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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wartete.
     
    *
     
    Donnerstag, 5. August, 12.13 Uhr.
    „Ich war in unserem Schlafzimmer, und das Fenster stand auf", begann sie. „Sie müssen wissen, daß das Fenster auf der Garagenseite ist. Ich hörte ein Mädchen schreien. Es war das Mädchen, das wenige Minuten vorher die Garage betreten hatte. Kurz nach dem Schreien wurde die Tür geschlossen. Ich habe das Mädchen nicht wieder fortgehen sehen. Später fuhr Herr Hayes weg. Ich habe niemandem etwas erzählt. Auch meiner Schwester sagte ich kein Wort davon, Herr North."  
    „Und heute haben Sie es nicht mehr länger ausgehalten. Sie wollten eine Anzeige machen, nicht wahr?"
    „Ja, das war meine Absicht, nachdem ich der Polizei gegenüber solange geschwiegen habe."
    „Wie oft war die Polizei bei Ihnen, Fräulein Brown?"
    „Dreimal. Jedesmal zeigte man uns das Bild des jungen Mädchens. Das letzte Mal ist es mir sehr schwergefallen, nicht die Wahrheit zu sagen. Ich zitterte vor Aufregung am ganzen Leib. Meine Schwester fragte mich, was mit mir los sei." Die Frau atmete kurz und heftig. Die Zigarette war ihr ausgegangen. Nervös zerpflückte sie das Papier. „Ich habe auch die Geschichte mit dem jungen Fleming verfolgt — und mit Ihrer Frau, Herr North." Es war ihr offensichtlich peinlich, darüber zu sprechen, aber North munterte sie auf.
    „Nur weiter. Ich bin bereits darüber hinweg, Fräulein Brown."
    Sie war noch blaß, als sie weitersprach: „Ich habe also einen Mörder gedeckt. Gott möge mir verzeihen. Aber konnte ich etwas gegen meine Liebe tun? Solange ich in diesem Haus wohne, habe ich ihn geliebt. Warum muß ausgerechnet er der Mörder sein?"
    Plötzlich schien ihr noch etwas einzufallen: „Und Sie? Was wissen Sie davon? Wer hat Ihnen gesagt, daß er ein Mörder ist? Warum schweigen Sie der Polizei gegenüber?"
    North drückte die Zigarette aus. „Ich wollte heute dasselbe tun wie Sie. Allerdings wollte ich zum Polizeihauptquartier fahren und dem Kommissar selbst meinen Verdacht mitteilen."
    Sie hatte wohl nicht richtig hingehört. Wie gebannt starrte sie durch die Scheibe über die Straße. Dort drüben stand jetzt ein Wagen, ein Packard. Auch North sah ihn und wußte im selben Moment, wer jenen Packard fuhr: Simon.
    Es war Simons Wagen, der da vor der Tür stand.
    „Die Polizei", sagte die Frau leise.
    Vier Männer waren gekommen. Einer blieb am Steuer, während die anderen drei Beamten in das Haus eindrangen. Simon ging zuerst. North sah, daß der Buick, der meistens vor dem Haus stand, fehlte. Also war Hayes wahrscheinlich nicht in seiner Wohnung. Ob Simon das in Betracht gezogen hatte? Die Frau im Kabriolett fieberte. Unruhig fuhren ihre Hände hin und her. North blickte auf die Uhr. Nach fünf Minuten kamen die Männer wieder, aber einer fehlte. Simon hatte ihn zurückgelassen. North schüttelte den Kopf: „Für Jack Hayes ist ein Mann zu wenig, du Anfänger. Hast du ihn so schlecht kennengelernt?"
    Sie stiegen in den Packard und fuhren los. Sie werden nicht weit fahren, dachte North. Sie suchen sich eine günstige Beobachtungsposition und werden warten. Jack Hayes soll ihnen in die Falle gehen. Aber anscheinend hatte Simon sich anders besonnen. Der Packard kam plötzlich wieder zurück. Ein weiterer Mann wurde zurückgelassen. Es war Snuffy, der, die Hände in die Jackettaschen vergraben, jetzt genau auf das Kabriolett zusteuerte. Er umging jedoch den Wagen und postierte sich vor einer Ladentür. Die berühmte Zeitung würde er sich bestimmt noch kaufen. Snuffy stand ungefähr 50 m von ihnen entfernt. Der Packard war verschwunden, und Jimmy North konnte sich denken, wohin Simon jetzt fuhr: zur Börse.  
     
    *
     
    Donnerstag, 5. August, 12.36 Uhr.
    In vierundzwanzig Minuten Börsenschluß. Jade Hayes klappte sein Notizbuch zu und erhob sich. Heute waren verhältnismäßig viel Menschen anwesend. Gemächlich schlenderte er durch den riesigen Raum, die Hände auf dem Rücken haltend. Vor einer halben Stunde hatte er einen größeren Posten Aktien verkauft. Dieses Geschäft war gut gewesen, seine Stimmung gehoben. Er machte Zukunftspläne. Er beabsichtigte, bei der nächsten günstigen Gelegenheit sämtliche Aktienpakete loszuwerden, um in das große Geschäft einzusteigen. Das große Geschäft hieß: ,Öl'.
    Der Verkauf seiner Aktienpakete würde ihm einen Erlös bringen der es ihm ermöglichen würde, die nötige Zahl von Ölaktien zu erwerben, die er dazu brauchte, um nur noch der Spekulation zu leben. Tilbury hatte den Wert
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