bringen.
    Sein Gesicht war grau und seine Augenlider zuckten. In Wirklichkeit wußte niemand, wie gefährlich Hayes war, auch Simon nicht, obwohl dieser ihn mehr fürchtete als alles andere, was ihm bisher in seiner Laufbahn begegnet war. Als Simon seinem Helfer das Zeichen gab, die Handschellen herauszuholen, hatte er nur noch zwei Sekunden zu leben. Eine Kugel aus der Waffe, die Hayes aus dem Schulterholster gerissen hatte, traf ihn mitten ins Herz. Lautlos fiel Simon in sich zusammen. Der Dienstrevolver glitt aus seiner Hand und klapperte zu Boden. In diesem Moment wurde die Tür zum Kursanzeiger-Raum aufgestoßen und ein blonder Mädchenkopf erschien. „Was ist? ..." Sie beendete ihre Frage nicht, sondern starrte wie gebannt auf die Leiche, unter der sich langsam eine Blutlache bildete. Bevor sie die Tür zureißen konnte, hatte Hayes seinen Fuß dazwischengestellt. Sie stieß einen spitzen Schrei aus und lief in den Raum zurück. Die Pistole in seiner Hand hatte ihr genug gesagt.
    „Drehen Sie sich jetzt um", befahl Hayes ruhig dem erstarrten Polizeihelfer, „und verlassen Sie den Saal."
    In den Mann kam plötzlich Bewegung. Zuletzt rannte er und war bald darauf durch die Tür verschwunden. Jack Hayes machte ein paar schnelle Schritte auf die Leiche zu und nahm die Dienstwaffe an sich. Als
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