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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn
Autoren: Georg R. Kristan
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übernommen.
    »Damit es keine Mißverständnisse gibt«, stellte Johann Wanitzky klar, »Ilka gehört dazu.«
    Sie lächelte. Es war ihr erster Abend im »Dohlenhaus«. Nach dieser Eröffnung würde sie alles daransetzen, daß es nicht ihr letzter blieb.
    »Auf das Wohl des Hausherrn«, sagte Kai Fischbach.
    »Auf das Wohl meiner Gäste«, dankte Johann Wanitzky. »Laßt uns Brüderschaft trinken; nur vereint sind wir mächtig.«
    Alle vier erhoben sich und streckten langsam die Hände vor, bis der Bund durch das Anklingen der Gläser geschlossen war.
    »Und nun die alte Art – ohne Kuß kein Genuß«, lächelte Wanitzky. Er trank Ilka Ritter zu, und noch feucht vom Single Malt berührten sich ihre Lippen. Dann wandte er sich an Martha Nikols. »Niki«, murmelte er und zog sie fest an sich, »ich wußte gleich, daß wir uns näherkommen würden. Im ›Dohlenhaus‹ ist immer ein Platz für dich.«
    »Auch wenn Ilka hier ist?«
    »Auch dann!«
    Sie unterstrich den Druck ihrer Lippen durch das Spiel ihres Knies. »Ich werde John zu dir sagen«, flüsterte sie und ahnte, daß ihm jeder Name aus ihrem Munde recht sein würde.
    Atemlos umarmte Kai Fischbach die ihm entgegendrängende Ilka Ritter. Der Duft des Parfüms auf ihrer Haut ließ ihren absoluten Willen zur Sünde erahnen. – So küßte sie auch.
    Die Männer reichten sich die Hände, und zwei Frauen umarmten sich mit einer Empfindung, die ihnen bisher verborgen geblieben war.
    »Fühlt euch wohl im ›Dohlenhaus‹«, forderte der Hausherr auf. »Unser Bündnis gilt Tag und Nacht. – Nur wird es in Gegenwart anderer besser sein, beim ›Sie‹ zu bleiben. Doch hier, unter diesem Dach, gibt es keine Geheimnisse.«
    »Du – Sie, du – Sie«, tönte es wie aus einem Munde und ging im Gelächter unter.
    »Ihr könnt euch gern frei machen. Auf den Fellen ist es warm genug«, sagte Johann Wanitzky und legte die Jacke ab, zog die Krawatte auf und warf sie hinter sich. Er hob Ilka auf seinen Schoß und ließ sie am Scotch nippen. Auch Kai wußte, wohin er zu greifen hatte, um Niki aufblühen zu lassen. Doch sie war noch nicht in der Stimmung, mitzuspielen. »Kai, warte; ich muß erst ein Problem loswerden. Hört bitte zu!«
    Wanitzky stellte das Glas auf den Tisch, ohne die andere Hand von Ilkas Busen zu nehmen. »Aber doch nicht jetzt!«
    »Gerade jetzt – dann ist es schneller vergessen.«
    »Also, was bedrückt Nikis Schwesterherz?«
    Martha Nikols nahm einen kräftigen Schluck Single Malt und zerbiß den schon abgeschmolzenen Brocken Eis. »In der Koordinata gibt es Schwierigkeiten. Der Informationsfluß ist blockiert. Sendenstein war stocksauer, als er die Mitteilung bekam. Bei der GeDaSi ist ein neuer Mann aufgekreuzt, ein Spürhund, der irgendwelche Überwachungsaufgaben hat. Nach dem, was ich mitgehört habe, kann es sich nur um Doktor Korbel handeln, der bei der Bundeswehr für die Datensicherung zuständig ist. Ich kenne den Mann, und – was Kai weiß, für euch aber neu sein dürfte – ich hatte eine kurze Affäre mit Korbel. Ein perverser Kerl ist das, ein brutaler Sadist. Ich bin ja kein Kind von Traurigkeit; aber das war zuviel und somit das Ende der Beziehung. Da von der GeDaSi im Moment nichts kommt, versucht Sendenstein inzwischen ein paar Informationen bei unserem externen Berater Hinterwimmer lockerzumachen. Der tönt zwar laut und will auch Material schicken, aber was der bringt, kann auf die Dauer kein vollwertiger Ersatz sein. – So, das war’s!«
    Johann Wanitzky hatte mit zunehmender Aufmerksamkeit zugehört. Er zog die so angenehm beschäftigte Hand aus der warmen Umgebung zurück und schob Ilka neben sich auf die Kaminbank.
    »Was sind denn das für Geschichten? Will da einer unsere Geschäftsgründlage kaputtmachen?«
    »Kein Zweifel, John; ich habe das Gespräch von A bis Z mitgehört. In den nächsten Wochen kommt nichts mehr durch.«
    Kai Fischbach stellte mit einer schnellen Bewegung sein Glas ab. »Korbel sagst du? Ausgerechnet dieser verdammte Mistkerl taucht in der GeDaSi auf. Das bedeutet nichts Gutes.«
    »Bist du sicher, Niki, daß es sich um Korbel handelt?« fragte Wanitzky.
    »Der Name ist zwar nicht gefallen – das ist bei solchen Gesprächen auch nicht üblich –, aber für mich besteht kein Zweifel, daß Korbel gemeint war. Das kann ich morgen sehr schnell klären.«
    Kai Fischbach griff zur dreieckigen Flasche, füllte die Gläser nach und gab Eiswürfel zu. »Das muß runtergespült werden, Freunde, und zwar
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