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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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geht's?"
    „Gut, Jack, ich fühle mich schon bedeutend besser."
    Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Sie roch seinen Alkoholatem.
    „Ich habe es mir überlegt, Jack. Wir gehen auseinander. Ich weiß, daß es so besser ist."
    „Das ist gut, Ellen. Also hast du es dir überlegt. Gut, wir werden also offiziell die Scheidung einreichen."
    Sie nickte und atmete verstohlen auf. Hayes sieht schlecht aus, dachte sie. Warum hat er dem Mann das Geld gegeben, wenn er nichts verbrochen hat? Er schien ihre Gedanken zu erraten. Es war auch nicht schwer. „Wirst du zur Polizei gehen und erzählen, was du in der Nacht gehört hast?"
    In seiner Stimme klang eine leise Angst auf. Plötzlich wurde sie sich bewußt, welche Macht sie in den Händen hielt. Sie konnte jetzt über ihn herrschen, ihn erpressen. Aber wofür und warum? Um die verlorene Liebe? Die würde sie nicht damit zurückholen können. In der ersten Zeit ihrer Ehe waren sie recht glücklich gewesen, aber hatten sie sich wirklich geliebt? Später war ihr Leben fade und leer geworden.
    Nein, Hayes hatte sie nicht geliebt. Es war ein Fehler gewesen, ihn zu heiraten.
    Ein kleiner, winziger Zug kam in ihr Gesicht, der völlig neu war. Er zeigt sich in den Augen oder um den Mund. Er entsteht, wenn man jemanden quälen will. Das war jetzt bei Ellen der Fall. Sie wollte ihn einschüchtern, weil er sie so lange gequält hatte. „Ich könnte es tun, vielleicht werde ich es auch tun." Sie hatte jedes Wort abgewägt.
    Aber Hayes war stärker. Er hatte etwas anderes für sie, was sie augenblicklich erschreckte. Sie wurde weiß wie Kalk, als er es gesagt hatte. „Nein, Jack, nein! Sag, daß es nur ein grausamer Scherz war. Oh Gott!"
    Hayes hatte ein gefrorenes Lächeln um die Lippen, als er aufstand und das große Zimmer mit seinen Schritten durchmaß. Langsam ging er ein paar Mal auf und ab.
    Dann wandte er der Frau wieder das Gesicht zu.
    „Es war kein Scherz, Ellen. Es ist mir bitter ernst damit, das kannst du mir schon glauben. Unternimm irgend etwas in dieser Hinsicht, und ich gebe für dein Leben keinen Penny mehr. Laß das sein, und du kannst gehen, wohin du willst. Es wai nicht gut, daß du gestern nacht hier gewesen bist. Der Kerl kennt unser augenblickliches Verhältnis nicht, sonst wäre er vorsichtiger zu Werke gegangen. Ich werde ihm diese Summe geben, weil mir nichts anderes übrigbleibt. Er ist ein kalter, berechnender Gegner, der weiß, was er will. Vielleicht ist er aber auch wirklich in einer Zwangslage. Eines Tages werde ich mir jedoch das Geld wiederholen, denn ich bin unschuldig. Mit der gestrigen Sache habe ich nur bedingt etwas zu tun. Das wäre alles, was ich dir zu sagen habe. Ich würde mich freuen, wenn es dir bald wieder gut geht, so gut, daß du mich verlassen kannst. Ich will dich nicht mehr bei mir sehen, Ellen. Jetzt erst habe ich dich erkannt, jetzt, nachdem die Geschichte passiert ist."
    „Ich werde bald gehen", flüsterte sie.
    Er sah, daß sie Angst hatte. „Du brauchst dich nicht zu fürchten; wenn du nichts gegen mich unternimmst, wird man dich in Ruhe lassen."
    Jack Hayes ging. Ruhig und gelassen verließ er das Schlafzimmer und begab sich in seinen kleinen Arbeitsraum. In der einen Fensterecke stand ein großes Reißbrett mit einer neuen Zeichenmaschine. Der Bogen Transparentpapier, den er zum Schutz gegen den Staub über ein Din A 2 Blatt gespannt hatte, war mit Fliegendreck und sogar mit Spinnweben bedeckt. Hier war lange nicht mehr sauber gemacht worden.
    Hayes schüttelte unwillig den Kopf. Es wurde Zeit, daß etwas geschah. Er fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Wohnung. Behutsam löste er mit einem Federmesser die Zwecken aus dem Brett, die das Schutzpapier hielten. Das Schema eines Luft-Führungs-Prozesses für Dieselmaschinen wurde sichtbar. Hayes war eigentlich Konstrukteur. Bevor er seinem Werk gekündigt hatte, war er mit der Entwicklung von Anlaßventilen beschäftigt gewesen. Durch seine Heiraten — es waren im ganzen fünf — hatte er sich schließlich in den Besitz einer respektablen Geldsumme gebracht. Das hatte ihn dann veranlaßt, seinen Beruf aufzugeben, um an der Börse sein Glück zu versuchen. Und Hayes schien auch wirklich der richtige Mann für größere und riskante Manipulationen zu sein. Zuerst tat sich nichts Besonderes, aber er konnte warten. Der gigantische Ölmarkt zog ihn an; er war jedoch zu klug, um nicht zu wissen, daß sein Vermögen für dieses Geschäft noch zu klein war, es würde
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