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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ihr ernst mit der Reise nach Amerika. Hayes kräuselte spöttisch die Lippen. „Laß sie mal ein paar Tage über deinen Manuskriptblättern hocken", riet er „und sperr den Wagen ab. Wenn sie dann wieder in die hübsche Kutsche steigen darf, ist sie vernünftig."
    „Amerika", sagte North. „Was gibt es schon in Amerika? Außerdem habe ich keine Zeit. Ich bin mit Arbeit völlig überlastet. Fast jeden Tag schreibe ich etwas fertig. Wenn sie nur etwas ernsthafter wäre." Er drückte unwillig seine Zigarette aus und machte mit dem Stuhl eine ganze Drehung. Hayes beobachtete sein Opfer; denn North sollte sein Opfer werden. Hayes war gekommen, um den Freund um eine größere Summe zu bitten. Er lauschte einen Moment. Nora klapperte in der Küche mit den Tassen. Sie würde wohl bald zurückkommen.
    „Ich brauche sechstausend Pfund, Jimmy. Kannst du mir das Geld für ein halbes Jahr leihen?" Ihm war gar nicht gut. Er hatte einen bitteren Geschmack im Hals. Wie würde der Freund auf diese Bitte reagieren? Er hatte noch nie Geld bei ihm geliehen. Auch umgekehrt war das nicht der Fall gewesen.
    North blinzelte erstaunt und holte dann tief Luft. „Das ist verdammt viel, sechstausend", er pfiff leise durch die Zähne. „Du sagtest, innerhalb eines halben Jahres bekäme ich den Betrag zurück?"
    Hayes nickte. „Wenn das halbe Jahr um ist, hast du das Geld wieder. Wenn du willst, kannst du Zinsen haben."
    North schüttelte den Kopf. „Das kommt auf keinen Fall in Frage. Sechstausend kann ich dir aber nicht geben. Du bekommst fünf, vielleicht reicht das."
    Hayes schluckte schwer. Fünf Mille, dachte er, das ist genau der Betrag, der mir noch für heute Abend fehlt. Wenn ich dem Kerl die restlichen 14 Mille gezahlt habe, besitze ich an barem Geld so gut wie nichts mehr.
    „Du tust mir einen großen Gefallen damit, Jimmy." Er gab ihm nicht die Hand; schwer steckten seine schwitzenden Fäusten in den beiden Jackettaschen.
    „Willst du einen Scheck oder bares Geld?"
    „In bar, gib es mir ruhig in bar."
    North stand auf und verließ das Zimmer. Als er wiederkam, drückte er ihm das Geld in die Hand. Es steckte in einem großen Kuvert. Hayes klappte seine Brieftasche auseinander und legte das Kuvert hinein. „Vielen Dank, Jimmy."
    North sah die Erleichterung, die sich sekundenlang auf dem Gesicht seines Freundes zeigte. Da kam Nora zurück. Leichtfüßig und graziös trat sie in das Zimmer.
    Eigentlich war Kaffeekochen das einzige was sie richtig konnte. Sollte sie ein gutes Mittaggericht herrichten, dann kapitulierte sie. Hayes hatte seine Hand aus der Brusttasche gezogen. Das Geld habe ich jetzt, überlegte er. Ich werde schnell den Kaffee trinken und verschwinden. Leise klirrend setzte die Frau das Tablett auf den Tisch. Sie reichte ihnen das Getränk und stellte ihre eigene Tasse auf den Boden, auf dem sie sich wieder niederließ. Genußvoll begann sie den Kaffee zu schlürfen.
    „Was tust du anschließend, Jack", fragte sie plötzlich.
    „Ich fahre wieder zurück."
    „Ist Ellen noch krank?“
    Er nickte. „Sie fühlt sich aber schon bedeutend besser. In ein paar Tagen ist sie wieder fit."
    Nora streckte die Beine aus. „Ich komme für eine Stunde mit, Jack. Jimmy hat noch zu arbeiten, und ich möchte ein wenig an die frische Luft."
    Hayes warf North einen kurzen Blick zu, der beifällig nickte.
    „Wenn es dir recht ist, nimm sie mit."
    Sie tranken ihren Kaffee aus. Die Frau legte sich eine hübsche weite Jacke um die Schultern und hakte sich bei Hayes ein. „Nun komm", sagte sie mit leichter Ungeduld.
    North war ans Fenster getreten und sah, wie sie in den Buick stiegen. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, dann ging er zurück und ließ sich in den Drehstuhl fallen, um seine Arbeit wieder aufzunehmen.
     
    *
     
    „Wo wollen wir denn hin?" fragte Hayes.
    „Das ist ganz gleich, fahre ein bißchen durch die Stadt."
    Sie schmiegte sich katzenhaft in die Polster und schlug die Beine übereinander.
    Jimmy arbeitet und wir fahren spazieren, so dachte er. Wie konnte Jimmy auch die Dummheit begehen, Nora zu heiraten? ,Das ist meine Sache, Jack, mische dich da nicht rein’, hörte er ihn noch sagen. Dann hatten sie nicht mehr davon gesprochen.
    Hayes sah verbissen durch die Windschutzscheibe des Buick. Langsam mahlten seine Zähne aufeinander. Auch Nora schien in Gedanken versunken zu sein. Ihre Stirn war leicht gefurcht. Sie beobachtete den Mann aus den Augenwinkeln, dabei verzogen sich spöttisch ihre stark
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