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SOS am Gipfelkreuz

SOS am Gipfelkreuz

Titel: SOS am Gipfelkreuz
Autoren: Ralf Lilienthal
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aushalten?«, stöhnte Anna.
    »Okay, versuchen wir, ein trockenes Plätzchen zu finden. Ich schlage vor, du gehst auf der einen Seite der Wand los, ich auf der anderen«, lenkte Benny ein.
    »Hey, seid ihr verrückt. Ihr wollt mich doch hier nicht alleine lassen?« Dorian, der bis zu diesem Moment zähneschnatternd und in sich versunken dagesessen hatte, blitzte sie wütend an. »Ich komme mit. Los. Lasst uns gehen.«
    Er stand auf, knickte aber schon im nächsten Moment ein und schrie vor Schmerzen laut auf.
    »Dorian! Du musst dich jetzt zusammenreißen. Anna und ich werden losgehen und nach einem Unterschlupf suchen. Dein Bein braucht Ruhe. Wir kommen bestimmt bald zurück.«
    Benny hielt Dorian mit beiden Händen an denSchultern fest und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.
    »Einverstanden?«
    »Ja. Meinetwegen. Ach Mist, warum hab ich nur mein Handy nicht mitgenommen?«
    »Ja, es wäre gut, wir könnten Hilfe rufen. Aber ich denke, unsere Mütter werden auch so schon nach uns suchen lassen«, versuchte Benny Dorian zu beruhigen.
    Anna horchte auf. »Meinst du?«
    »Na klar, überleg doch mal. Wir stecken mitten im dicksten Gewitter und sind seit Stunden weg. Die werden sich längst Sorgen machen. Vielleicht haben sie den Hüttenwirt zu Hilfe gerufen. Oder gleich die Bergwacht.«
    Das klang zuversichtlicher, als Benny in Wirklichkeit war.
    Nachdem die Blitze zehn Minuten lang ganz in der Nähe eingeschlagen waren, schien sich jetzt das Zentrum des Gewitters allmählich zu entfernen. Nur der Regen prasselte ununterbrochen auf sie herunter.
    »Haben wir das Schlimmste überstanden? Daszieht schon wieder weiter, oder?«, machte sich Anna selber Mut, wurde aber von Benny enttäuscht.
    »Glaube ich nicht. Du musst dir das wie einen großen Kreisel vorstellen. Der steht auch nicht auf der Stelle, sondern wandert in Spirallinien immer wieder darüber weg. Das kann noch eine ganze Zeit dauern, deshalb sollten wir jetzt wirklich losgehen.«

Die schützende Höhle
    Anna entschied sich für rechts und Benny schlug den Weg über einige größere Brocken hinweg nach links ein.
    Sie hatten sich darauf verständigt, genau zehn Minuten lang zu laufen. Sollten sie in dieser Zeit keinen Unterschlupf gefunden haben, würden sie wieder umkehren.
    Während Benny, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, vorsichtig über die glitschigen Steine kletterte, ratterte es hinter seiner Stirn. Jetzt, wo er nicht mehr den Anführer der kleinen Gruppe geben musste, begann er am ganzen Körper zu zittern. Das lag zwar auch an der Kälte, hatte aber eigentlich andere Gründe.
    Schließlich wusste er nur zu gut, was ihnen bevorstand, wenn niemand sie hier unten in diesem Loch finden würde. Schon jetzt war die Temperatur sicherlich um zehn Grad gefallen. Außerdem warensie so durchnässt, dass ihre Kleidung kaum mehr Schutz gegen die Kälte bot.
    Was, wenn wir die Nacht hier verbringen müssen? Keine Decken, nichts zu essen. Er erinnerte sich vage an Schilderungen von spätsommerlichen Wetterstürzen, von Gewittern, Hagel und sogar Schneefällen. Von erfrorenen und abgestürzten Bergsteigern und Wanderern.
    Während Benny weiterstapfte, ging eine ganze Serie von Blitzen herunter. Das Gewitterzentrum näherte sich wieder und Benny bekam es jetzt richtig mit der Angst zu tun. Alleine war es weitaus schwieriger, mutig zu sein, als unter den Augen der anderen.
    Er sah auf die Uhr. Er war bereits seit acht Minuten unterwegs und hatte noch nicht einmal den Ansatz einer Höhle entdeckt. War in diesem Gestein überhaupt damit zu rechnen? Noch gab er nicht auf und ging weiter.
     
    »Nichts! Es sieht überall so aus wie hier. Wir müssen uns wohl damit abfinden, im Freien zu bleiben.« Benny bereute seine Worte, kaum dass er sie ausgesprochen hatte.
    Dorian hockte, den Kopf zwischen den Knien, einfach nur da und zitterte am ganzen Leib.
    »Was machen wir denn jetzt? Gleich ist es dunkel und dann haben wir keine Chance mehr, zur Hütte zurückzukommen. Dann kann uns nicht mal mehr ein Hubschrauber finden«, stöhnte Dorian.
    Benny wusste, dass Dorians Ängste nur zu begründet waren. Aber er versuchte nicht daran zu denken. Jetzt durften sie auf keinen Fall aufgeben.
    »Quatsch, Dorian, sie finden uns! Wenn der Regen nachgelassen hat, werden sie uns finden. Die Bergrettung hat Hunde. Wenn die ein Stück Stoff mit unserem Geruch kriegen, finden die uns bestimmt!«
    Dorian hob den Kopf.
    »Hunde? Sie haben Hunde?«
    »Klar, Mann. Lawinenhunde. Die
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