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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi
Autoren: Bastei Lübbe
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Gunnar humpelte zu dem Tisch und ließ sich dort nieder, ohne um Erlaubnis zu fragen. Der Barkeeper war ihm mit dem Holsten-Bier und dem Kuemmerling gefolgt.
    »Hast du einen Unfall gehabt?«, fragte Konráð, als er sah, wie Gunnar zugerichtet war. Das Veilchen war mittlerweile dunkelblau geworden, und er trug immer noch den Stützkragen um den Hals.
    »Ich habe mehrere Unfälle gehabt«, sagte Gunnar. »Ich brauche nur aus dem Haus zu gehen, und schon passiert mir was.« Gunnar schraubte den Bitter auf und leerte den Inhalt in einem Zug. »Das hilft ein bisschen«, sagte er und ließ einen ordentlichen Schluck Bier folgen.
    Konráð sagte: »Ich habe vorhin im Ministerium erfahren, dass Arngrímur von ein paar Banditen in den Borgarfjörður entführt wurde und ganz schön in Bedrängnis geraten ist. Er wurde aber heute befreit.«
    »Ja, von mir«, sagte Gunnar.
    »Von dir? Hat es einen Kampf gegeben?«
    »Nein, das war nicht nötig. Ich bin einfach einer genialen Eingebung gefolgt. So arbeite ich.«
    »Skål«, sagte Konráð und hob sein Whiskyglas. »Und außerdem habe ich gehört, dass es ein Geständnis im Zusammenhang mit dem Mord in der Botschaft gibt. Dass es dieser Kranke war, der den Sonnendichter begleitete.«
    »Ja.«
    »Dann ist also alles ausgestanden?«
    »Nein«, sagte Gunnar. Er bückte sich rasch, griff nach Konráðs Bein und legte es auf sein Knie. Konráð wurde so von dieser Aktion überrascht, dass er sich mit beiden Händen am Tisch festhalten musste, um nicht nach hinten zu kippen.
    »Was soll das?«, stöhnte er, während Gunnar die kurze, breite Schuhsohle mit dem Foto verglich.
    »Genau«, sagte Gunnar und ließ das Bein los. »Genau wie ich gedacht habe. Du hast vor dem Wochenende jemandem in einer Wohnung in Austurbrún einen Besuch abgestattet.«
    Konráð riss Gunnar das Blatt aus der Hand und betrachtete es genau.
    »Woher stammt dieses Foto?«, fragte er.
    »Du hast in der Wohnung Spuren in einem Schrank hinterlassen«, sagte Gunnar.
    »Das kann nicht sein«, entgegnete Konráð.
    Gunnar holte sein Handy heraus. »Du kommst jetzt mit mir ins Kommissariat.«
    Konráð griff nach seinem Glas und leerte es in einem Zug.
    »Halt, Moment mal«, sagte er. »Könnten wir nicht zu einem Kompromiss kommen?«
    »Leider nein«, sagte Gunnar. »Selbst wenn du mir die Hälfte des Geldes überlassen würdest, das du aus Antons Safe entwendet hast, würdest du ziemlich bald geschnappt. Die kriegen ganz schnell heraus, wer solche Schuhe anfertigt, und dein Name findet sich bestimmt in der Kundenkartei.«
    Zögernd sagte Konráð: »Wir sollten uns noch eine Runde genehmigen, bevor wir aufs Kommissariat gehen, um dieses Missverständnis aus der Welt zu schaffen.«
    Gunnar überlegte. »In Ordnung«, sagte er, »du bezahlst.« Er winkte dem Kellner und orderte eine neue Runde.
    Anschließend sagte er zu Konráð: »Wir haben diesen Abdruck. Außerdem ist damit zu rechnen, dass wir Haare oder irgendwas anderes finden, was wir durch eine DNA -Untersuchung mit dir in Verbindung bringen können. Wir werden deine Sachen untersuchen. Du hast dem Mann den Schädel eingeschlagen, und dabei sind Blutspritzer in alle Richtungen geflogen. Die meisten haben dich getroffen, auch wenn du das nicht bemerkt hast, weil sie so winzig waren. Die werden wir finden. Wahrscheinlich werden wir auch das Geld bei dir finden.«
    »Es sieht nicht gut aus«, sagte Konráð nach längerem Schweigen.
    »Nein.«
    »Was soll ich machen?«
    »Sei kooperativ. Das vereinfacht die Sache.«
    »Wirklich?«
    Der Kellner kam mit den Getränken und stellte sie auf den Tisch.
    »Der Rest ist für dich«, sagte Konráð, als er dem Kellner einen Fünfzigeuroschein reichte. »Und bring mir in zehn Minuten noch ein Glas.«
    Gunnar holte sein Diktafon heraus und stellte es auf Aufnahme. »Du kannst damit anfangen, mir zu sagen, was passiert ist. Das offizielle Verhör findet später statt. Was hast du da in der Wohnung gemacht?«
    Konráð ließ sich Zeit mit der Antwort. »Vor einigen Wochen hat Anton mich darum gebeten, in seine Wohnung zu gehen, falls ihm etwas zustoßen würde. Ich sollte da irgendwelche Kartons mit Zeitungsausschnitten vernichten. Nur wenige wussten von dieser Wohnung, aber ich habe ihn manchmal dort besucht, wenn er in Island war. Er hat mir einen Schlüssel zu der Wohnung gegeben.«
    »Was waren das für Zeitungsausschnitte?«
    »Einiges drehte sich um Finanzen, anderes sah nach Porno aus. Ich hatte den Eindruck, dass
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