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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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geschminkten Lippen. Nun überfuhren sie den Madison-Square. Mit sicheren und eleganten Schritten lief ein blondes Mädchen drüben auf dem Fußweg. Die Augen des Mannes blitzten sekundenlang auf. Er war jetzt mit dem Wagen neben ihr. Mechanisch nahm er den Fuß vom Gaspedal und bremste. Nora blickte ihn verwundert von der Seite an. Hayes sah plötzlich die Unsinnigkeit seines Vorhabens ein, Allison im Augenblick zu sprechen. Außerdem durfte er hier nirgends halten. Er hatte sie sofort erkannt. Das Mädchen war auf einmal verschwunden. Hayes gab Gas. Mit überhöhter Geschwindigkeit glitt der Wagen jetzt über die Straße.
    „Wohin willst du eigentlich? Das Mädchen ist doch längst nicht mehr zu sehen."
    Er antwortete nicht, sondern zuckte nur leicht die Schultern; es interessierte ihn nicht, daß die Frau neben ihm Allison bemerkt hatte. Eine breite Asphaltchaussee lag jetzt unter den Rädern des Buick. Langsam kletterte die Nadel des Tachometers in die
    Höhe; sie fuhren nun mit einer Geschwindigkeit, die Nora Furcht einflößte. Sie hatte sich aufgerichtet und brannte sich eine neue Zigarette an: „Fahre nicht so schnell“, bat sie.
    Hayes hörte nicht auf sie. Er liebte die Geschwindigkeit.
    „Schließlich wollte ich spazierenfahren", murrte sie unwillig.
    „Ich kehre gleich wieder um", sagte er.
     
    *
     
    „Jack, bitte fahre etwas langsamer." Der Zeiger zitterte leicht auf der 140. Seine Augen forschten unablässig über die Straße und musterten scharf die flachen Gräben zu beiden Seiten. Plötzlich ging er mit der Fahrt herunter, aber nur für einen Augenblick. Unter einer Akazie hockten zwei Männer. Sie waren damit beschäftigt, das Gras im Graben zu untersuchen. Dann war der Wagen schon vorüber. Einer der beiden Männer hatte flachsblondes Haar. Jack Hayes sollte ihn noch näher kennenlernen. Unwillkürlich atmete der Mann am Steuer auf. Nora hatte nichts von dem kurzen Kampf in ihm bemerkt. Sie rauchte still ihre Zigarette. Da sind sie, dachte er, und sein harter Mund verkniff sich. Sie werden herausfinden, daß am gestrigen Abend kein Mensch an dieser Stellte gehockt oder gelegen hat. Hat es eigentlich noch weiter geregnet, nachdem wir die Unglücksstelle verlassen haben? überlegte er. Als er das Polizeigebäude verlassen hatte, hatten nur noch die Pfützen auf der Straße gestanden, geregnet hatte es nicht mehr. Er verwünschte es, daß er nicht besser darauf geachtet hatte. Es war ihm aber, als hätte es erst eine gute halbe Stunde später aufgehört zu regnen, also zu dem Zeitpunkt etwa, als er das Gebäude verlassen hatte. Ja, so war es gewesen. Demnach würde man also kaum feststellen können, ob sich tatsächlich ein Mensch im Graben verborgen gehalten hatte. Wer mochte überhaupt auf den absurden Gedanken gekommen sein, derartige Nachforschungen durchzuführen? Der Polizeiarzt konnte unmöglich dafür in Frage kommen. Hayes hatte sonst keinerlei Vermutung. Er beschloß, sehr vorsichtig zu sein.
    Daß sich die Polizei damit beschäftigte, war jedenfalls äußerst verdächtig. Er zermarterte sein Hirn. Wie hatte er sich verdächtig gemacht? Kamen die beiden gar nicht von der Kriminalpolizei? Sollte alles ein teuflischer Zufall sein? Er warf einen Blick auf seine großflächige Armbanduhr. „Ich glaube, wir kehren wieder um", sagte er. In einem Feldweg wendete er und fuhr zurück.
    „Jimmy wird auf dich warten, Nora."
    „All right, Jack."
    Der Platz unter der Akazie war leer. Hayes fuhr sich mit der Zunge über die rissigen Lippen. Alles sah still und friedlich aus; auf den Chromleisten des Wagens reflektierten gleißend die Sonnenstrahlen. „Ich möchte fort von hier, Jack. Es gefällt mir nicht mehr in London. Ich möchte reisen. Kannst du das verstehen, Jack? Es zieht mich nach Amerika, ich möchte New York kennenlernen, Boston, Washington oder lieber Südamerika, oh, Jack. Was erwartet mich hier jeden Tag? Jimmy mit seinen vielen Manuskriptblättern. Er schreibt jeden Tag. Er gönnt sich kaum eine freie Stunde. Ich habe es tatsächlich satt. Außerdem kenne ich die Welt überhaupt nicht. In dieser Stadt vegetiere ich nun schon fünfundzwanzig Jahre." Sie kämmte lustlos ihr dunkelblondes, kurzgeschnittenes Haar.
    „Du bist unzufrieden. Jimmy arbeitet nämlich auch für dich. Ihr habt jetzt ein schönes Haus. Das andere kommt schon noch. Warte eine Weile."
    „Warten! Wie lange soll ich nun noch warten? Wenn Jimmy mich wirklich lieben würde, brauchte er keinen anderen Frauen
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