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130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

Titel: 130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen
Autoren: Larry Brent
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    Er kam spät in der Nacht nach Hause, es war stockfinster. Kein Wunder um diese Zeit. Alle schliefen schon.
    Aber das war ein Irrtum.
    Vivian Mail war noch auf. Sie saß hinter den Vorhängen, hörte den Motor des Wagens, wie das Garagentor zuklappte und knirschende Schritte sich dem Haus näherten. Dann ächzten die hölzernen Stufen. Der späte Heimkehrer drehte den Schlüssel im Schloß und trat ein.
    Wie ein Schatten tauchte Vivian an der Tür zum Wohnzimmer auf.
    »Guten Morgen, Ed«, sagte sie leise.
    Edgar Mail war verwundert und ein wenig erschrocken.
    »Vivian? !« wisperte er und kam kopfschüttelnd auf sie zu. In ihrem hellen, seidig schimmernden Morgenmantel leuchtete ihr Körper aus dem Dunkeln. »Du schläfst nicht? Weißt du, wie spät es ist ?«
    »Weiß ich, Ed. Zehn Minuten nach drei. In zwei Stunden geht die Sonne auf .« Vivian Mail warf ihr weichfließendes, gewelltes Haar in den Nacken. Ihr schmales hübsches Gesicht war dicht vor ihm, und er nahm
    es zwischen seine Hände und küßte seine Frau zärtlich. »Zeit zur Zärtlichkeit, Ed, können wir uns jetzt nicht nehmen ...« Ihre Stimme klang kühl und sachlich.
    Er hob kaum merklich die buschigen Augenbrauen. »Ist was, Vivian? Fühlst du dich nicht wohl? Kannst du nicht schlafen ?«
    »Es ist von jedem etwas, Ed«, sagte sie ausweichend.
    Er wollte das Licht anknipsen, aber sie hielt seine Hand fest.
    »Kein Licht, bitte. Sie könnte es sehen. Und laß uns auch hier draußen auf dem Gang nicht miteinander sprechen .. .« Sie unterbrach sich und warf einen mißtrauischen Blick auf die Holztreppe, die in den ersten Stock des Hauses führte, wo die Schlafzimmer lagen.
    »Jedes Geräusch, das hier unten verursacht wird, kann man oben hören. Wenn sie nicht fest schläft, weiß sie inzwischen schon, daß ich deine Rückkehr abgewartet habe. Du bist heute besonders spät dran .«
    Er seufzte, während er mit ihr ins Wohnzimmer ging und die Tür leise ins Schloß drückte. »Ja, ich weiß. Ich hab’s früher nicht geschafft. Bikman hatte mir noch einen potenten Kunden empfohlen. Der Bursche hat Geld und Ideen. Er braucht ’ne Menge Maschinen für seinen expandierenden landwirtschaftlichen Betrieb. Da sind für mich einige tausend Dollar Provision drin. Der neue Kunde hat allerdings ’nen Tick. Er hat mich empfangen wie einen alten Freund und bewirtet, als hätte ich tagelang nichts gegessen und getrunken. Er hat den größten Wein- und Bierkeller in ganz Australien, davon bin ich überzeugt. Ein geselliger Bursche! Allerdings ein bißchen anstrengend. Am liebsten hätte er mich bei sich behalten.
    Er meinte, es sei Freitag, da könnten wir auch gleich bis in den Samstag hinein feiern. Als ich ihm sagte, daß ich Familie hätte, winkte er ab und meinte, dann könnte ich mit ihm auch gleich bis in den Sonntag hinein feiern. Familie sei etwas Anstrengendes, und ...« Das leise Lachen, das in seiner Stimme mitschwang, erstarb plötzlich. Er Unterbrach sich, als er ihr gelangweiltes und beinahe vorwurfsvolles Gesicht sah.
    »Ich wollte mit dir reden, Ed«, sagte Vivian Mail, ehe er noch einige erklärende und entschuldigende Worte hinzufügen konnte. »Mich interessiert sehr, was du tust, das weißt du. Aber dazu haben wir jetzt nicht die Zeit. .Hast du dir denn gar keine Gedanken darüber gemacht, weshalb ich um diese Zeit hier im Dunkeln auf dich wartete? Aus Angst! Ich wage nicht, mich oben ins Bett zu legen, die Augen zu schließen und einzuschlafen .«
    »Es geht dir schlecht. Bist du krank ?«
    »Nein, ich bin nicht krank. Obwohl ich langsam anfange, an meinem Verstand zu zweifeln. Ich habe mir schon hundertmal gesagt, daß ich mir das alles vielleicht nur einbilde. Aber es ist keine Einbildung, Ed .«
    Ihre Stimme war lauter geworden, und wie eine Wildkatze im Käfig so lief Vivian schnell in dem geräumigen Zimmer auf und ab. Der Raum war siebzig Quadratmeter groß, verfügte über einen offenen Kamin und durch das vom Boden bis zur Decke reichende Panoramafenster erhielt das Zimmer eine weitere Dimension. Der direkte Blick über die großzügige Terrasse mit den weißen Säulen und in den mehr als zweitausend Quadratmeter großen Garten erweiterte den Wohnraum um ein Vielfaches.
    Draußen brannten Laternen. Ihr gemütlicher Schein fiel durch das große Fenster und schuf anheimelndes Halbdunkel, das die Umrisse der Einrichtungsgegenstände, der Bilder und die Bücherwand links und rechts neben dem Kamin erkennen ließ.
    Das durchs Fenster
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